Raw-Konverter im Vergleich

Seite 14: Adobe Lightroom

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Während alle anderen getesteten Programme Ihren Fokus mehr oder weniger stark auf die Raw-Entwicklung und Bildbearbeitung legen, bietet Lightroom auch mächtige Funktionen zur Bildverwaltung und Katalogisierung, zum Suchen und Verschlagworten von Bildern. Die Raw- und Bildbearbeitungsfunktionen kommen dennoch nicht zu kurz, sie wurden von Version zu Version ausgebaut und sind in identischer Form auch im Photoshop- Plug-in Adobe Camera Raw (ACR) enthalten. Heute ist Lightroom wegen seiner großen Verbreitung die Referenz unter den Raw-Konvertern. Die Kameraunterstützung ist sehr umfangreich und wird zeitnah aktualisiert. Beim Demosaicing waren nur Capture One und die proprietären Nikon-Konverter Capture NX2 und NX-D etwas besser.

Das Programmfenster bietet mehrere, einem empfohlenen Workflow folgende Hauptansichten: Bibliothek für die Bild- und Metadatenverwaltung, Entwickeln für die kreative Arbeit, Buch, Diashow, Drucken und Web für unterschiedliche Ausgabeformen sowie Karte für GPS-Funktionen. Fotos muss man immer erst in die Bibliothek importieren, bevor man sie ansehen oder bearbeiten kann. Lightroom ist das einzige Programm im Test, das solche Umstände macht, obwohl die Katalogisierung sogar standardmäßig der Ordnerstruktur auf der Festplatte folgt. Dennoch merkt das Programm noch nicht einmal, wenn im Dateisystem Bilder hinzugekommen sind oder sich geändert haben.

In der Entwickeln-Ansicht sind alle Werkzeuge in einer übersichtlichen Leiste konzentriert, eine zweite ist für Navigator, Vorgaben, Schnappschüsse und Protokoll bestimmt. Die Konfiguration kann weitgehend geändert werden. Die meisten Tonwert- und Farbwerkzeuge lassen sich selektiv anwenden, die Auswahl erfolgt per Pinsel oder über lineare oder radiale Verläufe. Alle Einstellungen werden, außer in der Datenbank, in XMP-Sidecar-Dateien gespeichert. Einstellungen können komplett oder individuell auf andere Bilder übertragen oder alternativ als Vorgaben gespeichert werden. Wie in DxO gibt es eine Vorschau des Vorgabeneffekts, doch einfacher realisiert: Schwebt der Mauszeiger über der Vorgabenpalette, wird der betreffende Effekt im Navigator angezeigt. Vorgaben lassen sich - auf Wunsch abhängig von Kameramodell und ISO-Wert - schon beim Bildimport automatisch anwenden.

Die gesamte Tonwertverteilung im Bild einschließlich Lichter-Restaurierung und Tiefenaufhellung lässt sich mit nur sechs Reglern sehr genau steuern. Wir fanden im Testfeld kein einfacheres Bedienkonzept, das dennoch so viel kreativen Spielraum lässt.

Die Belichtung lässt sich um stattliche ±5 Lichtwerte ändern, bei 32-Bit-HDR-Bildern, die Lightroom als einziges Programm im Test bearbeiten kann, sogar um jeweils 10 Lichtwerte. Allerdings erfolgt auch in Lightroom die Belichtungsänderung nicht linear, was die ebenfalls einzigartige Funktion Belichtungen angleichen etwas entwertet. Diese ist bei unterschiedlich belichteten Panoramaaufnahmen sehr nützlich. Mit Lichter und Tiefen lassen sich Lichter wiederherstellen und Schatten aufhellen, ohne dass der lokale Kontrast verloren geht. Spielraum und Qualität sind, insbesondere bei der Lichterwiederherstellung, sehr gut. Klarheit beeinflusst die Mikrokontraste im gesamten Bild, damit lässt sich ein knackiger oder auch softiger Eindruck erzielen. Weiß und Schwarz dienen zum Festlegen von Weiß- und Schwarzpunkt, und schließlich gibt es noch Kontrast und die Gradationskurve für Feineinstellungen am entwickelten Raw-Bild. Sechs dieser Regler setzt Lightroom nach einer Bildanalyse auf Wunsch automatisch, übertreibt aber dabei unserer Meinung nach bei der Belichtung: Die Ergebnisse sind oft etwas zu hell.

Die Einstellungen von Lichter, Tiefen und Klarheit verleihen den Farben Zeichnung und machen die Schatten durchsichtig. Unterstützt wird die Farbdifferenzierung noch mit den gezeigten HSL-Einstellungen und einem Schuss Details in der Schärfenpalette. Allerdings war auch das Ausgangsmaterial für dieses Bild außergewöhnlich gut: Das Foto des Berliner Doms entstand mit einer Sony Alpha A7R.