Ford Capri: Neuauflage wird ein gewichtiges E-SUV

Ford bedient sich der eigenen Historie und holt den Namen Capri aus der Versenkung. Konzeptionell verbindet neu und einst allerdings wenig.

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Ford Capri

(Bild: Ford)

Lesezeit: 3 Min.

Bei Ford gibt es keine Hemmungen, alte Namen mit neuen Autos zu verbinden, auch wenn sich diese konzeptionell vollkommen fremd sind. Explorer und Mustang sind Beispiele der jüngeren Vergangenheit, nun holt der Hersteller den Ford Capri aus der Versenkung.

Für die jüngeren Leser ein kurzer Ausflug in die Vergangenheit: 1969 stellt Ford ein bezahlbares Coupé vor, das schnell zu einem Erfolg wurde. In mehreren Generationen baute Ford bis Ende 1986 fast 1,9 Millionen Capri. Nun folgt ein weiterer Ford Capri, der als E-SUV mit Preisen ab 52.000 Euro mit der ursprünglichen Idee nicht mehr viel zu tun hat. Trotzdem beschwört Ford bei der Präsentation die Ahnenreihe.

"Eine Legende wie den Ford Capri neu zu interpretieren, stellt eine große Herausforderung dar. Der neue vollelektrische Capri bringt frischen Wind in die Welt der Elektroautos", ist sich Jon Williams sicher, der für die elektrischen Ford-Modelle in Europa verantwortlich ist. Bei Lichte betrachtet wurde hier allerdings ein Konzept auf die Beine gestellt, das andere Hersteller bereits massenhaft in den Markt einbringen. Die Auswahl der Konkurrenten reicht von Modellen wie dem BMW iX2 über Audi Q4 e-tron Sportback bis hin zum neuen Peugeot 3008.

Die technische Basis teilt sich der Capri mit Ford Explorer, VW ID.4/ID.5 und dem Skoda Enyaq. Das im Heck etwas pummelig geratene E-SUV-Coupé ist 4,63 m lang und wird ähnliche Platzverhältnisse bieten wie die Konkurrenz. Den Explorer überragt der Capri um fast 20 cm. Sein Kofferraum fasst 570 bis 1510 Liter.

Ford Capri 2024 (10 Bilder)

Gestaltet wie vielfach bei der Konkurrenz zu entdecken: Gerade im Heck ist der Ford Capri etwas pummelig.
(Bild: Ford )

Zwei Antriebe will Ford im Capri anbieten, und beide sind von Volkswagen bekannt. Im Basismodell arbeitet ein Synchronmotor im Heck, der 210 kW und 545 Nm bietet. Er bedient sich aus einer 77-kWh-Batterie, die sich mit bis zu 135 kW laden lässt. Das Fenster zwischen den Ladeständen 10 und 80 Prozent ist in 28 Minuten gefüllt. Das geht im Allradmodell, in dem eine 79-kWh-Batterie eingebaut ist, mit 26 Minuten auch nicht viel schneller, obwohl die Spitzenladeleistung bei 185 kW liegt. Dessen Systemleistung liegt dank eines zusätzlichen Asynchronmotors an der Vorderachse bei 250 kW. In beiden Ausführungen ist erst bei 180 km/h Schluss. Die Reichweite im WLTP gibt Ford mit bis zu 630 km an.

Wann genau der neue Capri bei den deutschen Händlern stehen wird, verrät Ford noch nicht. So bleibt nur eine naheliegende Spekulation: Da es sich hier um ein Auto auf bekannter Basis handelt und Ford dringend Modelle nachlegen muss, liegt die Vor-Ort-Premiere vermutlich vor dem kommenden Frühjahr. Denn mit der gleichen Chuzpe, mit der sich die Marke an der eigenen Historie bedient, entledigt sie sich derzeit eines Großteils ihres bisherigen Sortiments. Mondeo, Fiesta, S-Max und Galaxy sind schon Geschichte, der Focus wird folgen. Ob ein frischer Capri für wenigstens 51.950 Euro diese Lücken zu füllen vermag, darf zumindest zart bezweifelt werden. Ford darf sich Hoffnungen auf neue Kunden machen, in der Breite aber holt man die bisherigen mit einem teuren E-SUV-Coupé vermutlich eher nicht ab.

(mfz)