USA: Elektroautos verlieren Marktanteil, Tesla verliert Mehrheit​

GM verkauft viel mehr Elektroautos, Tesla dafür weniger. Die absolute Mehrheit am US-Markt ist weg. Der E-Markt wächst langsamer als der Nicht-Elektro-Markt.​

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Ein Verkehrsschild weißt den Weg zu einer Ladestation für Elektroautos. In dem Foto zeigt der Pfeil auch auf ein Restaurant namens "Good Fortune".

Die US-Autobranche fürchtet eklatanten Mangel an Ladestationen.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 5 Min.

Der US-Markt für Elektroautos wandelt sich. Im zweiten Quartal 2024 hat Tesla wie erwartet die absolute Mehrheit verloren. Denn Teslas Absatz sinkt, während die Konkurrenz deutlich mehr elektrische Kraftfahrzeuge verkauft. General Motors (GM) hat einen neuen Rekord aufgestellt und nach eigenen Angaben 21.930 Elektrofahrzeuge ausgeliefert - ein Zuwachs von 40 Prozent im Jahresabstand.

Der unangefochtene Marktführer ist und bleibt Tesla. Das Unternehmen hat im zweiten Quartal 2024 weltweit 443.956 Elektroautos ausgeliefert, weitaus überwiegend Model 3 und Y. Das ist ein Rückgang von 4,7 Prozent für Tesla. Diese Statistik bricht die Firma aber nicht auf Regionen oder Länder herunter, einige andere Hersteller tun dies. Also müssen Marktforscher Daten von Herstellern, Zulassungsbehörden und Händler kombinieren. Auf dieser Grundlage schätzt Cox Automotive, dass Teslas Marktanteil am US-Elektroauto-Markt im zweiten Quartal auf 49,7 Prozent gefallen ist. Dies berichtet die New York Times unter Berufung auf Cox. Zugelegt haben demnach neben GM insbesondere Ford und Hyundai/Kia.

Vor einem Jahr lag Teslas geschätzter Marktanteil noch rund zehn Prozentpunkte höher. Insgesamt ist der Verkauf neuer Elektrostraßenfahrzeuge im Jahresabstand um 11,3 Prozent auf mehr als 330.000 Stück gestiegen, berichten die Marktforscher. Das bedeutet aber auch, dass das Marktwachstum stark zurückgegangen ist. Im Vorjahr lagen die Zuwachsraten noch über 40 Prozent. Und es bedeutet, dass der Absatz von Elektroautos jetzt langsamer wächst, als von Autos anderer Antriebe - während die Zulassungszahlen von Elektroautos in Deutschland sogar stark fallen.

Mit anderen Worten: Der Anteil der Elektroautos am Neuwagen-Gesamtmarkt in den USA schrumpft. Zwar ist ihr Anteil von acht Prozent im zweiten Quartal 2024 leicht höher als im zweiten Quartal 2024 (7,2 Prozent), doch liegt er unter den Werten des Gesamtjahres 2024 (9,5 Prozent laut Branchenverband AAI) und der jüngsten drei Quartale. Ob das ein langfristiger Trend ist, bleibt abzuwarten. Hohe Zölle könnten die Elektro-Nachfrage weiter bremsen.

Der Löwenanteil verkaufter Neuwagen entfällt nach wie vor auf klassische Verbrenner, deren Marktanteil konstant rückläufig ist. Stark steigen die Verkaufszahlen dafür bei Hybridautos. Weniger stark, aber doch, wachsen Plug-In-Hybride, also Verbrenner mit Akkus, die sich an der Steckdose aufladen lassen.

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Die tatsächliche Nachfrage von Neuwagenkäufern könnte sogar noch etwas unerfreulicher für Tesla sein, als es die Statistik aussehen lässt. Denn seit 19. Juni ist der US-Autohandel von einem schweren Fall der Erpressung mit Ransomware betroffen. Über 15.000 US-Autohändler nutzen Software und Clouddienste von CDK Global, die aufgrund des Angriffs offline gegangen sind. Der Schaden für die Branche ist enorm, im Juni wurden in den USA 7,6 Prozent weniger Neuwagen verkauft als im Mai.

Betroffen sind auch Werkstättendienstleistungen und Gebrauchtwagenverkäufe durch Händler, die wieder auf Papier und Bleistift zurückgreifen müssen, aber keinen richtigen Einblick in ihr Inventar haben. Das hat bei vielen Marken den Verkauf gebremst, in einzelnen US-Staaten auch für Tesla, weil es dort verkaufte Autos nicht elektronisch bei der Zulassungsbehörde registrieren konnte. Erst seit dem Unabhängigkeitstag, dem 4. Juli, sollen CDK Globals Programme wieder laufen.

66 verschiedene akkubetriebene Straßenfahrzeugtypen waren im ersten Quartal in den USA auf dem Markt, hat AAI erhoben (Alliance for Automative Innovation). Vor einem Jahr waren es 55 Typen. (Dazu kommen übrigens nach wie vor zwei Brennstoffzellentypen.) Vor einem Jahr gab es noch Subventionen aus US-Bundesmitteln für alle; inzwischen hängt der Zuschuss davon ab, wo die Materialien für die Akkus gefördert und wo die Akkus dann produziert werden. Nur noch zehn aktuelle Elektroautos haben sich im ersten Quartal für die volle Subvention von 7.500 US-Dollar qualifiziert, darunter bestimmte Tesla-Modelle der Baureihen 3, X, und Y sowie der VW ID.4. Drei weitere Typen können immerhin noch die halbe Förderung beanspruchen (Nissan Leaf sowie Rivian R1S und R1T).

Einerseits verschrecken die hohen Preise Kundschaft, andererseits lockt die zunehmende Auswahl andere Kunden an. Konzentrierte sich die Elektroautobranche einst auf Pkw, macht sie nun mit SUV Menge. Sie haben den E-Pkws schon vor drei Jahren den Rang abgelaufen. Inzwischen drängen elektrische Pick-ups auf den US-Markt, fünf Modelle sind es bislang. Sie sprechen weitere Kundensegmente an.

Was fehlt, sind öffentliche Ladestellen, und zwar immer dringender, meint die AAI. Das Ausbautempo hinke dem Flottenzuwachs weit hinterher. Bis 2030 müsste in den USA fast alle drei Minuten ein zusätzlicher öffentlicher Ladepunkt ans Netz gebracht werden, um die Lücke zu schließen, sofern die für 2030 erwarteten 33 Millionen Elektro- und Plug-in-Hybrid-Autos auf US-Straßen fahren.

(ds)