Yahoo operiert mit Google gegen Microsoft

Das Tauziehen um die von Microsoft betriebene Übernahme von Yahoo geht weiter: Der Internetkonzern testet nun mit Google eine Kooperation bei Online-Werbeanzeigen. Microsoft reagiert verschnupft.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 144 Kommentare lesen
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Jürgen Kuri

Das Taktieren geht weiter: Nun zieht Yahoo den eigentlich größten Konkurrenten Google als Trumpfkarte in der Auseinandersetzung um eine mögliche Übernahme durch Microsoft aus dem Ärmel. Yahoo testet mit Google eine Kooperation bei Online-Werbeanzeigen. Die zunächst befristete Aktion gilt als Probelauf für eine mögliche weitergehende Zusammenarbeit. Yahoo hatte stets betont, strategische Alternativen zu einem Verkauf zu prüfen, dabei war bereits eine Kooperation mit Google etwa bei Suchmaschinentechnik im Gespräch, wobei Yahoo die eigenen Portal-, Mail- und Inhaltsdienste auf der Basis einer Kooperation mit dem Konkurrenten weiter ausbauen wollte.

Microsoft zeigte sich ziemlich verschnupft wegen der Pläne von Yahoo und Google: Eine Zusammenarbeit der beiden Firmen brächte Google bei Suchanzeigen einen Marktanteil von mehr als 90 Prozent, warnte der Softwarekonzern vor dem Entstehen eines neuen Quasi-Monopols. Dies würde den Wettbewerb dramatisch einschränken. Allerdings rechnen auch Branchen- und Kartellrechtsexperten bei einer Kooperation von Google und Yahoo auf dem Online-Anzeigenmarkt mit starken Bedenken der Wettbewerbshüter. Microsoft dagegen hat immer betont, mit dem Kauf von Yahoo die bereits bestehende Dominanz von Google bei Internet-Suche und Online-Werbung brechen zu wollen. Der in den USA und in der EU wegen Verletzung des Wettbewerbsrechts und missbräuchlicher Ausnutzung einer Monopolstellung rechtskräftig verurteilte Softwarekonzern hatte zur gewünschten Übernahme von Yahoo hervorgehoben, dies würde den Wettbewerb fördern. Dies betonte Microsoft nun auch erneut in seinen Kommentaren zur Yahoo-Google-Kooperation.

Der geplante Werbe-Test werde bis zu zwei Wochen dauern und beschränke sich auf einen kleinen Teil der Suchanzeigen auf der US- Website von Yahoo, teilte der Internetkonzern mit. Maximal drei Prozent aller Suchanfragen seien in den Versuch einbezogen. Google und Yahoo wollen damit das Geschäftspotenzial einer umfassenderen Auslagerung der suchbasierten Werbeanzeigen von Yahoo zu Google abschätzen. Googles Netzwerk und Technologie hinter den Werbeanzeigen bringt bisher höhere Umsätze als bei Wettbewerbern wie Yahoo und Microsoft.

Der Probelauf allein sei noch kein echtes Hindernis für einen Verkauf von Yahoo an Microsoft, kommentierten US-Beobachter die neue Situation. Er werde aber den Druck auf Microsoft erhöhen und den Yahoo-Aktionären zeigen, dass ihr Unternehmen auch Alternativen zu einem Verkauf habe. Zuvor hatte bereits ein Manager von Yahoos zweitgrößtem institutionellen Anleger Microsoft für sein Vorgehen kritisiert und das bislang vorliegende Angebot für die Yahoo-Übernahme als zu gering bezeichnet.

Microsoft hatte Yahoo am Wochenende ein Ultimatum gestellt: Wenn in den nächsten drei Wochen keine Einigung möglich sei, werde Microsoft eine feindliche Übernahme von Yahoo anstreben. Microsoft wolle sich bei einem Scheitern der Verhandlungen direkt an die Aktionäre wenden; in diesem Fall könnte das Angebot niedriger ausfallen als die bislang offerierten knapp 45 Milliarden Dollar. Yahoo hatte darauf mit der Erklärung reagiert, man sei ja zu Verhandlungen bereit, allerdings sehe man auch das ursprüngliche Angebot immer noch als zu niedrig an. Der Yahoo-Verwaltungsrat sei nach wie vor überzeugt, dass die Offerte nicht im besten Interesse des Unternehmens und der Aktionäre sei, meinte Yahoo-Chef Jerry Yang.

Nach den überraschenden Neuigkeiten über die Yahoo/Google-Pläne und der ersten harschen Kritik durch Microsoft kündigte der Softwarekonzern nun an, alle seine Optionen genau zu prüfen. Das eigene Angebot für eine Übernahme von Yahoo, meinte Miocrosoft, bleibe die einzige Alternative, dass den Yahoo-Aktionären den vollständigen Wert ihres Investments garantiere, den Anteilseignern auch ein Mitspracherecht für die Zukunft der Firma gebe und die Wahlfreiheit für Inhaltsanbieter, Werbetreibende und Verbraucher verbessere.

Siehe dazu auch: