Elektroauto Rolls-Royce Spectre: Geisterhaft

BMW elektrifiziert bis 2030 seine Nobel-Marke Rolls-Royce. Den Anfang macht der Spectre, auf deutsch "Gespenst". Er ist der Nachfolger für das Phantom Coupé.

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Von
  • Stefan Grundhoff
Inhaltsverzeichnis

Bei BMWs Nobel-Marke Rolls-Royce soll ab 2030 die gesamte Modellpalette elektrisch fahren. Wie eine Flucht nach vorn mutet die Argumentation an, ein Elektroantrieb sei ohnehin kultivierter als die bisher eingesetzten Zwölfzylinder. Doch neu ist die Idee nicht, Sir Charles Stewart Rolls, Mitbegründer von Rolls-Royce, hat bereits 1900 an ein Elektromodell gedacht: "Das Elektroauto ist geräuschlos und sauber. Es gibt keinen Geruch oder Vibrationen. Sie sollten sehr nützlich werden, wenn feste Ladestationen eingerichtet werden können."

Den Anfang macht als Nachfolger für das Phantom Coupé der Spectre, auf deutsch "Gespenst" - und natürlich die Abkürzung für "Special Executive for Counterintelligence, Terrorism, Revenge and Extortion", die kriminelle Geheimorganisation mit dem Erzbösewicht Blofeld, mit der es James Bond immer wieder zu tun kriegt, auf die Rolls Royce aber wohl weniger Bezug genommen haben dürfte.

Auf den ersten Blick könnte man an den Rolls-Royce Wraith denken. Doch auch wenn Fahrzeugklasse und Proportionen imposante Gemeinsamkeiten haben, werden die Verantwortlichen von Rolls-Royce nicht müde zu betonen, dass der Spectre ein komplett neues Auto sei – natürlich elektrisch. Er ersetzt trotz seiner Erscheinung nicht den Rolls-Royce Wraith, sondern das Phantom Coupé. Technische Basis ist der bereits bekannte Vollaluminium-Spaceframe.

Rolls-Royce Spectre (4 Bilder)

Wer zeigen möchte, dass sein Coupé richtig teuer ist, kann es auch goldfarben bestellen.

"Spectre zeigt, wie perfekt die Marke für die Elektrifizierung geeignet ist. Sein vollelektrischer Antriebsstrang wird den anhaltenden Erfolg und die Relevanz der Marke sicherstellen. Gleichzeitig stärkt er alle Merkmale, die einen Rolls-Royce zu einem Rolls-Royce machen", sagt Torsten Müller-Ötvös, CEO von Rolls-Royce.

Wie der Wraith ist der nun vorgestellte Spectre ein elegant gezeichneter Fastback mit sanft auslaufendem Heck. Auf 5,45 Metern ist – auch dank eines Radstands von 3,21 Metern – viel Platz für vier Personen. Die Türen schwingen, wie bei Rolls Royce üblich – nach hinten auf. Bei den Dimensionen verwundert kaum das Gewicht von 2,975 Tonnen. Durch die serienmäßige Allradlenkung reduziert sich der Wendekreis auf 12,7 Meter. Der Fahrkomfort soll durch die weiterentwickelte "Planar"-Mehrlenkeraufhängung dank entkoppelbarer Stabilisatoren und regelbarer Dämpfungscharakteristik exquisit sein. Zu ihrer vorausblickenden Steuerung scannen Kameras die vorausliegende Straße.

Mit seinem mehr als 100 kWh großen Batteriepaket soll die elektrische Reichweite bei 520 Kilometern liegen. Der Normverbrauch des Antriebs aus zwei Elektromaschinen mit zusammen über 430 kW Leistung und 900 Nm Drehmoment beträgt nach WLTP 21,5 kWh pro 100 Kilometer. Aus dem Stand beschleunigt der Rolls Royce Spectre in knapp 4,5 Sekunden auf Tempo 100, bei 250 km/h wird elektronisch abgeregelt.

Das Design ist typisch Rolls-Royce – imposant und zeitlos. Manche bezeichnen es auch als elegant und souverän, doch das ist eine Geschmacksfrage. Die 23-Zoll-Räder wirken an so einem Koloss nicht einmal allzu übertrieben. Breiter und niedriger als gewohnt präsentiert sich der Kühlergrill, die Seitenansicht wird von der Fensterlinie dominiert. Erstaunlich scheint angesichts des ganzen Karosseriebarocks der cW-Wert von 0,25, zu dem auch glatter Unterboden beitragen soll. Dabei handelt es sich allerdings um einen Beiwert. Die Stirnfläche des 5453 mm langen, 2080 mm breiten und 1559 mm hohen Wagens ist freilich nicht effizienzoptimiert.

Rolls-Royce Spectre (4 Bilder)

Der Stil im Interieur ist konservativ, wie man auch bei den Instrumenten sehen kann.

Der Innenraum präsentiert sich zum Zielpublikum passend erwartbar konservativ – Displays, Applikationen und Bedienelemente ähneln denen aus den aktuellen Rolls-Royce-Modellen. Der bekannte Sternenhimmel wird um eine LED-Sternenlandschaft in den Tür- und Seitentafeln ergänzt. Reservierungen werden ab sofort angenommen; Marktstart für den Spectre ist im Herbst 2023, die Preise dürften sich bei rund 400.000 Euro zwischen den Rolls-Royce-Modellen Cullinan und Phantom bewegen.

(fpi)