E-SUV Honda e:Ny1: Elektroauto mit unterdurchschnittlicher Ladeleistung

Honda stellt ein kompaktes E-SUV mit üppiger Batterie vor. Das hätte gute Chancen auf einen Erfolg, doch bei der Ladeleistung hinkt der e:Ny1 weit hinterher.​

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Honda e:Ny1

(Bild: Honda)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

Honda hat sich ambitionierte Ziele gesetzt: Bis 2030 will man global 30 Elektroautos im Sortiment haben. Die jüngsten Modellvorstellungen waren Vollhybride, die für sich betrachtet durchaus nicht schlecht sind. Doch ohne eine Flotte von Elektroautos geht in den kommenden Jahren nichts mehr, vor allem in China. Abgesehen vom Honda e (Test) hat die Marke derzeit nichts im Angebot. Weltweit ungebrochen sind SUVs das Format, das die höchsten Zulassungen verspricht. Wie bei der Konkurrenz ist es deshalb für Honda naheliegend, mit einer Kombination aus kompakten SUV und Elektroantrieb anzutreten. Der Honda e:Ny1 soll also zusammenführen, was derzeit gefragt ist.

Äußerlich ist das brandneue Elektroauto schon bekannt. Denn Honda hat den e:Ny1 mit nur geringfügigen Veränderungen in die Karosserie des HR-V gepflanzt. Mit einer Länge von etwa 4,34 m hat er etwa das Format eines Peugeot e-2008 und ist erheblich kürzer als ein Honda CR-V. Im Innenraum fällt das Display mit einer Größe von 15,1 Zoll auf, ein Format, was manch ein Notebook nicht hat. Honda verlegt nahezu die komplette Bedienung aller Funktionen auf den Bildschirm. Tasten gibt es fast nur noch auf dem Lenkrad. Das wirkt modern, erfordert vom Fahrer aber auch die Bereitschaft, sich selbst für Grundfunktionen mit der Menüoberfläche vertraut zu machen. Hoffen darf man, dass Honda eine gute Sprachsteuerung installiert.

Aufgeräumter Innenraum mit riesigem Bildschirm

(Bild: Honda)

Eigenwillig konfiguriert Honda den Antriebsstrang, zumindest in einem Detail. Mit 150 kW ist der vorn eingebaute Elektromotor ein gutes Stück kräftiger als der aktuelle Stellantis-E-Antrieb, der 115 kW bietet. Die Batterie ist mit 68,8 kWh im Honda ebenfalls üppiger, nicht allerdings die Reichweite. Honda verspricht im WLTP 412 km, was nur marginal mehr als im Peugeot e-2008 ist. Der suggerierte Stromverbrauch liegt im e:Ny1 mit 18,2 kWh/100 km deutlich über dem, was Stellantis im Zyklus verspricht.

Doch der e:Ny1 schleppt noch ein ganz anderes Problem mit sich herum. Honda verspricht, die 68,8-kWh Batterie lasse sich in „nur 45 Minuten“ von 10 auf 80 Prozent laden. 70 Prozent des Speichers entsprechen rund 48 kWh. Ohne Berücksichtigung der Ladeverluste liegt die maximale Ladeleistung unter idealen Bedingungen also bei etwa 64 kW. Das ist in dieser Form nicht mehr konkurrenzfähig und für ein neues Elektroauto eine Hürde, die vermutlich nur wenige Kunden akzeptieren werden. Honda wird hier nachlegen müssen, wenn sie ernsthaft um nennenswerte Marktanteile kämpfen wollen. Ähnliche große Autos wie Kia Niro (Test), VW ID.3 oder Renault Megane E-Tech – für sich betrachtet jeweils keine Ladehelden – befüllen ihre Speicher erheblich flinker.

Honda nennt noch keine Preise. Wir rechnen trotz der großen Batterie mit einem Basispreis von rund 40.000 Euro.

(Bild: Honda)

Keine Angaben macht Honda zum Start des Verkaufs oder Preisen. Wir rechnen damit, dass der e:Ny1 noch in diesem Jahr bei den Händlern stehen wird und als Basismodell rund 40.000 Euro kosten wird. Er bietet zwar eine etwas größere Batterie als die meisten direkten Konkurrenten, doch der hohe Verbrauch, die daraus resultierende, vergleichsweise geringe Reichweite und vor allem die dürftige Ladeleistung müssen eingepreist werden. Andernfalls hat das E-SUV keine Chance.

(mfz)