Elektroauto: Der Oli, Citroëns "Jetzt reicht's!"-Manifest

Seite 2: Angewandtes Downsizing

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Oli zeigt Kante.

(Bild: Citroën)

Oli soll zeigen, wie angewandtes Downsizing geht: "Es ist ein Teufelskreis: Um mehr elektrische Reichweite zu erzielen, braucht man eine größere Batterie. Mehr Technologie erfordert mehr Leistung, was wiederum eine größere Batterie bedeutet. All das erhöht das Gewicht, die Komplexität und die Kosten, und je mehr ein Fahrzeug wiegt, desto weniger effizient ist es", führt Laurence Hansen ganz zutreffend aus und sagt: "Der Oli zeigt, was passieren kann, wenn wir einen völlig anderen Ansatz wählen."

Mit rund 1000 kg ist die Studie deutlich leichter als die meisten vergleichbaren Kompakten, ihre Höchstgeschwindigkeit liegt bei 110 km/h. Das Resultat ist ein WLTP-Verbrauch von 10 kWh/100 km. Für eine Reichweite von bis zu 400 km benötigt sie daher lediglich 40 kWh Batteriekapazität und die Aufladung von 20 auf 80 Prozent dauert auch ohne exotische Batteriematerialien oder Hochvolttechnik nur 23 Minuten. Dank "Vehicle to Load"-Fähigkeit (V2L) mit einer Steckdosenleistung von 3,6 kW eignet es sich für Aktivitäten draußen, vom Camping bis zur Arbeit an Notebook oder Holzbearbeitungsgeräten. Passend zum Outdoor-Lifestyle kann der wasserabweisend beschichtete Boden dank Abflussstopfen einfach mit einem Wasserstrahl gereinigt werden.

Citroën Oli (9 Bilder)

Liebe zum Detail am Rücklicht. Das Firmenlogo, der Doppelwinkel von 1919, soll wiederbelebt werden.

Eine vertikale Windschutzscheibe benötigt nicht nur die geringste Menge an vergleichsweise schwerem Glas, sie verringert auch massiv die Sonneneinstrahlung und zusammen mit den invers stehenden Seitenfenstern den Strombedarf für die Klimatisierung um rund 17 Prozent. Man denkt sofort an den Citroën Ami 6 von 1961, aber bei dem war es die Heckscheibe. Aerodynamischer Wahnsinn? Nein. Ein Spoiler lenkt die anströmende Luft über die vordere Dachkante. Das ist zwar nicht ganz so effizient wie eine anliegende Strömung, macht unter 110 km/h aber noch keinen kritischen Unterschied.

Variabilität bestimmt das Raumkonzept: So kann man durch Umlegen der Rücksitzbanklehne die flache, 994 mm breite, abnehmbare Ladefläche von 679 auf 1050 mm Länge vergrößern. Die hinteren Kopfstützen klappen ins Dach und die Heckscheibe öffnet sich nach oben. Der Oli kann mit offener hinterer Ladefläche gefahren werden.

Aus der Vergangenheit lernen ist keine Schande. Was jahrzehntelang über viele Generationen des legendär einfach zu reparierenden Citroën 2CV funktioniert hat, sollen Autos wie der Oli künftig wieder können: Recycling und Ersatzteilbeschaffung durch einfache Austauschbarkeit der Teile. Die Langlebigkeit des Fahrzeugs soll seine eigene Kreislaufwirtschaft schaffen. Nachfolgende Besitzer sollen überholte oder modernisierte Teile (etwa die Batterie) montieren können. Damit soll es ökologisch und ökonomisch vorteilhafter werden, ein Fahrzeug zu überholen, statt es zu ersetzen. Erst wenn sich das nicht mehr lohnt, soll der Oli als Ersatzteilspender dienen.

Wie gut die Chancen stehen, das Konzept auf der Straße zu sehen, lässt die Marke des Stellantis-Konzerns noch nicht erkennen. Immerhin: Als es das elektrische Leichtkraftfahrzeug AMI in kurzer Zeit von der Studie in die Verkaufsräume geschafft hat, waren nicht wenige einigermaßen überrascht.

(fpi)