Missing Link: Patente versus Solidarität – Kampf um den Impfstoff gegen Covid-19

Seite 5: So wenig Monopolisierung wie möglich

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James Love, Gründer und Direktor der Organisation Knowledge Ecology International, sieht das anders. „Wenn es eine Situation gibt, in der diese Argumentation in sich zusammenfällt, dann ist es die Entwicklung von Covid-Impfstoffen“, sagt der US-amerikanische Aktivist, der maßgeblich den Kampf gegen die künstliche Verknappung der Aids-Medikamente durch Pharmaunternehmen geführt hat.

Loves Appell lautet schlicht, gerade während einer Pandemie sollte es so wenig Monopolisierung wie möglich geben, optimiert werden sollte in Bezug auf Schnelligkeit, Zugang und Bezahlbarkeit. Patentstreitigkeiten, die den Zugang zu einem Medikament erschweren, will niemand. Einen ersten Patentstreit lieferten sich bereits Moderna und Innovio.

Seine Argumentation ist schwer zu entkräften: „Geld ist für die Erforschung und Entwicklung der Corona-Therapeutika und Impfstoffe nicht das Problem. Die Regierungen schreiben ja Schecks aus wie verrückt.“ Der VFA rechnet damit, dass die Entwicklung eines neuen Impfstoffs etwa 400 Millionen kostet. Bei rund 30 Phase-3-Kandidaten reichten die Förderbeträge kaum aus, so der Verband. Aber allein das US Programm Operation Warp Speed ist so hoch, dass ein guter Teil an Kosten übernommen werden können.

Zudem, darauf machen Love wie auch MSF Experte Alves aufmerksam, stammen eine ganze Reihe von Wirkstoffen aus Projekten öffentlich geförderter Universitäten oder auch aus mit öffentlichen Preisen oder Ausgründungsmitteln geförderten Start-ups.

Gegenüber US-Medien brachte Love diese Woche schließlich auch sein Erstaunen darüber zum Ausdruck, dass die Universität Oxford eine Kehrtwendung bei ihrer Patentstrategie gemacht hat. Noch im April hatten die Wissenschaftler angekündigt, ihren Wirkstoff freizugeben. Dann habe man sich AstraZeneca ins Boot geholt und das britisch-schwedische Unternehmen will am Impfstoff verdienen und sich höhere Preise zumindest für die Zeit „nach der Pandemie“ vorbehalten.

Teilweise mitverantwortlich ist, wie US Journalist Jay Hancock vom Fachblatt Kaiser Health News, schreibt: Bill Gates. Es sei Gates gewesen, der den Oxforder Wissenschaftlern empfohlen habe, sich mit einer großen Pharmafirma zusammenzutun.

AstraZeneca und Oxford haben mit dem von der Gates-Stiftung mitfinanzierten CEPI inzwischen einen kostengünstigen Deal verabredet. Doch ein Lizenzpool, wie in C-TAP vorgesehen, kommt nicht vom Fleck. Unter den 40 Ländern, die sich laut der Pressestelle der WHO bislang dem C-TAP-Pool angeschlossen haben, fehlen die Länder mit den großen Pharmaunternehmen. „Unternehmen sind C-TAP bislang noch gar nicht beigetreten“, teilt die WHO außerdem mit.