MV Agusta Superveloce 1000 Serie Oro: Spitzen-Motorrad zum Preis von dreien

Für solche Extreme war die Edelmarke aus Italien schon immer berüchtigt: Die auf 500 Stück limitierte MV Agusta Superveloce 1000 Serie Oro kostet 68.600 Euro.

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MV Agusta Superveloce 1000 Serie Oro

(Bild: MV Agusta)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Ingo Gach
Inhaltsverzeichnis

MV Agusta gehört zu den Ikonen im Motorradbau, ab Ende der 1950er-Jahre bis in die frühen 1970er-Jahre hat die Marke die Rennstrecken der Welt vor allem auf Reihenvierzylinder-Maschinen dominiert, 38 Fahrer- und 37 Konstrukteurs-WM-Titel sprechen eine deutliche Sprache. Die größten Rennfahrer ihrer Zeit haben auf MV Agusta ihre WM-Lorbeeren geholt: Giacomo Agostini, John Surtees, Mike Hailwood und Phil Read, um nur einige zu nennen. Doch das ist lange her und heute ist die Marke selbst vielen Motorradfahrern kaum noch ein Begriff. Das liegt unter anderem daran, dass MV Agusta, trotz aller Rennsporterfolge, 1980 pleite war. Erst 1992 kaufte der clevere Claudio Castiglioni, Besitzer von Cagiva, die Namensrechte. Ab 1999 gab es mit der F 750 Serie Oro endlich wieder eine MV Agusta auf dem Markt. Danach gab es etliche Besitzerwechsel – unter ihnen Harley-Davidson – und einige illustre Modelle.

2022 stieg die Pierer-Mobility-Gruppe ein und übernahm zwei Jahre später die Mehrheit an MV Agusta. Stefan Pierer ist der Besitzer von KTM, Husqvarna und Gasgas und war schon lange auf der Suche nach einer berühmten Marke für Vierzylinder-Sportler, denn KTM baut nur Ein- und Zweizylinder. MV Agusta passt da perfekt in sein Portfolio. Seit einigen Jahren hat die italienische Marke fast nur noch Dreizylinder-Motorräder im Programm, der einzige Vierzylinder wird in die Naked Bikes namens Brutale 1000 und Rush eingebaut. Gemeinsam ist allen MV-Agusta-Modellen, dass sie sich nur noch sehr schleppend verkaufen, denn sie sind teuer und die Motoren inzwischen schon etwas betagt.

MV Agusta Superveloce 1000 Serie Oro (8 Bilder)

MV Agusta bringt mit der Superveloce 1000 Serie Oro endlich wieder ein Superbike mit einem Reihenvierzylinder.
(Bild: MV Agusta)

Jetzt versucht MV Agusta, vermutlich auf Drängen von KTM, einen Neustart mit der Superveloce 1000 Serie Oro, die in einer limitierten Auflage von 500 Stück in Handarbeit aufgebaut wird – für sagenhafte 68.600 Euro. Mit ihr will MV Agusta offenbar richtig Kasse machen. Das Retro-Design orientiert sie sich an der seit fünf Jahren bekannten Superveloce 800, die allerdings einen Dreizylinder besitzt.

Beim gewagten Versuch, Klassik mit Moderne zu verschmelzen wurde für die Superveloce 1000 Serie Oro die Optik nochmals verschärft, unter anderem mit Winglets. Die Aerodynamik wurde optimiert. Vier schräg angeschnittene Endschalldämpfer von Akrapovic ragen unter der Sitzbank hervor und das Heck ziert ein Halbkreis, der aus der Soziussitz-Abdeckung herauswächst. Der funktionslose Lederriemen auf dem Tank soll hingegen an alte Zeiten erinnern. Er ist lediglich Zierrat. Historische MV Agusta mit so einem Gürtel sind der Redaktion nicht bekannt, auch im Museum der Marke ist so etwas wohl nicht zu sehen. Genauso soll der kleine Rundscheinwerfer auf die lange Tradition der Marke hinweisen, aber mit aktueller LED-Technik.

