SCO vs. Linux: Beruhigungspille für die Investoren

Nicht alle Investoren scheinen mit dem Konfrontationskurs von SCO gegen IBM und die Linux-Community im Streit um angeblich geklauten Code einverstanden.

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Von
  • Detlef Borchers

Nach der Meinung von Internet-Humoristen sollte die SCO Group, im Rechtsstreit mit IBM wegen angeblich geklauten Unix-System-V-Codes im Linux-Kernel, in der Vorweihnachtszeit das Geschäftsmodell ändern. Etwas abgewandelte Ansichten scheinen allerdings auch die Investoren der Firma zu haben, die in einer ersten Anhörung vor Gericht einen Dämpfer kassierten und nun innerhalb von 30 Tagen den Code vorlegen sollen, der das Kopieren von Sourcen in den Linux-Kernel belegt.

Hinter den Kulissen sollen Aufsichtsrat wie Investoren den Konfrontationskurs der SCO Group mit den Geschäftsführern diskutiert haben. Heute veröffentlichte darum die Firma eine Erklärung zu einem neuen Abkommen. Kernstück ist eine Vereinbarung mit den großen institutionellen Investoren, die ihnen das Recht gibt, weitreichende Aktionen der Geschäftsführung von ihrer Zustimmung abhängig zu machen. Diese Zustimmung muss immer dann erfolgen, wenn die Aktionen Bereiche betreffen, in denen für die juristischen Vertreter von SCO, die am Geschäft beteiligte Rechtsanwaltskanzlei, Erfolgshonorare (contingency fee) vereinbart sind. SCO hat Verträge mit der Anwaltskanzlei Boies, Schiller & Flexner, nach denen bis zu 20 Prozent Erfolgshonorar zu zahlen sind bei allen Ereignissen, die mit dem Schutz von SCOs angeblichem geistigem Eigentum zu tun haben -- zu den erwähnten Ereignissen gehören nicht nur die Durchsetzung von Lizenzansprüchen, weitere juristische Schritte oder außergerichtliche Einigungen, sondern auch der Verkauf von SCO an Dritte.

Das nun in die Pflicht-Berichte für die amerikanische Finanzbehörde SEC aufgenommene Abkommen deutet darauf hin, dass nicht alle Investoren mit dem Kurs der SCO Group einverstanden sind, über die Klage gegen IBM auf Verletzung der Unix-Rechte durch unrechtmäßig verwendeten Quellcode ein Lizenz-Geschäft aufzubauen. Amerikanische Analysten spekulieren, dass möglicherweise die intern präsentierten Beweise der "Code-Verletzungen" durch IBM nicht überzeugen konnten und darum die "Ausstiegsklausel" formuliert werden musste.

Die Presseerklärung der SCO Group enthält vorbereitete Statements der wichtigsten Beteiligten. So wird der bei der Anhörung am letzten Freitag nicht in Erscheinung getretene Staranwalt David Boies mit dem Satz zitiert: "Wir werden unsere Arbeit in der Zukunft fortsetzen und SCO helfen, den Wert ihres wichtigen und wertvollen geistigen Eigentums zu maximieren und dabei sicherstellen, dass die Rechte von SCO verteidigt werden." Ob die Statements ausreichen, den am gestrigen Montag abgesackten Börsenkurs der SCO-Papiere zu stabilisieren, ist noch nicht absehbar.

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe auch:

(Detlef Borchers) / (jk)