Geometriestunde: Modellpflege für die Indian FTR

Indian gibt seinem Retro-Bike FTR endlich ein adäquates Straßenfahrwerk mit 17-Zoll-Rädern. Wer mag, bekommt die Maschine aber weiterhin in Flat-Track-Optik.

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Indian FTR

Indian baut sein Flat Tracker-Angebot in die Breite aus, erhält Hardcore-Fans aber das Ursprungsmodell.

(Bild: Indian)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Ingo Gach
Inhaltsverzeichnis

Indian überarbeitete Motor und Fahrwerk der Flat-Track-Replika FTR 1200 und strich die Zahl im Modellnahmen – ab sofort heißt die Baureihe nur noch FTR. Ein neues Fahrwerk dürfte der Indian zu einem verbesserten Handling, technische Maßnahmen am Motor zu Euro-5 und einer willigeren Gasannahme verhelfen. Hardcore-Retrobiker brauchen nicht traurig zu sein, für sie baut Indian die Ursprungsversion mit dem Motor-Upgrade weiter. Die FTR ist dadurch nun in vier Versionen erhältlich, die eine größere Preisspanne abdecken.

Die wiederbelebte amerikanische Marke Indian wollte 2019 mit dem Retro-Bike FTR 1200 auch europäische Motorradfahrer begeistern, denen Flat-Track-Rennen gänzlich unbekannt war. Die Marke hatte gerade mit der FTR 750 – eine reine Rennmaschine – die in den USA sehr populäre Flat-Track-Serie überlegen gewonnen, da kam die FTR 1200 gerade zum rechten Zeitpunkt. Optisch machte die im Flat-Track-Stil gehaltene Indian auch viel her, hatte aber mit dem Rennmodell technisch so gut wie nichts zu tun.

Wie bei einigen anderen Retro-Modellen war sie sie um der Optik Willen mit einer zwar schicken, aber unhandlichen Rad-Reifen-Kombination ausgestattet. Bei der FTR 1200 waren das die Radgrößen der Rennmaschinen für die Flat-Track-Ovale. Um auf dem schmierigen Untergrund möglichst schnell durch die Kurven zu driften, fahren sie mit 19-Zoll-Vorder- und 18-Zoll-Hinterrad. Da die Retro-FTRs aber auf der Straße gefahren werden, erwies sich diese Konfiguration als unnötig störrisch und unpräzise im Handling. Zudem ärgerte die Maschine ihre Fahrer mit unwilligem Ruckeln, solange ihr Motor noch nicht auf Betriebstemperatur war.

Der Kritik hat sich Indian angenommen. Für 2021 bekommt die FTR – jetzt ohne die Hubraumangabe in der Modellbezeichnung – einen Satz 17-Zoll-Felgen aus Aluminium. Die Serienbereifung ändert sich entsprechend weg von den eher grob profilierten Dunlop DT3-Pneus hin zu den reinen Straßenreifen Metzeler Sportec in der Dimension 120/70ZR17 vorne und 180/70ZR17 hinten.

Weil die neuen Räder den Entwicklern in Sachen Fahrwerksoptimierung offensichtlich noch nicht ausreichen, bekommt die FTR einen steileren Lenkkopfwinkel von 64,7 Grad (bisher 63,7 Grad) und einen kürzeren Nachlauf von 100 Millimeter (bisher 130 Millimeter). Für eine etwas verbindlichere Straßenlage kappt Indian auch noch die Federwege von 150 Millimeter vorne und hinten auf je 120 Millimeter. Dadurch sinkt auch die Sitzhöhe auf nur noch 780 Millimeter.

Indian Motorcycle FTR (7 Bilder)

Indian hat die Flat Track Replika FTR 1200 für das neue Modelljahr überarbeitet und die "1200" aus dem Namen gestrichen.

Alle FTR verfügen über voll einstellbare Sachs-Federelemente, bei der Top-Version FTR R Carbon kommen sie sogar von Öhlins. Insgesamt sind das sehr tiefgreifende Maßnahmen am Fahrwerk. Die FTR dürfte sich also deutlich handlicher und präziser fahren. Die Behauptung von Indian, dass der um 40 Millimeter in der Breite gekürzte Lenker zu einem besseren Handling führen soll, entbehrt aber der physikalischen Grundlage: Je kürzer Hebel, desto mehr Kraft muss aufgewendet werden. Andersherum wird ein Schuh draus: Offenbar ist die Indian nun so handlich, dass es die Lenkerbreite gar nicht mehr braucht. Ein gutes Zeichen.

Der Motor erhielt eine grundlegende Überarbeitung. Der 1203-Kubikzentimeter-Zweizylinder kommt jetzt auf 125 PS (statt 123) bei gleichbleibenden 120 Nm Drehmoment. Der V2 liefert mächtig Druck schon bei niedrigen Drehzahlen und dreht fröhlich bis zur Höchstleistung bei 8250/min. Das Ruckeln in kaltem Zustand wollen die Entwickler jetzt mit einem umprogrammierten Einspritz-Mapping abgestellt haben. Außerdem versprechen sie eine sanftere und präzisere Gasannahme.

Indian Motorcycle FTR Details (3 Bilder)

Die Versionen FTR S und FTR R Carbon haben ein 4,3 Zoll großes Touchscreen-Display inklusive Bluetooth-Koppelung mit dem Smartphone.

Im Leerlauf schaltet sich der hintere Zylinder ab. Das ist rücksichtsvoll von Indian, allerdings geht die größte Hitzestrahlung im Stand von den beiden fetten Krümmerrohren auf der rechten Seite aus. Die münden jetzt in leicht anders geformte Endschalldämpfer, die immer noch schräg nach oben verlaufen. Elektronisch abgeregelt habt der Vortrieb bei 193 km/h (= 120 Meilen pro Stunde) ein Ende.