Elektroautos: BMW bietet eigene Lösung für Überschussladen mit Photovoltaik

Mit "Connected Home Charging" bringt BMW Smart Charging und Lastmanagement zu den Kunden. Das System funktioniert allerdings nur mit BMW-Produkten.

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BMW Smart Laden

(Bild: BMW)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Clemens Gleich
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Das 2023 angekündigte "BMW Connected Home Charging" steht auf der Herstellerseite in der ersten Ausbauphase zum Bestellen bereit. Es soll ab 1769 Euro kosten, die typischen Kosten sollen zwischen 1769 und 2699 Euro inklusive Installation liegen. Es kann aber je nach Bedingungen auch teurer werden. Die Installation übernimmt E.On Drive, mit der BMW dazu eine Partnerschaft einging.

Das Gesamtpaket umfasst:

  • die steuerbare BMW Wallbox Plus mit RFID-Zugangskontrolle
  • ein kleiner Energiemanager, der Smart Charging und Lastkontrolle steuert
  • zusätzliche Module zum Connected Home Charging (CHC) in der BMW/Mini-App
  • Installation und Vernetzung

Die Hauptfunktion des CHC liegt im Photovoltaik-Überschussladen. Dabei steuert der Energiemanager die Ladeleistung der Wallbox so, dass sie möglichst gut der aktuell anliegenden, nicht im Haus verbrauchten Solarleistung folgt. Ähnliche Lösungen gibt es von vielen Herstellern. Wir stellten vor einiger Zeit jene von SMA vor. Beliebt ist bei unseren Lesern jedoch auch die Open-Source-Lösung EVCC. Die Besonderheit der BMW-Lösung liegt in der Integration in die My-BMW-App bzw. die Mini-App. Es gibt jedoch keine wirklichen Nachteile, wenn das Überschussladen stattdessen in der App der Haustechnik stattfindet. Dagegen hat BMWs Auslegung den gravierenden Nachteil, dass sie nur für Autos der Marken BMW und Mini funktioniert. Für Fremdmarken bleibt nur eine "Basisfunktionalität", nämlich das normale Laden der Wallbox – schade.

Ab 2025 kommen flächendeckend dynamische Stromtarife zu deutschen Stromkunden, zusammen mit der schrittweisen Umrüstung der Haushalte auf intelligente, vernetzte Stromzählersysteme. Deshalb sieht BMWs Energiemanager auch eine Funktion zum Laden nach Strompreis vor. Die wird ab Sommer 2024 schrittweise eingeführt und dann noch einmal separat vorgestellt. Schon jetzt dabei: ein Lastmanager. Der überwacht den Strombezug des Hauses. Droht dieser, die Hausanschlussleistung zu übersteigen, regelt der Lastmanager die Wallbox-Ladeleistung herunter. Das System könnte dann auch helfen, wenn die Bundesnetzagentur sich entschieden hat, wie genau die Notfall-Leistungsbegrenzung auf 4,2 kW implementiert werden soll.

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Wie beim Überschussladen verwendet der kleine Kasten die Daten, die ein mit dem Wechselrichter verbundener Zähler am Hausübergangsanschluss ermittelt. Auf Anfrage sagte BMW, dass bestehende solche Zähler, wie sie jeder Wechselrichterhersteller anbietet, verbleiben können, ebenso wie smarte Stromzähler mit einer solchen auslesbaren Funktion. Das ist schon einmal gut, weil die meisten Solaranlagen so etwas nutzen, um Erzeugungs- und Verbrauchsdaten separat zu erfassen. Es kann aber natürlich sein, dass BMW die Aussage in der Praxis auf eine Liste als kompatibel getesteter Geräte einschränkt.

BMWs Angebot klingt zunächst gut. Dann liest man über die Steuerung über die BMW-App und die explizite Inkompatibilität mit Fremdfabrikaten, die hauptsächlich aus dieser App-Integration resultiert. BMW schrieb uns dazu: "Wer diesen Komfort nicht schätzt, ist mit anderen Marktlösungen womöglich auch zufrieden." Womöglich. Denn die anderen Marktlösungen funktionieren mit allen Fabrikaten. BMWs Lösung kann nicht einmal ein Gastauto mit Solar-Überschussstrom laden. Dazu kommt BMWs Plan, nach einer Frist von zwei Jahren für den Betrieb des Systems eine Abogebühr zu verlangen: "Die Nutzung der Connected Home Charging Services ist in den ersten 24 Monaten kostenfrei. Danach kann der Service kostenpflichtig im BMW Connected Drive Store verlängert werden." [Update:] In anderen Ländern sind es drei Jahre. Die kostenpflichtigen Funktionen liegen laut BMW außerhalb des ab Start verfügbaren PV-Überschussladens und des Lastmanagements, könnten also zum Beispiel den Datenzugriff auf die Day-Ahead-Strompreise finanzieren oder Cloud-Funktionen des bidirektionalen Ladens, wie sie für Regelenergie interessant werden könnten. Überschussladen und Lastmanagement sollen ohne Abokosten bleiben. [/Update]

Zum Vergleich: Die meisten Steuerungen fürs Überschussladen kosten trotz steter Software-Updates nur einmal in der Anschaffung Geld. Es gibt auch abokostenlose Steuerungen nach Strompreis. BMWs Angebot kann also weniger als typische Systeme von Wechselrichter-Herstellern oder der Open-Source-Gemeinschaft, kostet aber mehr. Wenn Sie damit leben können, das Überschussladen in App A statt in App B(MW) zu steuern, sind die allgemeineren Lösungen schlauer für Sie. Vielleicht wird BMWs Connected Home Charging interessant, wenn dereinst die letzte geplante Ausbaustufe folgt: bidirektionales Laden.

(cgl)