50 Jahre AMD: Der Underdog, der richtig beißen kann

Seite 7: Der Hammer

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Dieser Kampf zog sich bis 2003 hin, beide Unternehmen hielten an Athlon und Pentium 4 fest, wenn auch mit immer wieder überarbeiteten Versionen. Dann kam, im Wortsinne, der Hammer: AMD stellte den unter dem Codenamen "Hammer" entwickelten Athlon 64 vor. Mit dem verbindet den Autor dieses Textes eine besondere Beziehung, konnte er ihn doch am Rande der Computex 2002 in Taiwan als erster im Prototypenstadium testen, und zwar bei... naja, irgendein asiatisches Unternehmen wirds schon gewesen sein. Dank fleißiger Kollegen zuhause gab es eine Handvoll auf 800 MHz - schneller wollte dieser Hammer noch nicht - normierter Benchmarks, und es wurde klar: Takt für Takt kann AMDs neue Architektur den Pentium 4 schon bei bestehender Software schlagen, den Vorteil von 64-Bit-Kompilaten noch gar nicht eingerechnet.

Bei Intel herrschte Panik, und bei AMD auch, aber nur wegen des sehr frühen Tests. Man wollte vor Erscheinen die Ergebnisse nicht kommentieren, später gab es ein, sagen wir: intensives Gespräch zwischen zwei Redakteuren und vier AMD-Vertretern. Das bliebt aber auch durchaus höflich.

Intel versuchte damals angeblich händeringend, ein lauffähiges Hammer-System vor dem Marktstart in die eigenen Labors zu bekommen. Intel zitterte vor Hammer-Furcht: Man hatte sich ganz auf die Netburst-Architektur des Pentium 4 festgelegt, die bis zu 5 GHz erreichen sollte. Die Physik ließ aber auch hier nicht mit sich spaßen, und bei schon bei 3,8 GHz war Schluss, das war 2005.

Genau da bahnte sich der nächste Umbruch an: Prozessoren mit zwei Kernen gab es schon für Server, und nur um ein paar Wochen schlug Intel mit dem Pentium D (alias Extreme Edition 840) AMD mit dem ersten Athlon Dual-Core für Desktop-PCs.

Spötter übersetzten das Kürzel "EE" in den Preislisten als "Emergency Edition", um dem anhaltend gut skalierenden Hammer-Kern etwas entgegenzusetzen. Der erschien dann aber doch mit einem technischen Vorteil: Statt zwei Dies in einem Gehäuse war der Athlon 64 X2 ein echter Doppelkern aus einem "monolithischen" Stück Silizium. Weil der Pentium 4 immer noch höhere Takte hatte, nahm im Verlauf der nächsten Jahre das P-Rating endgültig bescheuerte Werte an: Ein Athlon X2 6400+ lief genau mit der Hälfte der suggerierten Frequenz.

Ab 2006 eilte Intel mit der neuen und viel sparsameren Core-Architektur mit zwei und vier Kernen davon und AMD brauchte bis Ende 2007, um den X2-Nachfolger namens "Phenom" mit ebenfalls bis zu vier Kernen vorzustellen.

Die Radeon HD 2600 XT erschien 2007 in Mustern noch mit ATI-Logo.

(Bild: Nico Ernst)

Vorher musste man erst noch ATI kaufen, fortan war AMD auch vollwertiger Anbieter von Grafiklösungen. Also sollte mit der "Spider" genannten Plattform der erste PC nur mit AMD-Bausteinen vorgestellt werden, vorwiegend für Spieler: Prozessor, Chipsatz, Grafikkarte - alles aus einer Hand. Das liest sich schöner, als es war: Die Testrechner, die nur vor Ort und unter Aufsicht mit vorinstallierter Software geprüft werden durften, stürzten reihenweise ab. Das geplante Topmodell der CPUs sollte dann doch nicht auf den Markt kommen und in allen Phenoms lauerte ein Bug im Zwischenspeicher TLB. Später galt diese Veranstaltung in Warschau AMD-intern als bestes Beispiel, wie man einen Markstart nicht macht.

Und mit der Performance des Phenom, der als K10-Architektur entwickelt wurde, war es auch nicht weit her, die Chips mussten so billig wie Intels Mittelklasse verkauft werden. Dass man im Jahr zuvor noch insgesamt 5,4 Milliarden US-Dollar für ATI hingeblättert hatte, machte es noch schlimmer.