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Vorstellung Mini 2024: Elektroautos mit deutlich mehr Reichweite​

Die nächste Mini-Generation des Dreitürers und des Countryman bekommt ertüchtigte E-Antriebe. Die eigentliche Überraschung liegt aber an unerwarteter Stelle.​

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Mini 2024

(Bild: BMW)

Lesezeit: 6 Min.
Inhaltsverzeichnis

Nur wenigen Herstellern ist es gelungen, auf der Retrowelle langfristig erfolgreich zu reiten. Fiat gehört dazu, BMW mit der Marke Mini ebenso. Nun geht die vierte Mini-Generation unter der Regie der Münchener an den Start, wobei Dreitürer und Countryman den Anfang machen. Im April folgt noch der Aceman, etwas später auch ein Cabrio. Optisch knüpft die neue Mini-Generation an die erfolgreichen Vorgänger an, doch technisch entwickelt sie sich deutlich weiter. Vor allem die E-Antriebe werden ertüchtigt. Damit konnte man rechnen, mit einem vergleichsweise günstigen Preis eher nicht.

Mini Dreitürer - außen (8 Bilder)

Optisch wirkt der neue Mini-Dreitürer wie ein kleines, aber gelungenes Facelift vom bisherigen Modell. Unter dem Blech verbirgt sich aber ein völlig neues Auto, das es erstmals nur elektrisch betrieben geben wird.
(Bild: alle BMW)

In der ersten Pressemeldung stehen die Elektroantriebe im Vordergrund. Nur für den Countryman werden auch Verbrenner angekündigt. Er soll auch mit zwei Benzinern und einem Diesel angeboten werden. Zu diesen Maschinen gibt es aber vorab keine Informationen. Ganz anders bei den Elektroantrieben, hier wird Mini konkret. Dreitürer und Countryman werden mit jeweils zwei verschiedenen batterieelektrischen Antriebskonfigurationen angeboten, die sich im Detail deutlich unterscheiden. Wir haben Ihnen das in einem Datenblatt auf der folgenden Seite zusammengefasst. Auffällig ist der Unterschied bei Batterie und Ladeleistung. Der Dreitürer wird mit 40,7 und 54,2 kWh Energiegehalt angeboten, der Countryman nur mit 66,5 kWh.

Mini Countryman außen (8 Bilder)

Der neue Mini Countryman wächst auf 4,43 m Länge und erreicht damit fast die Abmessungen des BMW X1.
(Bild: alle BMW)

Das E-SUV kann mit bis zu 130 kW an Gleichstrom und mit bis zu 22 kW an AC laden. Beides hätten sich viele vermutlich auch für den Dreitürer gewünscht, doch er bleibt deutlich unter diesen Werten. An Wechselstrom sind hier maximal 11 kW möglich, an Gleichstrom mit der größeren Batterie maximal 95 kW, in Verbindung mit dem kleinen Speicher ist bei 75 kW die Spitze erreicht. Einerseits ist das mehr als bisher im Mini Cooper SE, andererseits etwas weniger als beispielsweise Stellantis seit Jahren bietet. Eine hohe Ladeleistung wird sich im Mini vermutlich auch bei niedrigen Temperaturen abrufen lassen, denn die Batterie lässt sich gezielt vorkonditionieren. Bequemes Laden über Plug&Charge ist ebenfalls integriert.

Mini-Dreitürer innen (10 Bilder)

Das neue Interieur fasst gelungen modernen Chic mit einer Rückbesinnung auf das Wesentliche zusammen. Das sieht spannend aus.
(Bild: alle BMW)

An anderer Stelle rüstet BMW den Mini auf den neuesten Stand, den der Konzern zu bieten hat. Im nächsten Mini-Infotainment wird das Betriebssystem OS9 installiert, was bislang selbst bei BMW kaum einer hat. Es basiert auf einem Android Open Source Project (AOSP) und dürfte damit unter anderem deutlich mehr Apps zur Verfügung stellen können, unter denen der Fahrer wählen kann. Es gibt kein Kombiinstrument mehr, alles wird auf einem 24 cm großen OLED-Display dargestellt. Was sich auf den ersten Bildern abzeichnet, ist eine ziemlich aufgeräumte Oberfläche. Frei belegbare, direkt zugängliche Tasten gibt es auch in diesem BMW-Ableger nicht mehr. Sie sind vermutlich auch im OS9 in einem – hoffentlich leicht zugänglichen – Untermenü versteckt.