Bei den Materialien hat MV Agusta keine Kosten gescheut und allein 41 Teile aus Kohlefaserlaminat verbaut, unter anderem bestehen die Vollverkleidung, die Cockpithalterung und der Kettenschutz aus dem leichten Material. Der Sitz ist aus Glattleder und Alcantara zusammengenäht. Der Akrapovic-Auspuff besteht aus Titan. Ein kleines Kunstwerk gelang MV Agusta bei den Gussrädern – natürlich golden glänzend, schließlich handelt es sich um die Serie "Oro", auf Deutsch "Gold". In die sternenförmigen Speichen sind zudem dünne rote Streben eingelassen – ein rein optischer Gag, der aber Aufmerksamkeit erregt.

MV Agusta hat den Anspruch, bei den Superbikes wieder ganz vorne in der Liga mitzuspielen zu wollen, deshalb wird Superveloce 1000 Serie Oro von dem 1000er-Reihenvierzylinder der Brutale 1000 befeuert.

Unser Fahrbericht der MV Agusta 1000 Brutale

Das ist zwar schon ein etwas betagter Motor, er verfügt aber über besonders leichte Ventile und Pleuel aus Titan und leistet 208 PS bei 13.000/min. Das maximale Drehmoment von 116 Nm liegt bei 11.000/min an. Der Hersteller verspricht über 300 km/h Höchstgeschwindigkeit – angeblich sollen es 305 km/h sein – für die Superveloce 1000 Serie Oro. Das Leergewicht von 209 kg ist kein Spitzenwert bei den Superbikes, aber es ist immer noch niedrig genug für außerordentliche Fahrleistungen. Es versteht sich von selbst, dass die Superveloce 1000 das volle Elektronik-Programm bekommt, das über ein TFT-Display bis ins kleinste Detail einstellbar ist: unter anderem vier Fahrmodi, achtfach ein- und abstellbare Schlupfregelung, einstellbares Kurven-ABS sowie Wheelie- und Launch-Kontrolle.

MV Agusta Superveloce 1000 Serie Oro (7 Bilder)

Ein 5,5 Zoll großes TFT-Display muss bei all der Elektronik in der Superveloce 1000 Serie Oro natürlich sein.
(Bild: MV Agusta)

Hinten montiert MV einen Pirelli-Supercorsa-SP in der Dimension 200/55-17, vorn in 120/70-17. Um die geballte Power geregelt auf die Straße zu bringen, vertrauen die Entwickler auf ein semi-aktives Fahrwerk von Öhlins. Auch der Lenkungsdämpfer vom gleichen Hersteller lässt sich elektronisch einstellen. Die mächtige Einarmschwinge besteht aus Aluminium. Zur Verzögerung bedient sich MV Agusta wie üblich bei Brembo. Die radialen Stylema-Vierkolben-Bremszangen am Vorderrad gehören zum Besten, was der Markt zurzeit hergibt. Die vorderen 320-mm-Bremsscheiben bekommen Verkleidungen mit Kühlluft-Hutzen, wie sie auch in der MotoGP gelegentlich eingesetzt werden.

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Für den exorbitant hohen Preis der MV Agusta Superveloce 1000 Serie Oro gibt es zwei Ducati Panigale V4 S mit 215 PS und semi-aktivem Fahrwerk oder drei Yamaha R1 mit 200 PS. Natürlich bieten sie nicht die Exklusivität der Superveloce 1000 Serie Oro, bei ihr geht es nur um das Prestige, nicht um die Performance. Erfahrungsgemäß bekommt MV Agusta seine limitierten Sonderserien immer ausverkauft und das stärkste, vollverkleidete Superbike der Marke dürfte da keine Ausnahme machen. Für nicht ganz so betuchte MV-Agusta-Fans sei gesagt, dass nächstes Jahr eine günstigere Basis-Version der Superveloce 1000 herauskommen wird, die natürlich auf etliche der teuren Materialien und Ausstattungen verzichtet.