Phonowirtschaft fordert strengere Regeln für Privatkopien
Privatkopien dürften nur noch vom eigenen Original und nicht mehr für Dritte, sondern nur noch für sich selbst hergestellt werden. Außerdem müsse das Recht beim Speichern von Rundfunkprogrammen und Internetradio modifiziert werden.
Die deutsche Phonowirtschaft hat sich erneut in der anhaltenden Diskussion um den so genannten "Zweiten Korb" für die weitere Überarbeitung des Urheberrechts zu Wort gemeldet und strengere Regelungen für Privatkopien gefordert. "Wir brauchen eine Einschränkung der massenhaften Musikkopien", betonte der Vorsitzende der deutschen Phonoverbände, Gerd Gebhardt, laut dpa. Die Bundesregierung hatte Anfang September die Eckpunkte für die Novellierung des Urheberrechts vorgestellt. Der mittlerweile vorliegende Referentenentwurf ist jedoch sowohl bei Lobbyverbänden der Medienindustrie als auch bei Wissenschaftsorganisationen und Verfechtern der Privatkopie weiter heftig umstritten.
Schon jetzt würden viermal so viele Musikkopien gebrannt wie Originale verkauft, wiederholte Gebhardt nun die Begründungen der Branche für ihre Forderung, die Möglichkeiten zu Privatkopien im Urheberrecht weiter einzuschränken. Gebhardt forderte die Bundesregierung auf, "die ausufernde Zahl legaler Privatkopien zu begrenzen".
Privatkopien dürften nur noch vom eigenen Original und nicht mehr für Dritte, sondern nur noch für sich selbst hergestellt werden, betonte Gebhardt. Außerdem müsse das Recht beim Speichern von Rundfunkprogrammen und Internetradio modifiziert werden. "Intelligente Aufnahmesoftware" mit der Möglichkeit der automatischen Speicherung einzelner Werke müsse verboten werden, forderte der Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft. Der Regierungsentwurf zur Novelle des Urheberrechtsgesetzes müsse diese Forderungen im Hinblick auf Privatkopien und Senderechte aufnehmen, wenn er der technischen Entwicklung nicht permanent nachhinken wolle, betonte Gebhardt.
Zu dem Entwurf des Bundesjustizministeriums für die weitere Novellierung des Urheberrechts siehe auch:
- Kopien brauchen Originale, Website des Bundesjustizministerium zur Novellierung des Urheberrechts
- Referenten-Entwurf aus dem Justizministerium für den "2. Korb" der Urheberrechtsnovellierung
- Bundesregierung stellt Eckpunkte des neuen Urheberrechts vor
- Gemischte Reaktionen zum Zweiten Korb der Urheberrechtsrechtsreform
- Neuer Entwurf zum Urheberrecht weiter unter Beschuss
- Streit um Privatkopie und Auskunftsansprüche spitzt sich zu
- Justizministerium: Keine 3 Jahre Haft für Tauschbörsen-Nutzer geplant
- Open-Source-Vertreter kritisiert Entwurf zum Urheberrecht
- Popkomm: Parlamentarier uneins über Verfolgung von Raubkopierern
- Justizministerium startet Aufklärungskampagne zur Urheberrechtsreform
- Zweiklassengesellschaft in der akademischen Ausbildung?
- Filmindustrie: "Raubkopieren ist kein Bagatelldelikt"
- Kompromissvorschlag zur Herausgabe von Nutzerdaten bei Urheberrechtsdelikten
Zur Auseinandersetzung um das Urheberrecht siehe auch: (jk)
- Provider müssen bei Verdacht auf "Raubkopien" Identität der Kunden preisgeben
- Memorandum für ein praxistaugliches Urheberrecht
- Ein Interview mit Bundesjustizministerin Brigitte Zypries und Ministerialdirektor Elmar Hucko über Softwarepatente, Urheberrecht und geistiges Eigentum: "Das Urheberrecht kennt kein Recht auf Privatkopie", c't 16/2004, S. 158
- Böll-Stiftung macht sich für "Open Innovation" stark
- Wissenschaftler fordern "faires" Urheberrecht
- Filmindustrie lässt "Raubkopierer im Knast probesitzen"
- "Elektronischer Hausfriedensbruch", Pauschalabgabe, DRM und Privatkopie: Streitpunkte bei der zweiten Urheberrechtsnovellierung, c't 6/2004, S. 58
- Justizministerium will Online-Kopierern weitere Steine in den Weg legen
- "Berliner Erklärung" fordert Musik-Flatrate fürs Internet
- Creative Commons als Geheimwaffe der Künstler im Copyright-Krieg
- An der neuen Copyright-Richtlinie der EU scheiden sich die Geister
- Werbeverband hält Kampagne gegen Raubkopierer für äußerst fragwürdig
- Filmwirtschaft startet Abschreckungskampagne gegen Raubkopierer
- Reform des Urheberrechts tritt in Kraft
- Neues Urheberrecht sorgt für neue Diskussionen
- Gefährliches Pflaster P2P, Auch Downloads aus Tauschbörsen werden illegal, c't 15/2003, S. 88 (verfügbar im heise online-Kiosk)