50 Jahre AMD: Der Underdog, der richtig beißen kann

Seite 3: Börsengang 1979

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An die Börse ging man jedoch erst 1979, seit 1972 gab es nicht öffentlich gehandelte Anteile. Vor dem Börsengang wurde mit wirtschaftlichem Erfolg viel Infrastruktur geschaffen. 1973 eröffnete AMD ein erstes Werk für die Montage von Chips in Malaysia, im Jahr 1974 erzielte das Unternehmen bereits einen Umsatz von über 25 Millionen US-Dollar und 1978 waren dann die 100 Millionen erreicht. Damit konnte die erste eigene Halbleiterfabrik im texanischen Austin gebaut werden, und an der NYSE kamen die Aktien in den Handel. Alles gut also? Nicht so ganz.

Den voll programmierbaren Mikroprozessor hatte AMD nämlich eine zeitlang ignoriert. Intel hatte ihn mit der 4-Bit-CPU bereits 1971 vorgestellt, was jedoch zuerst kein großer Erfolg war. Die Chips waren teuer und dabei nicht einmal immer schneller. Das waren unter anderem die Bit-Slice-Bausteine der Serie Am2900, die sich in einem Baukastensystem zu flexiblen Rechnern mit größeren Datenbreiten kombinieren ließen. Dafür benötigte man dann zwar mehr Chips, aber bei den damals nicht universell verwendbaren Computern, die meist eigene, auf die Hardware zugeschnittene Programmiersprachen benötigten, war das nicht weiter tragisch. Zudem waren die euphemistisch "Minicomputer" genannten Maschinen in der Regel immer noch so groß wie ein Kleiderschrank.

Mit dem 8080 hatte Intel sein Konzept aber 1974 marktreif gemacht, und AMD war schlau genug, es genau zu analysieren - per Reverse Engineering. 1976 gab es dann das erste von vielen weiteren Patentaustauschabkommen mit Intel, was es AMD ermöglichte, auch den 8080 selbst herzustellen.

Dass AMD die Intel-Chips nur kopiert und von Intels Know-how schmarotzt, ist dabei eine immer wieder zu hörende Verleumdung. Intel kann durch die "Cross License Agreements" ja auch AMD-Erfindungen nutzen, besonders prominent zu sehen war das viel später bei Intels ersten 64-Bit-Erweiterungen für Desktop-CPUs, die auf AMDs Technik basierten. Windows holte sich auch auf Intel-Rechnern die Bibliotheken aus dem Ordner "AMD64".

Im Jahr 1981 erfolgte dann das, was AMD und Intel endgültig aneinander binden sollte und die Landschaft der Computerei für das ebnete, was sie heute ist: IBM stellte nach langer Zusammenarbeit mit der gesamten Branche den "Personal Computer" vor. Der Riesenkonzern machte seinen Zulieferern dabei Auflagen, um nicht von einzelnen Unternehmen abhängig zu sein. Also erweiterten AMD und Intel ihr Abkommen, insgesamt sollten den 8086-Prozessor für den PC acht Firmen herstellen: AMD, Fujitsu, Harris, Intel, Matra-Harris, Mitsubishi, NEC und Siemens. Später gab es noch viele andere wie Cyrix und VIA, aber durch die frühe Lizenzfertigung und IBMs ausdrücklichen Wunsch, AMD ins Boot zu holen, hatte dieses Unternehmen bei den PC-Prozessoren immer schon eine feste Position als Zweiter hinter Intel.

Wenig bekannt ist, dass AMD 1981 ebenfalls seine Entwicklung von Z80-kompatiblen Prozessoren einstampfte, für die Siemens vier Jahre zuvor 20 Prozent der Anteile des Chipherstellers übernommen hatte. Die gemeinsame Firma "Advanced Micro Computers" (AMC) war ein Flop, aber Siemens sprang schnell auf den PC-Zug auf - und fuhr ihn danach konsequent an die Wand. Die letzten Reste der einst tollen Siemens-PCs hält heute Fujitsu, und auch deren Rechner werden bald nicht mehr in Deutschland hergestellt.