Zeitungsverleger: Medien müssen Zensur in Peking offenlegen
Helmut Heinen, Präsident des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger, ruft zu einem offensiven Umgang mit den Einschränkungen auf.
Angesichts der Internetzensur in China hat der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) bei der Olympia-Berichterstattung zu einem offensiven Umgang mit den Einschränkungen aufgerufen. "Leser, Hörer und Zuschauer müssen umfassend über die äußerst fragwürdigen Umstände aufgeklärt werden".
Das sagte BDZV-Präsident Helmut Heinen der dpa in Berlin. "Die Zeitungen werden mit Sicherheit die geplante Tätigkeit ihrer Korrespondenten neu überdenken", einen Medienboykott lehne er aber ab. "Missstände müssen offengelegt und öffentlich gemacht werden", sagte Heinen.
Es sei eine "Willkürtat", wenn im Pressezentrum der Olympischen Spiele der Zugang zu Internetseiten etwa der Deutschen Welle, der BBC oder von Menschenrechtsorganisationen wie Reporter ohne Grenzen und Amnesty International gesperrt wird. "Wir appellieren an das Internationale Olympische Komitee und vor allem an die Verantwortlichen auf chinesischer Seite, eine unbehinderte Berichterstattung zu garantieren", sagte Heinen.
"Wenn jetzt die Arbeit unserer eigenen Korrespondenten am Austragungsort der Olympischen Spiele eingeschränkt wird, dann ist dies eine neue Dimension von Zensur, gegen die wir uns mit unseren Mitteln zur Wehr setzen müssen", betonte der BDZV-Präsident. Ein hervorragendes Beispiel habe die ARD gegeben, die ihr Büro in Gaza geschlossen hatte, weil ihr Kameramann von der palästinensischen Hamas verhaftet und für Tage gefangen gesetzt wurde.
Die Verantwortlichen für die Spiele müssten jetzt alles daran setzen, dass eine freie Berichterstattung zu Olympia noch möglich werde. Die Leser erwarteten, dass die Zeitungen über ein so großes Sportereignis umfassend berichten. Die Pressefreiheit sei dabei das höhere Gut, betonte Heinen.
Siehe zum Thema auch:
- Chinas Internetzensur löst Zerreißprobe im IOC aus
- China weist Vorwürfe über Spionage-Software in Hotel-Netzen zurück
- Kein freier Internet-Zugang bei den Olympischen Spielen in Peking
- Amnesty: Menschenrechtslage in China nicht verbessert
- Web-Riesen in China: Mehr Zensur als nötig
- Reporter ohne Grenzen fordern freie Berichterstattung in China
- Europarat fordert China zur Achtung der Grundrechte auf
- Olympische Sommerspiele: Sicherheit durch Überwachung
- RoG fordert zum Tian'anmen-Jahrestag Freiheit für inhaftierte Reporter
- Amnesty fordert von China Einhaltung der Menschenrechtszusagen
- Amnesty International sieht beschämende Menschenrechtslage in China
- RoG beklagt mangelnden Willen zur Verteidigung demokratischer Werte
- Amnesty fordert von Bundesregierung mehr Druck auf China
- EU-Parlamentspräsident fordert Freilassung chinesischen Bürgerrechtlers
- Verstärkte Kritik an Menschenrechtslage in China
- Menschenrechtler beklagen mangelnde Fortschritte in China
- Reporter ohne Grenzen startet Kampagne für Meinungsfreiheit in China
- Amnesty kritisiert Begünstigung von Internetzensur durch große IT-Firmen
- China will Internet und amtliche Informationen besser kontrollieren
- Zensur im Web nimmt zu
- China will Blogger und Webcasts strenger kontrollieren
- China untersagt Neueröffnungen von Internetcafés
- Der chinesische Präsident fordert ein "gesundes Internet"
- China will Musik im Internet stärker kontrollieren
- Online-Spiele werden in China stärker überwacht
(anw)