Praxistest: Elektroauto Kia EV6 zieht Knaus-Wohnwagen nach Holland und zurück

Wie ist das, wenn man mit einem Elektroauto einen Wohnwagen nach Holland und zurück zieht? Wir probierten es aus, im Knaus Sport 400 E.Power und einem Kia EV6.

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Kia EV6 mit Wohnanhänger

(Bild: Clemens Gleich)

Lesezeit: 18 Min.
Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

Als ich mich freiwillig meldete, einen echten Wohnwagen-Reise-Camping-Test mit Elektroauto zu machen, war mir in etwa klar, was mich technisch erwarten würde: Etappen, Verbräuche, Ladestationen ohne Durchfahrtslader. Was mir wie so oft nicht klar war: Einen Wohnwagen ziehen ist offenbar ein erschreckend emotionales Sperrgebiet mit einem Minenfeld persönlicher Befindlichkeiten. Deshalb vorab ein paar Sätze. Mir ist es egal, wie Sie campen oder nicht campen. Ich "erwarte" nichts von Ihnen (ein häufiger Vorwurf), denn ich kenne Sie ja nicht einmal. Ich habe etwas ausprobiert, wonach viele Interessierte fragten. Ich werde hier beschreiben, was passiert ist und wie ich die Situationen empfand. Wir sind alle erwachsen genug, uns unsere jeweiligen eigenen Teile zu denken.

Das Gespann arbeitete viel besser als erwartet.

(Bild: Clemens Gleich)

Als Testgeschwindigkeit wählte ich 100 km/h laut Tacho, weil Gespanne in Deutschland 100 fahren dürfen. Das sind real etwa 97 km/h. Mir ist bewusst, dass viele Gespannfahrer langsamer fahren, um ständiges LKW-Überholen zu reduzieren oder auf physische Eigenschaften des Gespanns zu optimieren (Verbrauch, Schwingungsverhalten oder ähnliches). Sehen Sie es als Messung im oberen real gefahrenen Geschwindigkeitsbereich. In Belgien hätte ich 120 km/h fahren dürfen, unterließ dies aber, weil ich kein anderes Gespann dort sah, das 120 fuhr. Vergleichbar: Frankreich mit 130. Ansonsten dürfen Stand 2022 Gespanne im EU-Ausland eher langsamer fahren als bei uns (üblich sind beschauliche 80 km/h auf der Autobahn). In den Niederlanden dürfen Gespanne bis 3,5 t auf der Autobahn 90 fahren, über 3,5 t und auf Landstraßen sind es 80. Zur Messung wählte ich den Modus "Eco", weil dort die vom Tempomat verwendeten gemächlichen Beschleunigungen recht gut zum Gespannbetrieb passen.

Bei der Auswahl des Gespanns kamen zunächst alle entsprechend zugkräftigen E-Autos zum Ziehen in Frage (Tesla, Mercedes, Hyundai, Kia, Volvo) und jeder Wohnwagen. Beim Durchblättern der Kataloge des Campingherstellers Knaus fiel mir jedoch die "E.Power"-Reihe auf, die sich durch reinen Strombetrieb definiert. Es gibt keine Gasflaschen. Im Gasfach vorne kann man daher zusätzliches Gepäck unterbringen – aufgrund der verbliebenen Gas-Lüftungsschlitze allerdings eher Outdoor-Gepäck, das etwas Regengischt verkraftet. Geheizt wird über eine kleine Klimaanlage. Bedeutet: Es gibt einen Kühlbetrieb für heiße Sommertage. Gekocht habe ich auf zwei Induktionsplatten, was unterwegs schon sehr cool war.