Staubsaugerroboter lernen immer neue Tricks

Seite 4: Tanken, bürsten, trocknen

Inhaltsverzeichnis

Mit Basisstationen, die den Staub ansaugen, war bereits der erste Schritt getan, die Bots autarker zu machen, damit Besitzer ihnen deutlich weniger Aufmerksamkeit schenken müssen. Dieses Jahr sind Ecovacs und Roborock den nächsten Schritt gegangen: Die aktuellen Topmodelle haben mittlerweile Ladestationen, die nicht nur den Staubbehälter leeren, sondern sich auch um die Wischfunktion kümmern.

Sie fassen neben dem Staubbeutel zwei Wassertanks: einen für Frischwasser und einen für Abwasser. Damit füllen sie nach jedem Wischen automatisch den Wassertank der Bots wieder auf. Doch der eigentliche Clou: Sobald die Bots nach der Reinigung zur Station zurückkehren, spülen und schrubben die Stationen die Wischmopps wieder sauber und pumpen das Abwasser in den dafür vorgesehenen Tank. Entsprechend riesig sind die Basisstationen, die bis zum Knie ragen und auch knapp einen halben Meter Platz in der Breite verlangen. Vorbei also die Zeiten, in denen der Saugbot unsichtbar unter einer Kommode wohnen konnte.

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In der Theorie klingt das ganz gut: Der Tank bleibt dauerhaft am Bot montiert oder ist sogar gleich fest in diesen integriert und auch das Wischtuch verbleibt auf Wunsch dauerhaft am Sauger – man muss also nicht vor und nach jedem Wischen mit diesen Utensilien herumhantieren und die Finger bleiben sauber und trocken. Auch das Ergebnis konnte sich in unseren Tests sehen lassen. Die Reinigung beim Wischen ist angemessen, wenn man den Robotern zugesteht, dass sie mangels Gewicht und damit fehlendem Anpressdruck eben nur leicht drüberwischen und nicht doll schrubben. Die Selbstreinigung überzeugte in unseren Tests ebenfalls, denn das Wischtuch war anschließend so sauber, dass beim Ausspülen unter klarem Wasser kein Dreck mehr herauskam.

Roborock S7+

Der S7+ von Roborock zeichnet sich durch eine sehr gute Orientierung aus. Er stößt weder hart gegen Hindernisse, noch übersieht er Teilbereiche der Wohnung. Im aktiven Wischmodul versetzt der Vibrationsmotor die Platte mit dem Wischmopp in hochfrequente Schwingungen und hebt den Mopp auf Teppichen automatisch an. Nach der Reinigung entleert die Basisstation den Staubbehälter.

[ + ] sehr gute Orientierung

[ + ] Wischfunktion

[ - ] etwas geringere Saugkraft

Preis: 700 Euro

Es bleiben aber zwei Probleme, von denen sich einem schon angenommen wurde: Sofern der Wischmopp dauerhaft am Bot verbleibt, beschädigt dessen Feuchtigkeit zwar nicht den Fußboden, da die Bots auf einer Rampe stehen. Doch langsames Trocknen an der Luft lässt das Wischtuch stockig werden und macht es so zum idealen Keimboden für Bakterien, wie wir feststellen mussten. Deshalb gibt es beim neuen Modell wie auch beim X1 von Ecovacs ein Gebläse, das den Mopp wie ein Föhn oder ein Heizlüfter trocknet. Damit das möglichst keinen Lärm macht, läuft das Gebläse sehr langsam und benötigt daher eine knappe Stunde.

So wäre es theoretisch möglich, dass der Bot ohne einen einzigen Handgriff ein oder zwei Wochen lang völlig autonom die Wohnung saugt und wischt. In unserem Langzeittest zeigte sich aber ein anderes Bild: Das Abwasser sollte unbedingt nach spätestens drei Tagen geleert und der Tank ausgespült werden, denn andernfalls fängt das Wasser an, faulig zu riechen. Bei dem Versuch, das Problem auszusitzen, wurden wir im Sommer schließlich von einem Schimmelteppich im Abwassertank begrüßt.

Eine sinnvolle Evolution wäre es deshalb möglicherweise, nicht nur den Wischmopp warm zu trocknen, sondern währenddessen auch das Abwasser zu erhitzen, um Keime und Bakterien zu töten. Dafür müssten die Basisstationen jedoch kindersicherer konstruiert werden, damit sich niemand verbrüht. Vielleicht reichen auch schon ein paar Sensoren, die per App mitteilen, wenn sie seltsame Messwerte beim Lappen oder im Abwassertank ermitteln.

Saugbots haben in den vergangenen zehn Jahren eine beachtliche Entwicklung vollzogen. Mittlerweile reinigen sie auf Hartböden ziemlich gut und schaffen auch auf Teppichen ordentliche Ergebnisse. Was liegen bleibt, wird halt beim nächsten Mal gereinigt, da man sie zeitgesteuert und ohne Mehrarbeit täglich fahren lassen kann.

Die Tatsache, dass Saubermachen ein schmutziges Geschäft ist, ändern sie aber nicht. Sie holen den Dreck zwar vom Boden, können ihn aber nicht wegzaubern. Der Zukunftstrend, auch die Wischfunktion zu automatisieren und den Bots anschließend eine Nassreinigung zu spendieren, ist ein sinnvoller Ansatz. Derzeit geht das Versprechen der Hersteller aber noch nicht ganz auf, weil zumindest das Abwasser mehrmals die Woche von Hand entsorgt werden muss.

Die Stationen mit Absaugfunktion sind dagegen ein sehr lohnendes Extra: Statt alle zwei Tage die Staubbehälter zu leeren, braucht man nur rund alle acht Wochen den Staubbeutel zu wechseln und befreit dann auch gleich die Bürsten des Bots von Haaren. Solche Modelle in der mittleren Preisklasse nehmen viel Arbeit ab, ohne wiederum selbst übermäßige Arbeit einzufordern.

c't Ausgabe 27/2022

(Bild: 

c't 27/2022

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In der Sonderausgabe c't 27/2022 schauen wir, was die Technik-Welt 2022 bewegt hat und überlegen, was 2023 wichtig wird. Dafür treten wir einen Schritt zurück und widmen uns den großen Fragen: Wohin geht die Reise bei Displays, Netzteilen, Prozessoren, Festplatten und Smartphones? Kann sich das Smart Home von der Cloud trennen? Wie krempelt künstliche Intelligenz die Branche um? Was ist der Stand der E-Mobilität und wie wurde Microsoft vom Open-Source-Feind eigentlich zum Pinguin-Freund? Diese und noch mehr Fragen beantworten wir in c't 27/2022. Viel Spaß beim Lesen!

(spo)