Dienstag: Handy-Durchsuchung nur mit Genehmigung, Anthropic greift Daten ab

Gerichtsbeschluss für Handy-Durchsuchung + Datenkrake Anthropic + BSI will an Privilegien + Recaro Automotive insolvent + Cyberangriffe auf die Wissenschaft

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Mobiltelefon in den Händen einer Person, dazu Text: DIENSTAG Handy-Durchsuchungen, Anthropic, Crowdstrike, Recaro Automotive & Cyberangriffe

(Bild: Farknot Architect / Shutterstock.com / heise online)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Andreas Knobloch

US-Grenzbeamte müssen vor der Durchleuchtung von Mobiltelefonen künftig einen Durchsuchungsbefehl einholen. Das entschied ein US-Bundesgericht. Allerdings gilt die Regelung nicht für die gesamte US-Grenze. Das KI-Start-up Anthropic wird von mehreren Web-Publishern beschuldigt, unerlaubt Inhalte für das Training seiner KI-Modelle zu sammeln. Anweisungen, damit aufzuhören, würden ignoriert. Das sorgt für Verstimmung. Und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) will nach dem CrowdStrike-Debakel an die Privilegien – die wichtigsten Meldungen im kurzen Überblick.

Zunächst einmal aber wünschen wir alles Gute! Die spendenfinanzierte App Signal feiert auf dem iPhone zehnten Geburtstag. Auf Android existierte der Ende-zu-Ende-verschlüsselte Dienst damals bereits als RedPhone (für Sprache) und TextSecure (für – Sie haben es erraten – Text). Anfang 2015 verschmolz Entwickler Moxie Marlinspike auch die beiden Android-Apps zu Signal. Seit Neuestem unterstützt die werbefreie App Signal Videokonferenzen. Herzliche Gratulation!

Alles andere als feierlich zumute war dem US-Bürger Kurbonali Sultano, als ihm im Jahr 2022 von US-Grenzbeamten am JFK-Flughafen das Mobiltelefon abgenommen und er aufgefordert wurde, sein Passwort einzugeben. Sultanov folgte der Aufforderung; später beantragte er die Unterdrückung des bei der Telefondurchsuchung gesicherten Materials. Die Durchsuchung verletze seine in der Verfassung verbrieften Rechte, argumentierte Sultanov. In der Tat ist die US-Grenze ein rechtlich unklarer Raum, in dem US-Amerikaner und internationale Reisende mit Handy-Durchsuchungen konfrontiert werden können. Mehr als 40.000 gab es im vergangenen Jahr. Nun entschied ein US-Bundesgericht, dass die Grenzer vor der Durchleuchtung von Mobiltelefonen einen Gerichtsbeschluss einholen müssen. US-Grenze: Handy-Durchsuchungen nur mit richterlicher Genehmigung

Führende KI-Unternehmen konkurrieren um die Entwicklung immer leistungsfähigerer und ausgefeilterer KI-Sprachmodelle. Dafür benötigen sie riesige Datenmengen. Damit stellt sich aber auch die Frage nach dem Urheberrecht und der Nutzung von Daten für das Training der Modelle. Mehrere Web-Publisher beschuldigen nun das KI-Start-up Anthropic, in aggressiver Weise Daten von Websites abzugreifen, um seine KI-Systeme zu trainieren, und dabei möglicherweise gegen die Nutzungsbedingungen der Herausgeber zu verstoßen. Dabei hatten die Anthropic-Gründer einmal "die verantwortungsvolle Entwicklung fortschrittlicher KI" versprochen. Bericht: KI-Start-up Anthropic soll unerlaubt Daten abgreifen

Nachdem ein fehlerhaftes CrowdStrike-Update weltweit für massive Computerausfälle gesorgt hat – laut Microsoft waren 8,5 Millionen Windows-Rechner betroffen und de facto arbeitsunfähig – will das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) die Microsoft und Crowdstrike nun stärker in die Pflicht nehmen, um eine Wiederholung zu verhindern. Crowdstrike soll dem BSI und anderen international zuständigen Behörden ein überarbeitetes Testkonzept vorlegen. Bis spätestens Jahresende will das BSI mit Crowdstrike zudem eine Evaluation der Prozesse für die Softwareentwicklung bei der Firma diskutieren. Der Wunsch ist, dass bis 2025 neue Architekturen von Endpoint-Detection- and Response-Tools mit weniger Systemprivilegien entstehen. Nach Gesprächen mit beiden Unternehmen legt das BSI einen Zeitplan fest – und erwartet Kooperation. Crowdstrike-Debakel: BSI will an die Privilegien

Die in Kirchheim unter Teck bei Stuttgart ansässige Autozulieferer Recaro Automotive mit knapp 1.000 Angestellten ist seit Jahren als Hersteller von sportlichen Autositzen aktiv. Daneben umfasst das Geschäftsfeld Dreh- und Bürostühle. Unter anderem arbeitet das Unternehmen mit dem VfB Stuttgart oder dem Nürburgring zusammen. Nun aber hat Recaro Automotive einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Das Unternehmen kann seine Geschäfte unter Aufsicht des vom Gericht bestellten Sachwalters zunächst fortführen. Ziel ist eine Restrukturierung. Die IG Metall zeigte sich von dem Insolvenzantrag überrumpelt. Drohende Pleite: Recaro Automotive ist insolvent

Immer wieder kommt es zu Cyberangriffen auf deutsche Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen. Das geht aus einer jetzt veröffentlichten Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der CDU/CSU-Bundestagsfraktion hervor. Die Schäden sind enorm. So beziffert allein die Fraunhofer-Gesellschaft die Höhe des Gesamtschadens mit Analyse, Bereinigung und Wiederherstellung der IT-Systeme für 2022 mit rund 15 Millionen Euro. Die Helmholtz-Gemeinschaft musste für ähnliche Zwecke 2023 über 12 Millionen Euro berappen. Forderungen nach Lösegeldzahlungen sei nicht nachgekommen worden, heißt es. In zwei Fällen ist 2023 sogar das Kommando Cyber- und Informationsraum der Bundeswehr um Amtshilfe ersucht worden. Bundesregierung: 42 Cyberangriffe auf hiesige Wissenschaftsinstitute seit 2022

Auch noch wichtig:

  • Die Ausbildungsbeteiligung ist besonders in den MINT-Berufen hoch. Unter den Top Ten liegen gleich mehrere Berufe aus dieser Branche – nicht ohne Grund. Viele Auszubildende in den MINT-Berufen

(akn)