LKW-Maut: Alles neu macht der Mai
Im Mai soll nach Plänen von Toll Collect der zweite größere Feldtest der LKW-Maut gestartet werden. Mit den Auswirkungen des bisherigen Maut-Debakels wollen sich mehrere Techniker-Konferenzen beschäftigen.
Im Mai soll nach Plänen von Toll Collect der zweite größere Feldtest der LKW-Maut gestartet werden. Für diesen Test sollen "einige Dutzend" Lastkraftwagen mit neuen Mautgeräten ausgestattet werden und ganz Deutschland befahren. Nach Überlegungen von Toll Collect sollen bei diesem Testlauf möglicherweise Mitarbeiter von Toll Collect als Beifahrer den Kapitänen der Straße helfen, die komplexe Technik zu meistern. Dies gaben Vertreter des Maut-Konsortiums am Rande der Jahreshauptversammlung des Thüringer Verkehrsgewerbes bekannt, die sich hauptsächlich mit der EU-Osterweiterung befasste. Mit dem neuen Testlauf, der erheblich unter dem ersten Feldtest mit rund 600 Fahrzeugen bleibt, möchte Toll Collect erreichen, dass die Spediteure das Vertrauen in das System zurückgewinnen, hieß es in Weimar.
Nach Auskunft von Ulrich Hofmann, Geschäftsführer des Thüringer Verbandes, lehnen die Spediteure ungeachtet der neuen Technik die Maut ab, weil sie die durchschnittlichen Fahrtkosten um 15 Prozent verteuere. Damit sei das deutsche Verkehrsgewerbe gegenüber den osteuropäischen Wettbewerbern kaum noch konkurrenzfähig.
Die Auswirkungen des anhaltenden Maut-Debakels irritiert zunehmend auch die Ingenieure, die sich mit automotiven Technologien befassen. Auf der Jahrestagung des Fraunhofer-Institutes zum Continuous Software Engineering über verlässliche Automobil-Systeme ist eine Podiumsdiskussion geplant, die sich um die Folgen der Maut-Innovation drehen soll. Im Rahmen der im Mai stattfindenden Logistik-Messe Eurocargo will die OSGi Alliance ein OSGi-Forum veranstalten, das sich mit offenen Standards für Telematik und Flottenmanagement befasst. Im Gegensatz zu offenen Architekturen ist das System von Toll Collect proprietär konzipiert, mit der Folge, dass Mitbewerber im Markt für On Board Units (OBU) warten müssen, bis Toll Collect funktionierende OBU in der Serienproduktion hat und die nötigen Schnittstellenbeschreibungen weitergibt.
Zu den Verwicklungen um die Mauteinführung in Deutschland, zur eigentlich geplanten technischen Umsetzung der LKW-Maut und möglichen Datenschutzproblemen siehe auch:
- Verursacherbedingt verspätet -- Das "fortschrittlichste Mautsystem der Welt" und die Realität, c't 22/2003, S. 92, verfügbar im heise online-Kiosk
- Ausgebremste Automatik -- Das Kreuz mit der satellitengestützten Lkw-Maut, c't 21/2002, S. 60
- Schiedsverfahren könnte im Mai anlaufen
- Telekom-Vorstand Josef Brauner tritt wegen Maut-Debakel zurück
- "Neuer Maut-Plan ist realistischer"
- 2500 OBU pro Tag
- Maut-Debakel belastet Telekom mit 440 Millionen Euro
- Auf ein Altes
- Toll Collect legt neues Angebot zur LKW-Maut vor
- Nach der Maut: Fahrtenschreiber schreiben nicht
- Das beste System wird besser
- Auf ein Neues
- Die Zukunft ist grau
- Stolpe kündigt Toll Collect
- LKW-Maut oder Maut für alle
- Europpass lockt mit Go-Box für Deutschland
- Mautsystem in Österreich lief ohne Probleme an
- Die europäische Perspektive
- Strafanzeige gegen österreichische Mautfirma
- Von Österreich lernen
- Toll Collect weist Datenschützer-Vorwürfe zurück
- Datenschützer fordern Kündigung
- Fahnder wollen Daten aus LKW-Mautsystem
(Detlef Borchers) / (jk)