Renault 5 mit V2G: Elektroauto als Speicher

Der neue R5 wird das erste Elektroauto von Renault, das ab Werk bidirektionales Laden bietet. Die Traktionsbatterie lässt sich damit extern anzapfen.

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Renault 5 2024

(Bild: Renault)

Lesezeit: 3 Min.

Die Idee, die Batterie in einem Elektroauto auch extern anzapfen zu können, ist nicht neu. Nissan bot sie im ersten Leaf an. Doch das System war derart teuer, dass kaum einer zugriff. Dabei ist die Überlegung grundsätzlich schlau. Der Speicher kann zur Stabilisierung des Stromnetzes und/oder als Puffer für die heimische PV-Anlage genutzt werden, um den Grad der Autarkie anzuheben. Nicht zuletzt durch den in den vergangenen Jahren stark gestiegenen, durchschnittlichen Energiegehalt in den Batterien von modernen Elektroautos erlebt die Idee von Vehicle to grid (V2G) gerade eine Renaissance. Volkswagen hat angekündigt, das irgendwann anbieten zu wollen, bei einigen E-Autos aus dem Hyundai-Konzern ist das schon möglich. Renault wird nun konkret: Der neue R5 wird das erste Elektroauto der Marke, das mit V2G ausgeliefert werden soll.

Bislang können fast alle Ladegeräte Strom gewissermaßen nur in eine Richtung verarbeiten: Der Wechselstrom von außen wird im Auto im Ladegerät in Gleichstrom umgewandelt, ein Batteriemanagmentsystem kümmert sich darum, dass der Strom so fließt, dass der Speicher die Balance zwischen den Anforderungen Ladeleistung und Batterieverschleiß im vorgegebenen Fenster hält. Soll dem Speicher auch extern Strom entnommen werden können, muss das über ein entsprechendes Ladegerät umgesetzt werden. Für V2G braucht es außerdem eine Wallbox, die auch vom Auto Strom entnehmen kann. Renault will das mit dem Start des neuen R5 anbieten. Die Wallbox soll je nach Ausführung eine maximal zwischen 7 und 22 kW bieten – ob in beide Richtungen, ist unbekannt.

Zusammen mit einem Servicevertrag, so das Versprechen, wird die Batterie geladen, wenn gerade viel Ökostrom im Netz ist – und umgekehrt: Zu Spitzenlastzeiten, in denen der Strom auf dem Markt sehr teuer ist, kann der Batterie Strom entnommen werden, sei es nun zur Stabilisierung des Stromnetzes oder für den Hausgebrauch. Mit einem Mobilize Stromvertrag, der von The Mobility House bereitgestellt wird, sei eine klimaneutrale Stromversorgung garantiert, verspricht Renault. Der Kunde wird das System über eine App steuern können. Kerngedanke: Der Fahrer gibt in die App ein, wann er wie weit fahren möchte. Zur geplanten Abfahrt steht die gewünschte Reichweite plus Reserve zur Verfügung. In der Zwischenzeit managt die Software, wann die Batterie im Auto ge- und entladen wird.

Renault will zusammen mit The Mobility House eine Wallbox anbieten, die V2G ermöglicht.

(Bild: Renault)

Der R5 soll ab dem kommenden Jahr verkauft und V2G von Anfang an angeboten werden. Noch gibt es keine Informationen darüber, was das bidirektionale Laden kosten soll. Vorstellbar ist, dass Renault ein Paket mit V2G-Lader im Auto und Wallbox anbietet. Bisher sind Ladestationen, die V2G beherrschen, rar und teuer. Will Renault das System breit verteilen, muss der Preis attraktiv sein. Für Skaleneffekte könnte sorgen, dass nach und nach alle Elektroautos von Renault Strom abgeben können sollen.

(mfz)