Finanzierung im IT-Handel: Wirtschafts-Engel als Investoren

Sie nennen sich Business Angels, treten nur selten namentlich in der Öffentlichkeit auf und investieren Zeit und Geld in junge Unternehmen. Heilige sind diese Geldgeber aber wahrlich nicht, denn für ihre Risikobereitschaft erwarten sie eine hohe Rendite.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Marzena Sicking

2010 wurde vom Bundeswirtschaftsministerium und dem Business Angels Netzwerk Deutschland e.V. (BAND) symbolisch zum "Business Angels Jahr 2010" ausgerufen. Ein Grund mehr, sich diese Kapitalgeber mal genauer anzusehen. Denn die meisten Unternehmer, die schon mal mit potentiellen Investoren verhandelt haben, kämen sicher nicht auf die Idee, diese als "Engel" zu bezeichnen. Was ist also anders an den "Business Angels"?

Und hier kommt auch gleich die schlechte Nachricht: Business Angels tragen keinen Heiligenschein, sondern haben einen Geschäftshut auf. Sie unterscheiden sich in ihrem Geschäftsgebahren nicht so besonders von anderen Investoren und zu verschenken haben sie leider auch nichts. Die selbsternannten Engel beteiligen sich an jungen, innovativen Unternehmen und profitieren von der späteren Veräußerung ihrer Firmenanteile, die dann – so der auch sonst übliche Wunsch der Finanzgeber – erheblich an Wert gewonnen haben sollten. Oder erfreuen sich an einer satten Ertragsdividende. Auf jeden Fall erwarten Business Angels für ihre Risikobereitschaft eine überdurchschnittliche Rendite.

Was die Business Angels von anderen Finanzgebern unterscheidet, ist die Tatsache, dass sie nicht nur über Geld, sondern auch über Know-how der jeweiligen Branche verfügen. Oft sind es ehemalige Unternehmer oder Manager aus der Branche, die sich als Geldgeber einbringen. Sie haben aber auch Kontakte und Wissen, von dem das junge Unternehmen profitieren kann. Ein solches Kontaktnetzwerk kann natürlich hilfreich sein – allerdings bedeutet das auch, dass sich der Business Angel in das Tagesgeschäft der kapitalsuchenden Firma einmischt. Auch wenn das im ersten Moment nicht besonders rosig klingt: Für viele aufstrebende Gründerteams sind Business Angels oftmals die einzige Geldquelle, die ihrem Geschäftsbetrieb auf die Beine hilft – und damit auch oft genug die letzte Hoffnung. Und gerade für junge Firmen kann das Know-how eines Business Angels auch ein Erfolgsfaktor sein.

Allerdings kommen die Business Angels nur für bestimmte Firmen als mögliche Kapitalgeber in Frage, sie haben klare Vorstellungen davon, wer förderwürdig ist und wer nicht. Die besten Chancen haben Start-ups in der frühen Phase mit einer Geschäftsidee, die ein deutliches Wertwachstum des Unternehmens erwarten lässt. Das Produkt oder die Dienstleistung sollte innovativ sein und möglichst durch Patente abgesichert. Vor allem muss der Business Angel für das Produkt oder die Dienstleistung einen Markt sehen. Auch sollte das Unternehmen bereits ein Team von Mitarbeitern haben – Einzelkämpfer als Unternehmer haben bei den Business Angels selten eine Chance. Einzelne Business Angels und erste Business Angels Netzwerke wenden sich auch Unternehmen zu, die schon etwas älter und bodenständig sind – und eine laufende Rendite erwarten lassen. Das sind allerdings noch die großen Ausnahmen.

Aber auch sonst sind die Business Angels in Deutschland noch nicht stark vertreten. Wie eine Studie des ZEW zeigt, liegt die Finanzierung junger Technologieunternehmen durch Dritte mit Eigenkapital (Venture Capital und Business Angels) bei nur 5 Prozent (davon 82 Prozent Business Angels). Wie viele Business Angels es in Deutschland gibt, lässt sich nicht bis ins Letzte exakt ermitteln. Die deutschen Business Angels Netzwerke haben zurzeit 1.400 registrierte Mitglieder, das Business Angels Netzwerk Deutschland e.V. schätzt die Zahl der tatsächlich Aktiven auf etwa 5.000. Sie investieren jährlich zwischen 200 und 300 Millionen Euro.

Wer Kontakt zu einem Business Angel aufnehmen möchte, sollte sich bei seinen lokalen Unternehmensnetzwerken, Handelskammern, Banken, dem Steuerberater oder dem Business Angel Netzwerk Deutschland nach entsprechenden Adressen erkundigen. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)