LKW-Maut: 2500 OBU pro Tag
Sollte die "LKW Maut light" mit eingeschränkter Funktion zum 1. Januar 2005 starten sollen, müssten täglich 2500 Bordcomputer für die LKW produziert und eingebaut werden. Tatsächlich bemerken die Spediteure nichts dergleichen.
Sollte die "LKW Maut light" mit eingeschränkter Funktion zum 1. Januar 2005 zu den neuen Bedingungen starten, die das Verkehrsministerium mit dem Maut-Konsortium Toll Collect vereinbart hat, so müssten täglich 2500 Bordcomputer für die LKW produziert und eingebaut werden. Tatsächlich bemerken die Spediteure nichts dergleichen. Das wurde auf dem fünften Logistics-Forum der Bundesvereinigung Logistik (BVL) in Duisburg bekannt.
Auf der Fachtagung äußerte ADAC-Präsident Peter Mayer seine Zweifel, ob die zugesicherten 500.000 Bordcomputer (OBU) rechtzeitig kommen. "Es ist noch die Frage, ob wir dann 'Toll Collect Light' oder 'Toll Collect leid' haben werden", konstatierte Mayer. BVL-Vorstand Peer Witten forderte zur Behebung des Verkehrsnotstandes eine kühne Idee, nämlich die Änderung der Maut-Software zum Zwecke der Verkehrslenkung: "Das System muss bei den Gebühren zwischen Rush-Hour und Nachtfahrten sowie zwischen mehr und minder belasteten Strecken unterscheiden können."
Einwände kamen auf der Tagung auch von Hermann Grewer, Präsident des Bundesverbandes Güterkraftverkehr (BGL). Er forderte die Entwicklung einer neuen Generation der OBU, weil sonst das Risiko eines Misserfolges im Bereich des Möglichen liege. Nach Grewer bestehen noch zahlreiche Integrationsprobleme bei Hard- und Software. Daneben hält der BGL-Präsident die Zielvorgabe von 500.000 OBU für unrealistisch, weil nach Vorgaben aus der EU sicher bald die Bemautung von Fahrzeugen ab 3,5 Tonnen Gesamtgewicht komme. "Das wird kommen, wenn das Geld nicht reicht." Derzeit sieht die Planung eine Maut für LKW ab 12 Tonnen vor.
Unterdessen macht ein Schreiben an die Bundestagsabgeordneten die Runde, in dem Verkehrstelematiker ihre Befürchtung mitteilen, dass die so genannte abgespeckte Lösung ein Provisiorium auf Dauer werden wird. Im Schreibung wird die nunmehr getroffene Vereinbarung zwischen Verkehrsministerium und Toll Collect als "so genannte Einigung" tituliert, die nur den Zweck habe, die öffentliche Diskussion um die LKW-Maut zu beenden. Gegen diese Art der Politik wird eine öffentliche Untersuchung aller Vorgänge ab der ersten Ausschreibung zur LKW-Maut gefordert.
Zu den Verwicklungen um die Mauteinführung in Deutschland, zur eigentlich geplanten technischen Umsetzung der LKW-Maut und möglichen Datenschutzproblemen siehe auch:
- Verursacherbedingt verspätet -- Das "fortschrittlichste Mautsystem der Welt" und die Realität, c't 22/2003, S. 92, verfügbar im heise online-Kiosk
- Ausgebremste Automatik -- Das Kreuz mit der satellitengestützten Lkw-Maut, c't 21/2002, S. 60
- Maut-Debakel belastet Telekom mit 440 Millionen Euro
- Auf ein Altes
- Toll Collect legt neues Angebot zur LKW-Maut vor
- Nach der Maut: Fahrtenschreiber schreiben nicht
- Das beste System wird besser
- Tollchecker braucht das Land
- Auf ein Neues
- Die Zukunft ist grau
- Stolpe kündigt Toll Collect
- Platz im Boot
- Alle Eisen im Feuer
- Start ohne Risiko
- LKW-Maut oder Maut für alle
- Annäherung vor düsterer Kulisse
- Europpass lockt mit Go-Box für Deutschland
- Mautsystem in Österreich lief ohne Probleme an
- Aus eins mach drei
- Maut-Verzug -- Siemens und IBM werden nicht fertig
- Noch eine Frist
- Die europäische Perspektive
- Die Woche der Wahrheit
- Strafanzeige gegen österreichische Mautfirma
- Von Österreich lernen
- Toll Collect weist Datenschützer-Vorwürfe zurück
- Datenschützer fordern Kündigung
- Fahnder wollen Daten aus LKW-Mautsystem
(Detlef Borchers) / (jk)