LA Auto Show

Elektro-SUV Kia Concept EV9 auf der Los Angeles Auto Show

Kia stellt auf der AutoMobility LA in Los Angeles (17. bis 28. November) die SUV-Studie Kia Concept EV9 aus und nennt bereits recht seriennah klingende Daten.

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Kia nutzt an einigen Stellen die neuen, gestalterischen Freiheiten, die der batterieelektrische Antrieb mit sich bringt.

(Bild: Kia)

Lesezeit: 4 Min.
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Auf seiner technischen Elektroauto-Basis plant Kia weitere Modelle, darunter auch ein SUV. Das hat der koreanische Autohersteller anlässlich der AutoMobility LA in Los Angeles angekündigt und zur Bekräftigung die SUV-Studie Kia Concept EV9 mit recht seriennah klingenden Daten vorgestellt.

Wie das erst kürzlich lancierte Elektro-Crossover Kia EV6 basiert die Studie auf der E-GMP (Electric Global Modular Platform), der aktuellen Elektrofahrzeugplattform des Unternehmens. Das Auto sieht aus wie von einem Kind gezeichnet: Eckig und mit riesigen Rädern an jeder Ecke. Es ist das optische Erfolgskonzept des SUV, das sich seit 20 Jahren immer noch wachsender Beliebtheit erfreut. Zur großen Freude der Autoindustrie lässt es sich ausgerechnet mit den Mitteln der Elektroauto-Architektur noch weiter perfektionieren.

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Seine Proportionen sind die eines SUVs mit drei Sitzreihen, mit 4930 mm Länge aber noch nicht ausufernd. Ein Grund für die vergleichsweise effiziente Nutzung des Verkehrsraums scheint die aufrechte Sitzposition zu sein, das Auto ist mit 1790 mm hoch. Die neuen Freiheiten der E-Auto-Architektur ermöglichen den für ein herkömmliches Auto dieser Länge unerreichbar weiten Radstand von 3100  mm. Mit 2055 mm ist das Auto ungewöhnlich breit, wohl als Kompensation für die unnötig großen und breiten 22-Zoll-Räder.

Elektro-SUV-Studie Kia Concept EV9 (6 Bilder)

Von Kindern gezeichnete Autos sehen genau so aus: Eckig und mit riesigen Rädern an den Ecken. Ein Erfolgskonzept seit 20 Jahren mit immer noch steigender Tendenz.

So ein optisches Statement kostet richtig Innenraum. Früher haben wir so etwas gelassen aufgenommen und schulterzuckend darauf verwiesen, dass es sich um eine Studie handelt. Heute aber wissen wir, wie viele Hersteller solche Dimensionen selbst an Elektroautos tatsächlich in Serie bringen. Was uns ungezwungen zum Thema Reichweite bringt.

Ein bisschen Kosmetik an der durch die Grundform schon unnötig verschlechterten Aerodynamik sollen eine aus dem Dach ausfahrbare Reling bieten, ohne die ein SUV ja nicht denkbar ist und Kameras anstelle der Außenspiegel. Von denen behauptet Kia, sie können "die räumliche Wahrnehmung des Fahrers verbessern". In Fahrberichten aus real existierenden Autos können Sie entnehmen, dass Kameras das gerade nicht leisten. Ihr Beitrag zur Aerodynamik ist aber unmaßgeblich genug, dass man sie nur an in dieser Hinsicht ausgesprochen hochgezüchteten Autos akzeptieren sollte.

Ach ja: Reichweite. Die gibt Kia mit bis zu 483 km an. Dank ihrer Spannung von 800 Volt soll die Batterie an einem 350 kW liefernden Schnellader in 20 bis 30 Minuten von 10 auf 80 Prozent geladen werden können. Das klingt alles ziemlich realitätsnah, der Genesis V60 auf gleicher technischer Basis erreicht als Allradmodell mit 234 kW eine Reichweite von maximal 400 km, seine 77,4 kWh fassende Batterie soll in 18 Minuten von zehn auf 80 Prozent aufgeladen werden können.

Der Innenraum hingegen zeigt recht schön, wie das technische Konzept des Elektroautos die Gestaltung befreien könnte. Tunnel oder andere Bodenauswölbungen werden nicht benötigt. Im Design der kaufbaren E-Autos ist so etwas bislang nur in Spuren angekommen, wenn man von mutigen Autos wie dem BMW i3 einmal absieht.

Elektro-SUV-Studie Kia Concept EV9 Interieur (3 Bilder)

Schlicht und klar gestaltet. Der Mut zu einer durchgehenden Bank aber fehlt noch. Ein atavistisches Organ aus Plastik reckt sich anstelle des Tunnels ratlos ins Leere. Das Loch wirkt dazu passend entschuldigend.

Das Versprechen, upgecycelte Materialien aus im Meer treibenden Kunststoffabfällen zu verwenden, ist toll, müsste aber glaubhaft unterfüttert werden, sollte der Wagen in Serie kommen. Verbraucherschützer haben mittlerweile für einige Firmen nachweisen können, dass mit solchen Ansagen lediglich auf die bestehende Möglichkeit hingewiesen wurde.

Ein interaktives 27-Zoll-Breitbilddisplay soll der "Konnektivität mit der Außenwelt als auch zur Steuerung von Infotainment-, Klimatisierungs- und Komfortfunktionen" dienen. Das rechteckige Lenk"rad" ist ein zuverlässiger Wiedergänger auf allen Automessen, seit es auf Zeichnungen in den 1950er-Jahren erträumter Atomkraftwagen erstmal auftauchte. Einklappbar soll es im Stand mehr Komfort schaffen (und wirft damit die Frage auf, was das eigentlich für Menschen sind, die in abgestellten Autos sitzen) und ist gleichzeitig der heute unverzichtbare Hinweis auf den offenbar immer noch unerschütterlichen Glauben an eine nicht allzu ferne Idealwelt, in der man sich autonom chauffieren lassen wird. Aber bitte, es ist ja nur eine Studie.

(fpi)