Selbstfahrende Autos: GM spart bei Cruise, nicht bei der Dividende

GM erhöht die Dividende um ein Drittel. Dafür buttert der Autokonzern weniger in selbstfahrende Autos.​

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Testfahrt eines autonomen Fahrzeugs der GM-Tochter Cruise in San Francisco: Als die Ampel auf grün sprint, rollt das Auto an, bleibt aber aus unersichtlichen Gründen mitten auf der Kreuzung stehen. Die nachfolgenden menschlichen Autofahrer sind frappiert und hupen.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

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General Motors (GM) erfreut seine Aktionäre. Die Aktie hat am Montag nach Bekanntgabe der Jahreszahlen 2023 acht Prozent zugelegt. Der Konzern erhöht die Dividende um ein Drittel, zusätzlich zum Budget für Aktienrückkäufe. Dazu verhilft nicht zuletzt eine Reduktion der Verluste bei Cruise, der Tochterfirma für selbstfahrende Autos. Dort möchte GM dieses Jahr ungefähr eine Milliarde US-Dollar weniger ausgeben. Das ist deutlich mehr, als die um "hunderte Millionen" reduzierte Investition in Cruise, die Konzernchefin Mary Barra im November angekündigt hat. 2023 schrieb Cruise fast 3,5 Milliarden Dollar Betriebsverlust.

Die Tochterfirma entwickelt selbstfahrende Taxis, hat aber seine kalifornische Zulassung verloren. Grund ist angeblich mangelnde Kooperation mit der Verkehrsbehörde nach einem Unfall mit Personenschaden. Dem sind zahlreiche Probleme vorangegangen: Autonome Cruise-Autos haben wiederholt Einsatzfahrzeuge behindert, und weil kein Fahrer im Auto sitzt, dauert es, bis die Einsatzkräfte die den Weg versperrenden GM-Fahrzeuge wegräumen können. Hinzu kommen ein Zusammenstoß mit einem Feuerwehrfahrzeug und mehrere Auffahrunfälle durch plötzliches Bremsen der autonomen Fahrzeuge.

Jetzt möchte Barra Cruise "refokussieren und neu aufsetzen". Es habe sich gezeigt, dass die Erwartungen in Sachen Sicherheit an einen Roboter höher sind, als an einen menschlichen Chauffeur. "Wir glauben, dass wir das machen können", sagte Barra in der üblichen Telefonkonferenz nach Bekanntgabe der Zahlen. GM glaube weiter an die Zukunft Cruises. Öffentliche Testfahrten mit zahlender Kundschaft sind vorerst zwar eingestellt, was Geld und Personal spart. Ein Viertel der Cruise-Belegschaft wurde bereits gegangen. Aber die Software-Programmierer soll Cruise weiterbeschäftigen.

Derzeit laufen mehrere Untersuchungen verschiedener US-Behörden gegen Cruise. Barra macht gute Miene dazu: Die Reaktionen der Behörden seien positiv; es gelte, das Vertrauen der Bevölkerung und von Entscheidungsträgern wiederzugewinnen. Sie plant durchaus, die fahrerlosen Taxis wieder in Betrieb zu setzen. Wann und wo ist noch nicht bekannt – "in den nächsten Wochen" will Barra mehr verraten.

2023 konnte GM den Umsatz um 9,6 Prozent auf rund 172 Milliarden US-Dollar steigern – obwohl ein Streik der GM-Fabrikarbeiter zu einer Reduktion der Produktion um etwa 95.000 Fahrzeuge geführt hat. 158 Milliarden Dollar kommen aus dem klassischen Kfz-Geschäft (+9.5%), weitere 14 Milliarden von GM Financial (+11,4%) und 102 Millionen von Cruise (unverändert).

Der Betriebsgewinn ist um nicht ganz zehn Prozent auf 9,3 Milliarden Dollar gefallen. Zwar ist im Kfz-Geschäft um gut drei Prozent auf 10,1 Milliarden Dollar gestiegen, aber bei GM Financial gefallen. Und der Betriebsverlust bei Cruise ist um 240 Millionen Dollar auf 3,5 Milliarden Dollar angeschwollen.

Das geht aus den am Dienstag veröffentlichen GM-Finanzzahlen hervor. Der operative Cashflow ist sogar um gut 30 Prozent auf 20,9 Milliarden Dollar angewachsen. Sowohl die Kfz-Sparte als auch GM Financial warfen mehr ab. Das ermöglicht die höhere Dividende.

Der Vorsteuergewinn des Konzerns ist um gut zehn Prozent auf 10,4 Milliarden Dollar gefallen. Dank geringerer Steuern ist der Nettogewinn gleichzeitig um gut ein Prozent auf 9,8 Milliarden Dollar höher ausgefallen. Für 2024 erwartet GM allerdings eine höhere Steuerquote von 18 bis 20 Prozent, eben weil es weniger in Cruise investiert.

Weltweit hat GM 2024 mehr als sechs Millionen Kfz verkauft; davon gingen 19,2 Prozent (+2,5 Prozentpunkte) zu rabattierten Preisen an Flottenkunden, vor allem Autovermieter. Die 6.188.000 verkauften Fahrzeuge sind ein Zuwachs von gut vier Prozent gegenüber 2022. Der globale Marktanteil ist allerdings um 4 Promillepunkte auf 7,1 Prozent zurückgegangen.

Für 2024 erwartet GMs Management, dass das Kfz-Geschäft bei 18 bis 21 Milliarden Dollar operativen Cashflow abwirft. 2023 waren das 20,8 Milliarden. Der Aktionären zurechenbare Reingewinn soll von 10,1 Milliarden auf 9,8 bis 11,2 Milliarden Dollar fallen oder steigen.

(ds)