Elektromotorrad Ultraviolette Shockwave: Schockwelle aus Indien
Indien fördert wegen des Smogs E-Motorräder, neue Marken wie Ultraviolette entstehen. Ihre leichte, günstige Enduro Shockwave könnte es in die EU schaffen.

(Bild: Ultraviolette)
- Ingo Gach
In Indien kommen immer mehr elektrische Motorräder auf den Markt. Allein im vergangenen Jahr wurden dort weit über eine Million elektrische Krafträder verkauft, Tendenz steigend. Der Staat subventioniert Elektro-Motorräder mit bis zu 15 Prozent des Kaufpreises. Hintergrund ist die massive Luftverschmutzung in den Städten des Subkontinents. Ab April 2025 können Zweiräder mit weniger als 150 cm3 in Indien nicht mehr neu zugelassen werden. So verwundert es nicht, dass immer mehr Marken entstehen, die sich auf elektrische Motorräder spezialisiert haben. Dazu gehört auch Ultraviolette, ein Start-up, das 2016 von zwei jungen Ingenieuren in Bangalore gegründet wurde. Sie haben sich rasch einen guten Ruf erarbeitet. Vor zwei Jahren sorgten sie mit ihrem aggressiv gestylten Sportmotorrad F77 Mach2 für Aufsehen.
Das StraĂźenmodell von Ultraviolette
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Leichte Elektro-Enduro
Jetzt präsentieren sie mit der Shockwave eine Elektro-Enduro, die durch ihr luftiges Design besticht. Den elektrischen Antrieb sieht man ihr erst auf den zweiten Blick an. Sie wirkt schon optisch sehr leicht, und mit – laut Hersteller – nur 120 kg Gewicht ist sie das auch. Die Designer machen Ecken und Kanten in die Linien, sei es an den Seitenverkleidungen oder in der Sitzbank. Dennoch ist das Erscheinungsbild in sich stimmig für ein Bike, das auch Offroad eine gute Figur abgeben soll. Hier spielen die sichtbar großen Federwege von 200 mm vorn und 180 mm hinten eine wichtige Rolle. Die Front wird von zwei übereinanderliegenden LED-Spots dominiert, die wiederum von einem Windschild umrahmt sind. Ein kurzer Entenschnabel fungiert als Vorderradkotflügel, der ebenso typisch für eine Enduro ist wie das hohe Heck mit dem winzigen LED-Rücklicht.
Ultraviolette Shockwave I (5 Bilder)

Ultraviolette
)165 km Reichweite: Zweifel sind erlaubt
Ein solider Brückenrahmen aus Stahl bildet das Rückgrat, in das die Batterie eingelassen ist. Sie soll angeblich vier Kilowattstunden bunkern, auch wenn die Zahl noch nicht offiziell von Ultraviolette bestätigt ist. Der Hersteller gibt eine Reichweite von 165 km an, was in Anbetracht der Batteriegröße sehr optimistisch klingt. Das dürfte sie nicht einmal im langsamen Stadtverkehr schaffen. Aber die Shockwave ist ohnehin nicht für Langstrecken-Rallyes konzipiert, sondern für den Fun im Gelände. Hier bringt sie wiederum gute Voraussetzungen mit. Die Dauerleistung des Elektromotors beträgt 11 kW, das reicht nach (vom Hersteller unbezifferter) Übersetzung für ein maximales Drehmoment 505 Nm am Hinterrad.
Damit dürfte sie in der EU mit dem Führerschein A1 oder B196 als Leichtkraftrad gefahren werden. Die Höchstgeschwindigkeit wird von Ultraviolette mit 120 km/h beziffert. Das interessiert Enduristen kaum, sie brauchen spontane Kraft bei niedrigen Geschwindigkeiten in kniffligen Passagen, um beispielsweise das Vorderrad über ein Hindernis zu heben. Darin ist ein Elektroantrieb einem Verbrenner prinzipiell überlegen.
Leider kein 21-Zoll-Vorderrad
Zum besseren Überwinden von Hindernissen trägt auch ein großes Vorderrad bei. Ernsthaft Offroad-Fahrende sind daher am liebsten mit einem 21-Zöller unterwegs. Die vordere 19-Zoll-Drahtspeichenfelge der Ultraviolette dagegen ist nur das absolute Minimum. Hinten misst die Felge 17 Zoll. Immerhin sind grobstolligen Reifen aufgezogen. Auf eine Upside-down-Gabel wurde zugunsten einer Telegabel verzichtet, vermutlich aus Kostengründen. Die Stahlschwinge wirkt sehr langgezogen und das Federbein ist direkt angelenkt. Ob das Fahrwerk einstellbar ist, entzieht sich noch unserer Kenntnis. Ein Motorschutz verhindert harten Kontakt in steinigem Terrain. Auch wenn der Hersteller keine Angaben zur Bodenfreiheit macht, erscheint sie auf den Fotos großzügig bemessen.
Ultraviolette Shockwave II (4 Bilder)

Ultraviolette
)Abschaltbares ABS
An elektronischen Assistenzsystemen kann die Shockwave unter anderem mit fürs vollwertige Geländefahren abschaltbarem ABS glänzen. Die vierstufige Schlupfregelung erleichtert es Einsteigern, mit Hinterrad-Slides zurechtzukommen. Über die Bremsen lässt Ultraviolette nichts verlauten, es scheint sich um eine vordere Vierkolben-Bremszange mit einer eher kleineren Bremsscheibe zu handeln, deren untere Hälfte von einer großen Kunststoffplatte geschützt wird. Umso ausdrücklicher weist der Hersteller auf die in sechs Stufen einstellbare Rekuperation hin, die der Batterie beim Zurückdrehen des Fahrgriffs Energie zuführt. Einstellbar ist das alles in einem Bediensystem mit einem hochkant stehenden TFT-Display, das mit dem Smartphone per Bluetooth kommuniziert.
Umgerechnet 1585 Euro Einstiegspreis – in Indien
In Indien kostet die Shockwave zur Einführung im Laufe des Jahres zunächst 149.999 Rupien, umgerechnet rund 1585 Euro. Danach soll er auf 175.000 Rupien steigen, also etwa 1850 Euro. Angeboten wird sie in den Farbkombinationen "Cosmic Black" und "Frost White". Ultraviolette möchte sich nicht nur auf den indischen Markt beschränken, auch wenn es der größte der Welt ist, sondern seine Elektromotorräder zukünftig auch nach Europa exportieren. Wann das sein wird und wie viel sie kosten werden, ist noch gänzlich offen. Aber allzu teuer werden sie wohl nicht werden.