Elektroauto Cupra Born: Flotter VW-ID.3-Ableger im Fahrbericht

Nach dem Willen seiner Schöpfer ist der Cupra Born selbstverständlich weit mehr als eine schnöde ID.3-Kopie. Wo hebt sich das Elektroauto tatsächlich ab?

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Cupra Born

(Bild: Cupra)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Jürgen Wolff
Inhaltsverzeichnis

Die Seat Submarke Cupra, einst geschaffen, um besonders kräftige Autos mit einem eigenen Image – und entsprechend höheren Preisen – zu versehen, soll Stück für Stück zu einem E-Auto-Anbieter werden. Die Frage, was dann für die Stammmarke übrig bleibt, ist interessant, soll hier und jetzt aber nicht im Mittelpunkt stehen. Denn mit dem Born bringt Cupra ein Elektroauto auf den Markt, dass trotz aller Gleichnis mit dem VW ID.3 eigene Akzente setzen soll. Das gelingt im Rahmen dessen, was innerhalb des Baukastens eben möglich ist, wie eine erste Ausfahrt zeigt.

Optisch verändert hat Cupra, was immer mit vergleichsweise geringen Mitteln möglich war. Die Kunststoffverkleidungen vorn und hinten wirken aggressiver als beim ID.3, die Motorhaube im Falten-Look ebenfalls. Die Verkleidungen der Seitenschweller sind farblich abgesetzt. Der Born wirkt so durchaus nachgeschärft, die Basis allerdings ist unverkennbar.

Im Innenraum sollen feinere Stoffe den viel kritisierten Billig-Eindruck des ID.3 vermeiden, was zum Teil auch gelingt. Einige Kunststoffe, beispielsweise in der Türverkleidung, sind dennoch von bemerkenswerter Schlichtheit. Im kommenden Jahr will Volkswagen den ID.3 innen aufmöbeln. Gut möglich, dass davon der Born auch profitieren wird. Verarbeitet war der Testwagen schon jetzt sehr ordentlich.

Die Sportsitze mit starren Kopfstützen lassen sich auf vielerlei Weise und weitreichend einstellen. Sie dürften für viele Staturen auch auf langen Strecken bequem sein. Das Platzangebot ist insgesamt etwas großzügiger als im ähnlich langen VW Golf. Der Kofferraum ist mit 385 Litern praktisch identisch groß.

Cupra Born innen (9 Bilder)

Auch im Innenraum gibt es nur vorsichtige Absetzbewegungen vom VW ID.3.

Unterwegs fallen zwei Dinge schnell auf: Zum einen dringen Abroll- und Windgeräusche hörbar in die Kabine vor. Der Cupra Born ist zwar nicht wirklich laut, ein Ort der Stille aber eben auch nicht. Der Testwagen war mit 20-Zoll-Felgen samt der aktuell so beliebten, geringen Flankenhöhe ausgestattet. Die Karosserie liegt vorn 15, hinten 10 mm tiefer als im ID.3. Diese Verkürzung der Federwege samt der flachen Bereifung sorgen dafür, dass der Born seine Insassen niemals darüber im Unklaren lässt, wie es um die Beschaffenheit der Straße bestellt ist.

Auf der anderen Seite bedeutet diese Art der Abstimmung auch ein potenziell hohes Kurventempo mit nur geringer Seitenneigung, was ganz gut funktioniert, solange die Straße in einem guten Zustand ist. Zusammen mit der exakten Lenkung bereitet es durchaus Freude, den Born um Biegungen zu scheuchen.

Vier Antriebs-Varianten sind geplant, der Verkaufsstart erfolgt zunächst mit einem 150-kW-Motor und einer 58-kWh-Batterie. Die Varianten im Überblick:

E-Boost-Version
Energiegehalt (netto) Batterie in kWh 45 58 77
maximale Ladeleistung in kW 110 120 170
Reichweite in km (WLTP) 340 424 420 540
Motorleistung in kW 110 150 170
Drehmoment in Nm 310
0 auf 100 km/h in Sekunden 8,9 7,3 6,6 7

Interessant für Cupra sind die beiden e-Boost-Versionen mit jeweils 170 kW, die es aktuell konzernweit nur hier gibt. Zumindest für den Augenblick ist der Born damit das stärkste Modell dieser Größe im Volkswagen-Imperium. Die größeren SUV-Modelle beziehen in den Spitzenversionen ihre Mehrleistung durch einen zusätzlichen Motor an der Vorderachse. Das ist im Born nicht vorgesehen, hier bleibt es stets beim Heckantrieb.

Spannender erscheint uns ohnehin die höhere Ladeleistung im Topmodell. Spekuliert wird darüber schon seit geraumer Zeit. Mit maximal 170 kW ist Volkswagen zwar nicht bei den Spitzenmodellen dabei, kommt ihnen aber deutlich näher als bisher. Bislang war der Modulare Elektrobaukasten auf eine maximale Ladeleistung von 125 kW beschränkt.

Cupra Born außen (6 Bilder)

Der Cupra Born teilt sich unverkennbar ...

Für eine erste Ausfahrt stand die Version mit 150 kW bereit. Sie tut sich in dieser Verpackung noch etwas leichter als zuletzt im Skoda Enyaq iV 80 erlebt. Bei Tempo 160 km/h ist Schluss, doch bis dahin geht es ziemlich hurtig. 100 km/h sind schon nach 7,3 Sekunden erreicht. Leistung ist stets also reichlich vorhanden und spontan abrufbar, sodass der Schritt zur kleineren e-Boost-Version kaum sinnvoll erscheint. Denn das Plus von 20 kW lässt sich nur für maximal 30 Sekunden abrufen. Überlegenswert wird dieser noch unbekannte Mehrpreis erst, wenn die größere Batterie und/oder die höhere Ladeleistung wichtig sind. Denn beides gibt es zumindest vorerst nur im Topmodell.

Doch schon mit der Kombination aus 150 kW und 58-kWh-Batterie bereitet der Cupra Born eine Menge Freude. 37.220 Euro kostet dieses Paket. Vermutlich werden die meisten zumindest noch in Wärmepumpe (990 Euro) und Navigationssystem (im Paket ab 1350 Euro) investieren. Inklusive dieser beiden Extras liegt der Listenpreis bei 39.560 Euro, von denen der Käufer sogleich 9570 Euro wieder abziehen darf. Übrig bleibt eine Summe, für die es nicht ganz einfach werden dürfte, einen vergleichbaren Seat Leon zu bekommen.

(mfz)