LKW-Maut: Einbauwille mangelhaft
Der Plan, die abgespeckte Version der LKW-Maut zum Jahresende zu starten, ist offenbar arg auf Kante genäht.
Der Plan, die abgespeckte Version der LKW-Maut zum Jahresende zu starten, ist offenbar arg auf Kante genäht. Gegenüber der Verkehrsrundschau erklärte Toll-Collect-Sprecher Harald Lindlar, man liege bei der Personalisierung der On Board Units (OBU) im Plan; bei 100.000 Geräten soll dies bereits erledigt sein. Jedoch seien bislang nur etwa 20.000 Geräte in Fahrzeuge eingebaut worden. Lindlar forderte, dass der Einbauwille in den Unternehmen deutlich nach oben gehen müsse. Eine weitere Ankurbelung durch Ausbau des Werkstättennetzes (derzeit installieren 1850 Betriebe die OBU) sei allerdings nicht geplant. Auch das Bonusprogramm (250 Euro Gutschrift für den Austausch einer OBU, 50 Euro Gutschrift die die Neubestellung) werde nicht wieder aufgelegt.
Derzeit werden in der OBU-Zentrale in Simmern etwa 10.000 Geräte pro Tag in einem Drei-Schichten-Betrieb personalisiert. Von dort aus gehen sie an die Einbau-Werkstätten. Erst bei der für 2006 geplanten vollen Version der Maut, Version 2.0 genannt, vereinfacht sich das Verfahren, weil dann Updates online eingespielt werden können. Dann sollen geänderte Maut-Strecken und Maut-Tarife von der Zentrale aus aktualisiert werden, während die Personalisierung für das jeweilige Fahrzeug nach wie vor von Simmern aus geschieht.
Für den Systemtest der einfachen LKW-Maut mit 41 Fahrzeugen, der so genannten OBU-Tour auf insgesamt 138.000 Kilometern hatte das Maut-Konstorium Toll Collect eine Zuverlässigkeit von 99,6 % ermittelt. Diese Angaben, basierend auf der Arbeit bislang geheim gehaltener Gutachter-Teams, wurden nach einer Meldung der Wirtschaftswoche bisher nicht wieder erreicht. Das Blatt berichtete unlängst über die neuen OBUs und ihrer Zuverlässigkeit, die mit 70% angegeben wurde. Diese Quote wurde von Toll Collect bestätigt, doch abgeschwächt durch die Auskunft, dass "keine gravierenden Dinge" vorliegen würden.
Mitte August sollen Verhandlungen zwischen Toll Collect und den Spediteurverbänden starten, in denen Konzepte für die Mautrechnungen vorgestellt werden und die Zahlungsabwicklung besprochen wird.
Zu den Verwicklungen um die Mauteinführung in Deutschland, zu RFID und zu möglichen Datenschutzproblemen siehe auch:
- Verursacherbedingt verspätet -- Das "fortschrittlichste Mautsystem der Welt" und die Realität, c't 22/2003, S. 92, verfügbar im heise online-Kiosk
- Ausgebremste Automatik -- Das Kreuz mit der satellitengestützten Lkw-Maut, c't 21/2002, S. 60
- CDU erwägt PKW-Maut
- Ein Tipp der Spediteure
- Probleme im Promillebereich
- Umfangreicher Aktionsplan läuft an
- Höhere Abgaben im Gespräch
- Die OBU-Welle kann rollen
- Münchner Grüne wollen City-Maut mit RFID-Technologie
- Für PKW-Maut nur bedingt geeignet
- Datenschützer warnt vor Überwachungsstaat im Zuge von Terror-Angst
- Alles neu macht der Mai
- "Neuer Maut-Plan ist realistischer"
- 2500 OBU pro Tag
- Auf ein Altes
- Nach der Maut: Fahrtenschreiber schreiben nicht
- Das beste System wird besser
- Auf ein Neues
- Die Zukunft ist grau
- Stolpe kündigt Toll Collect
- LKW-Maut oder Maut für alle
- Europpass lockt mit Go-Box für Deutschland
- Mautsystem in Österreich lief ohne Probleme an
- Die europäische Perspektive
- Von Österreich lernen
- Toll Collect weist Datenschützer-Vorwürfe zurück
- Datenschützer fordern Kündigung
- Fahnder wollen Daten aus LKW-Mautsystem
(Detlef Borchers) / (jk)