Landesregierung kritisiert Telekom wegen Absage an Runden Tisch
Ein runder Tisch in Baden-Württemberg zur Schließung der Telekom-Callcenter fand ohne Vertreter des Konzerns statt: Für solche Gespräche sei es zu früh. Erst müsse betriebsintern mit dem Telekom-Gesamtbetriebsrat gesprochen werden, hieß es.
Die Landesregierung Baden Württembergs hat die Deutsche Telekom wegen ihrer Absage an den Runden Tisch zur Zukunft der Callcenter-Mitarbeiter kritisiert. "Es wäre besser gewesen, wenn die Telekom meiner Einladung gefolgt wäre und uns ihr Konzept erläutert hätte", sagte Staatsminister Wolfgang Reinhart (CDU) nach dem Treffen. ver.di-Landesbezirksleiterin Leni Breymaier bezeichnete die Absage des Unternehmens sogar als kaltschnäuzig und ungehörig. Eine Zusage, am Runden Tisch teilzunehmen, habe es nie gegeben, so hingegen ein Sprecher der Telekom Region Süd. Für solche Gespräche sei es zu früh. Erst müsse betriebsintern mit dem Telekom-Gesamtbetriebsrat gesprochen werden. Das sehe das Betriebsverfassungsgesetz so vor.
"Laut Angaben des Betriebsrats und der Gewerkschaft arbeiten alle Callcenter in Baden-Württemberg profitabel", erklärte Reinhart. "Deshalb stellt sich die Frage, ob die geplante Zentralisierung tatsächlich effizienter und kundennäher sein wird." Diese Einschätzung teilten auch die Oberbürgermeister der von der Schließung betroffenen Standorte, erklärte die Gewerkschafterin. Die Telekom will sechs der acht Callcenter im Land dichtmachen.
An dem Treffen hatten die Oberbürgermeister der sechs Callcenter-Standorte in dem Bundesland teilgenommen. Außerdem saßen Vertreter des Betriebsrates und der Gewerkschaft ver.di mit an dem Runden Tisch, der auf Initiative der Gewerkschaft initiiert worden war und in der Villa Reitzenstein stattfand. Die Telekom hatte erst wenige Tage vor dem Treffen den Termin platzen lassen. Reinhart kündigte nun an, dass die Landesregierung nochmals mit dem Telekom-Vorstand über die Bedenken aus dem Südwesten diskutieren wird.
Bundesweit will die Telekom 39 Standorte streichen. In Baden-Württemberg sind die Standorte in Mannheim, Heilbronn, Ulm, Konstanz, Freiburg und Karlsruhe mit rund 1500 Beschäftigten betroffen. Die Mitarbeiter sollen nach den Plänen der Telekom umziehen oder pendeln. Gegen die Pläne des Unternehmens waren in den vergangenen Wochen hunderte Mitarbeiter auf die Straße gegangen. Hauptkritikpunkt der Beschäftigten ist, dass vor allem für viele Teilzeitbeschäftigte diese Lösung nicht annehmbar ist.
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(dpa) / (jk)