Deutsche Online-Händler besonders risikobereit

Wie eine europaweite Studie zeigt, wollen hiesige Online-Händler möglichst viel Umsatz und nehmen dafür im Vergleich zu den europäischen Kollegen Zahlungsausfälle eher in Kauf.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Wenn es darum geht, ein Stück vom wachsenen E-Commerce-Kuchen (laut Europäischer Kommission war er im vergangenen Jahr fast 312 Milliarden Euro groß) abzukriegen, legen Online-Händler in den europäischen Ländern ganz unterschiedliche Strategien an den Tag. Das zeigt die europaweite Studie zum Online-Handel, die der Payment Service Provider Ogone durchführen ließ.

Dabei zeigen sich die Online-Händler in Deutschland in puncto Risikobereitschaft als europäische Spitzenreiter. Den meisten reicht es nämlich aus, wenn nur die allergrößten Betrugs-Risiken ausgeschlossen sind. Ihr Fokus liegt auf einem möglichst hohen Umsatz, dafür werden auch mögliche Zahlungsausfälle durch Betrüger in Kauf genommen. Nur 32 Prozent ist es wichtig Zahlungsausfälle durch Betrug komplett zu vermeiden. In Großbritannien sagen dies 80 Prozent, in den Niederlanden 61 Prozent und Frankreich 55 Prozent der Händler. Sie verzichten im Gegensatz zu den Shop-Betreibern in Deutschland lieber auf den Umsatz, wenn ihnen an einer Bestellung etwas merkwürdig vorkommt.

Warum Online-Händler Betrugspräventionstools einsetzen wollen

(Bild: Ogone)

Zugleich glauben bis auf wenige Ausnahmen alle Händler in Deutschland, dass sie die Betrugsversuche gut unter Kontrolle haben. Die meisten prüfen dafür die jede Transaktion manuell, was natürlich sehr zeitintensiv ist, Einige haben auch automatisierte Betrugserkennungstools im Einsatz, die allerdings nicht ganz billig sind. Welche Verfahren eingesetzt werden, basiert auf der jeweiligen Kosten-Nutzen-Analyse des Unternehmens. Auch sind die Ansprüche an die automatischen Tools nicht sehr hoch: Für 51 Prozent der deutschen Online-Shop-Betreiber reicht es nach eigenen Angaben aus, wenn offensichtliche Betrugsversuche automatisch abgeblockt werden. Diese Einstellung der Befragten in Deutschland könnte natürlich daher kommen, dass bisher nach eigenen Angaben nur wenige von ihnen tatsächlich schon mal einem Betrugsversuch zum Opfer gefallen sind.

Was gehört zu einem perfekten Betrugspräventionstool?

(Bild: Ogone)

Allerdings geben auch viele Befragte an, die Gefahr, auf komplexere Betrugsversuche reinzufallen und Zahlungsausfälle zu erleiden, bewusst zu Gunsten der Chance auf mehr Umsatz in Kauf zu nehmen. In Großbritannien und Belgien sehen das nur jeweils 34 Prozent so, in Frankreich ist dieser Wert mit 24 Prozent deutlich niedriger. Tatsächlich mussten die französischen Online-Händler in den vergangenen zwölf Monaten deutlich höhere finanzielle Verluste durch Betrug hinnehmen als ihre europäischen Kollegen. Kein Wunder, dass ihnen Betrugsmanagement derzeit so wichtig ist. Auch in Belgien genießt die Betrugsprävention einen deutlich höheren Stellenwert als in Deutschland.

Obwohl laut Europool der Schaden durch betrügerische Bestellungen allein im Jahr 2011 insgesamt 900 Millionen Euro betrug, haben aber noch immer 14 Prozent der Webshops keinerlei Betrugspräventionstools im Einsatz.

Für die Ogone-Studie wurden Online-Händler in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Belgien und in den Niederlanden befragt. Darunter waren Shops mit weniger als 100 bis hin zu mehr als 10.000 Online-Transaktionen pro Monat. ()