Cybertruck auf Tour in Deutschland: Das Monster in Lebensgröße

Noch ist unklar, ob Teslas E-Riese die EU erreicht. Den Konzern ficht das nicht an: Er schickt den Cybertruck auf Schnuppertour. Wir waren in Berlin dabei.

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Tesla Cybertruck

Nicht auf dem Mars, sondern in Europa: So bewirbt Tesla seine "Cybertruck Odyssey".

(Bild: Tesla)

Lesezeit: 4 Min.

Der Berichterstatter hat sich zunächst verlaufen. Nicht im gewohnten Tesla-Laden am Eingang Wilhelmstraße der "Mall of Berlin" steht der Cybertruck, sondern mitten auf dem Platz zwischen den zwei Teilen des großen Einkaufszentrums am Leipziger Platz in der Hauptstadt. Hier macht vom 2. bis 4. Mai – jeweils von 10 bis 20 Uhr – die "Cybertruck Odyssey" Station, die in Deutschland später in Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Hannover, München und Stuttgart vorbeisehen wird, bevor es durch ganz Europa geht, zu, laut Tesla, insgesamt über 100 Orten. Beim Besuch des Aufstellplatzes des E-Traktors wird dann auch schnell klar, warum dieser Ort gewählt wurde: Im Tesla-Laden wäre wohl kaum mehr Platz für Besucher, hätte man den Cybertruck dort abgestellt.

Stattdessen belegt man die von der Öffentlichkeit leicht zugängliche Großfläche, gut einsehbar von der Leipziger Straße aus. Tesla hat dabei nichts dem Zufall überlassen. Mitarbeiter patrouillieren das Perimeter und geben Besuchern bereitwillig Auskunft, mit stolzgeschwellter Brust. Selbst eine Polizeistreife im blauen Sprinter ist vor Ort, um das Treiben zu beobachten. Der tätowierte Polizist scheint sich zu freuen, denn dieser Auftrag ist deutlich angenehmer als das, was man Anfang Mai in Berlin sonst noch als Ordnungshüter erleben kann. Menschen strömen am ersten Tag der Berliner "Cybertruck Odyssey" bis zum Abend heran, um das Fahrzeug zu begutachten, machen Selfies und bewundern das auffällige Design. Daneben wurde auch ein Cyberquad platziert, auf das sich auch Erwachsene gerne setzen.

Der Cybertruck kann zwar – gegebenenfalls ganz aus der Nähe – von Außen begutachtet werden. Touren ins Innere blieben jedoch zunächst nur der Presse am Donnerstagmorgen vorbehalten. Mancher Besucher gibt sich enttäuscht, so nah – und doch so fern – vom Cybertruck zu sein. Man kann nicht einmal sehen, ob darin die berühmt-berüchtigte Gaspedal-Niete verbaut ist. Erstaunlicherweise findet ein daneben geparktes Model Y – Made in Grünheide natürlich – fast genauso viel Interesse wie der Flachbettriese: Ein potenzieller Käufer nach dem anderen gibt sich das Lenkrad in die Hand, darf auch die lustigen Hupsignale in Teslas Betriebssystem zur Freude der Umstehenden ausprobieren.

Cybertruck in Berlin (12 Bilder)

Fast 5,7 Meter

Außenansicht des Cybertruck: Länge und vergleichsweise kleine Knautschzone werden gut sichtbar.
(Bild: Ben Schwan)

Beim ausgestellten Cybertruck handelt es sich, so zumindest ein Tesla-Kundenberater vor Ort, um ein Cyberbeast. Auf dem Cybertruck zu lesen ist nur ein dezenter "Foundation"-Aufdruck, der das Fahrzeug als Erstserie kennzeichnet – und nicht, ob es sich um das Dualmotor-Modell oder das 630-kW-Monster handelt. Gefahren werden darf der Cybertruck hierzulande selbstverständlich nicht. Die 5,68 Meter Wagenlänge kamen per Transporter an den Leipziger Platz, nachdem das Fahrzeug vorab zu – munkelt man – horrenden Preisen per Einzelcontainer nach Europa verschifft wurde. In Grünheide soll noch ein zweites Modell geparkt sein. In Aktion kann man den Cybertruck also nicht sehen, nicht einmal das riesige Truckbed oder das Tailgate werden während unseres Besuches geöffnet. Hat vielleicht der Chef schon die Schlüsselkarte einkassiert?

Dennoch lohnt sich der Besuch, allein aufgrund der Tatsache, dass man das im Internet so häufig erwähnte Fahrzeug einmal in Wirklichkeit betrachten kann. Die enorme Länge und Breite, die riesigen Türen, der gigantische Einzelscheibenwischer vorne – all das wirkt in Echt beeindruckend (und amerikanisch, wenn man einmal ans Parken denkt). Die Spaltmaße sind kleiner, als man dies auf YouTube zu sehen bekam. Der Tesla-Mitarbeiter betont jedoch, dass es sich um ein Serienfahrzeug handele, nicht etwa um ein geschöntes Ausstellungsstück.

Lange geschönt bliebe am Cybertruck sowieso nichts, denn überall sieht man schon nach kurzer Zeit Finger- und Handabdrücke. Eine Art Edelstahlkühlschrank auf Rädern könnte man das Fahrzeug nennen. Auch dort würde man gerne wienern, kommt jedoch kaum hinterher. In den USA, dem Startland des Cybertrucks, hat Tesla das Problem erkannt und bietet eine Folierung ab Werk an, die hoffentlich auch gegen potenziellen Rost hilft. Doch bis zu einem gewissen Grad hat auch der verschmierte Look seinen Charme. Fährt man mit dem Cybertruck ins Gelände, wird er ja eh schmutzig.

(bsc)