Einen kleinen Schritt weiter geht es auch beim assistierten Fahren. Auf autobahnähnlichen Routen kann der Mini-Fahrer bis zu einer Geschwindigkeit von 60 km/h dem Auto die Führung überlassen, muss dabei aber stets bereit sein, die Steuerung wieder zu übernehmen. Im "Explore Mode" kann der Mini per Smartphone geparkt werden, sollte der seitliche Raum für den Einstieg zu knapp bemessen sein. Dinge wie eine automatische Übernahme eines erkannten Tempolimits oder auch Matrix-Licht sind in dieser Klasse nicht selbstverständlich, in einem Mini jedoch nicht neu.

Mini Countryman innen (10 Bilder)

Das Interieur orientiert sich am neuen Dreitürer - wirkt dadurch reduzierter, aber eher edler als beim Vorgänger.
(Bild: alle BMW)

Der Countryman verlängert sich von 4,3 auf 4,43 m und erreicht damit fast die Abmessungen des BMW[ ]X1. Der Kofferraum hat ein Volumen zwischen 460 und 1450 Litern. Praktisch: Die Rückbank lässt sich um 13 cm verschieben, die hintere Rückenlehne um 12 Grad verstellen. Das trägt dazu bei, dass sich das Raumangebot flexibel nutzen lässt. Im Dreitürer gibt es das alles nicht. Sein Kofferraum fasst nur zwischen 200 und 800 Liter. Noch ein Detail trennt Countryman und Dreitürer: Das optionale Glasdach lässt sich im SUV öffnen, im Dreitürer nicht. BMW verfolgt hier offenbar eine neue Politik, ein tatsächliches Schiebedach nicht mehr überall anzubieten. In 5er und 7er beispielsweise ist kein zu öffnendes Dach mehr zu haben.

Eine Überraschung erwähnt BMW nur nebenbei, und sie betrifft die Preise. Denn der batterieelektrische Mini wird nicht nur zum Teil weniger teuer als sein Vorgänger, sondern unterbietet auch den schon angesprochenen Opel Corsa Electric. Der bietet zwar eine etwas größere Batterie, allerdings weniger Leistung und auch kein dreiphasiges Ladegerät. Mir erschienen die Mini-Preise unter dem, was Opel aufruft, derart unwahrscheinlich, dass wir uns die folgenden Zahlen von BMW nochmals bestätigen ließen. Das sind die Brutto-Listenpreise vor der Berücksichtigung jeglicher Subventionen:

  • Mini Cooper E (BEV) 32.900 Euro
  • Mini Cooper SE (BEV) 36.900 Euro
  • Mini Countryman C (Benziner) 39.900 Euro
  • Mini Countryman D (Diesel) 42.900 Euro
  • Mini Countryman E (BEV) 43.500 Euro
  • Mini Countryman S ALL4 (Benziner) 45.900 Euro
  • Mini Countryman SE ALL4 (BEV) 49.500 Euro
  • Mini John Cooper Works Countryman ALL4 (Benziner) 56.500 Euro

Der elektrische Basis-Mini wird damit kein Schnäppchen, innerhalb seiner direkten Konkurrenten aber zu einem erstaunlich günstigen Elektroauto. Denn für den Preis des Basismodells gibt es derzeit weder einen Peugeot e-208 noch einen Opel Corsa Electric. Gegenüber seinem direkten Vorgänger, der ab 37.300 Euro in der offiziellen Preisliste vom Juli 2023 steht, ist der Neue mit höherem Energiegehalt in der Batterie und zumindest leicht angehobener Ladeleistung ein geradezu glänzendes Angebot. Dass das ausgerechnet von Mini kommt, ist die eigentliche Überraschung dieses Modellwechsels.