Studie zum Automarkt: Elektrifizierte Antriebe überholen 2022 die Verbrenner

Elektroautos und Hybride legen weltweit kräftig zu. Die europäischen Hersteller profitieren davon derzeit allerdings kaum. Ein Grund ist die Chip-Krise.

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Tesla Model 3

35.262 Model 3 konnte Tesla im vergangenen Jahr hierzulande absetzen. Damit war es das beliebteste Elektroauto in Deutschland.

(Bild: Clemens Gleich)

Lesezeit: 3 Min.
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Weltweit verdoppelten sich im vergangenen Jahr die Neuzulassungen für batterieelektrische Autos auf 4,5 Millionen. Doch die europäischen Hersteller profitieren davon aktuell kaum. Der Marktanteil der deutschen Hersteller sank nach einer Studie der Unternehmensberatung PwC im vierten Quartal 2021 von 17 auf 14 Prozent. Die Ursache dafür liegt vor allem an einem Mangel an einigen Bauteilen.

Chips und Batteriezellen sind derzeit auf dem Weltmarkt rar. Daran wird sich kurzfristig nichts ändern, wenngleich eine Untersuchung des Center Automotive Research eine leichte Entspannung beim Angebot von Neuwagen entdeckt haben will. Für viele Modelle müssen sich die Interessenten aber auf monatelange Wartezeiten einstellen. Der neue Bosch-Chef Stefan Hartung vermutet, dass die Branche im laufenden Jahr mit diesem Problem beschäftigt sein wird.

Allerdings betrifft das knappe Angebot nicht alle Autokonzerne gleichermaßen. Asiatische Hersteller seien besser durch die Halbleiterkrise gekommen als europäische und deutsche, erklärte PwC-Branchenexperte Felix Kuhnert. Das zeigten die Verkaufszahlen des vergangenen Jahres: Acht der zehn meistverkauften BEV-Modelle in China und den USA stammten von einem asiatischen oder amerikanischen Hersteller. Kein Europäer sei unter den Top 10 in China. Nur jedes dritte in China, Europa oder den USA verkaufte BEV sei eine europäische Marke.

Diese Momentaufnahme sei wichtig, denn die kommenden Monate seien in den neuen Segmenten wegweisend, sagte Kuhnert. "In wichtigen Märkten wie China geht es für europäische Hersteller jetzt darum, an den Erfolg von Verbrennermotoren anzuknüpfen und Marktanteile zu behaupten und gegebenenfalls auszubauen." Dazu müssten sie allerdings genug Autos liefern können. "Muss man verlorene Marktanteile später zurückerobern, stellt dies eine kostenintensive und herausfordernde Aufgabe dar."

Es gebe zwar weltweit Pläne, die Subventionen von Elektrofahrzeugen zu verringern. So habe China angekündigt, die Förderung dieses Jahr um 30 Prozent zu kürzen, Großbritannien habe die Zuschüsse bereits zurückgefahren, und in den USA habe die geplante Steuergutschrift für E-Fahrzeuge noch keine Mehrheit im Kongress. Trotzdem erwarten die Unternehmensberater keinen Einbruch der Verkaufszahlen: "Der BEV-Markt wächst immer stärker aus eigener Kraft", sagte PwC- Strategy&-Direktor Jörn Neuhausen.

Treiber seien die wachsende Modellpalette, sinkende Kosten und mehr Leistung dank technischer Fortschritte. Ein Lichtblick sei der Hochlauf der Batteriezellproduktion in Europa. In diesem Bereich werden in den kommenden Jahren in der EU Milliarden investiert, um die Umstellung auf die Elektromobilität voranzutreiben. Sollten diese Vorhaben komplett umgesetzt werden, ist zumindest ein Mangel an Batteriezellen kein Thema mehr.

Bezogen auf den im globalen Vergleich eher kleinen deutschen Markt wird eine Verschiebung bei den Antrieben immer deutlicher sichtbar. Der Anteil der alleinigen Verbrenner sinkt, der Anteil der Fahrzeuge, bei denen in welcher Form auch immer ein Elektromotor mitarbeitet, steigt dagegen auf 42,4 Prozent. Im vergangenen Jahr waren auf dem deutschen Markt 13,6 Prozent BEVs, 12,4 Plug-in-Hybride und 16,4 Prozent wurde beim KBA als Hybrid geführt. Sollte sich die Entwicklung fortsetzen, werden elektrifizierte Antriebe die alleinigen Verbrenner zur Jahresmitte 2022 überholen und im Gesamtjahr erstmals vorn liegen, schätzt PwC.

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(mfz)