Elektroauto: Erste FahreindrĂĽcke mit dem Einstiegs-Familien-SUV Leapmotor C10
Neben dem Kleinwagen T03 bringt Leapmotor das SUV C10 aus China. Seine gute Ausstattung zu einem günstigen Preis erkauft man sich mit ein paar Schwächen.​
- Wolfgang Gomoll
Das chinesische Elektroauto-Start-up Leapmotor will mit dem Kleinwagen T03 und dem Mittelklasse-SUV C10 in Europa Fuß fassen. Das wirkt ehrgeizig in Anbetracht des verhaltenen Erfolgs der großen chinesischen Autohersteller BYD und Great Wall Motor. Sein Konzept, sich auf möglichst wenige Zulieferer verlassen zu müssen, wie es mittlerweile auch andere chinesische Hersteller praktizieren, soll die Kosten senken und nach den schlechten Erfahrungen der vergangenen Jahre die Abhängigkeit von Lieferketten reduzieren. Dass mit diesen Modellen ausgerechnet ein Start-up eine Chance bekommt, liegt an der Modellpolitik des Multimarken-Weltkonzerns Stellantis, der sich an Leapmotor beteiligt hat, um mit den beiden Modellen einen Einstieg europäischer Kunden in die E-Mobilität zu ermöglichen. Angesichts der Verkaufszahlen wird es aktuell nachgerade spannend, dieses Unterfangen zu beobachten.
Leapmotor C10 ext (6 Bilder)
Mit 4,74 Metern ist der C10 ein Mittelklasse-Elektroauto im Format eines Tesla Model Y und bietet 435 bis 1410 Liter Laderaum. Das Cockpit ist in bester Tesla-Manier reduziert, das Display für die Instrumente misst 10,25, der Touchscreen 14,6 Zoll. Bis auf das Lenkrad mit ein paar Knöpfen findet man keine Bedienelemente. Das Infotainment hält keine großen Überraschungen bereit. Man wählt auf einer virtuellen Leiste links den Bereich aus und scrollt sich dann rechts daneben durch die Untermenüs.
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Straff aber leise
Das Fahrwerk ist auf Komfort getrimmt, was zur Positionierung des C10 als Familienauto gut passt. Doch dabei geriet die Federung straff, die Dämpfung hingegen schlaff und so wippt die Karosserie beim Überqueren von Unebenheiten bisweilen etwas nach. Die indirekte Lenkung vermittelt wenig Gefühl für die Fahrbahn. Sie passt zum Komforteindruck und stört nicht weiter. Dabei geht es im C10 leise zu. Inwieweit der chinesische Stromer die deutsche Konkurrenz aussticht, werden Messungen zeigen. Das Versprechen lautet, den Geräuschpegel durch 40 verschiedene Maßnahmen und extrem leise Elektromotoren auf 76 dB(A) verringert zu haben, "leiser als die deutschen Premiummodelle". Auffallend träge agiert bisweilen das Navigationssystem, manche Anweisung kam zu spät. Die Klimaautomatik schaffte es während der gesamten Testfahrt nicht, die gewünschte Temperatur zu halten. Zeitweise blies ein starker kalter Luftzug auf die Beine der beiden Insassen vorne.
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Die Leistung von 218 kW genügt jederzeit völlig. Auf Wunsch kann man das System so stark rekuperieren lassen, dass man – abgesehen von Notbremsungen – mit einem Pedal auskommt. Der C10 beschleunigt in 7,5 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 170 km/h.
Leapmotor C10 int​ (3 Bilder)
Wir waren meist im Komfortmodus unterwegs und kamen so auf einen Durchschnitt von 18,8 kWh pro 100 Kilometer, genau eine kWh/100 km weniger als im Datenblatt steht. Noch weniger wäre vielleicht noch im Eco-Modus drin gewesen, allerdings befanden wir uns auf der allerersten Probefahrt und müssen daher um Geduld bitten, bis ein aussagekräftiger Test möglich ist.
Geringe Ladeleistung
Die Batterie soll mit 69,9 kWh eine Reichweite von 420 Kilometern (im WLTP) bieten. Das ist soweit unauffällig, die Ladeleistungen jedoch sind nicht für jeden Nutzungstyp geeignet, betragen sie doch an einem Gleichstromladepunkt maximal 84, an AC nur 6,6 kW. Leapmotor gelobt daher aus gutem Grund Besserung und weist darauf hin, dass der C10 noch die 400-Volt-Architektur nutzt. Die 800-Volt-Variante mit deutlich höherer Ladeleistung stehe schon kurz vor Verkaufsbeginn.
Dass Leapmotor nicht gleich die Top-Technik nach Europa bringt, könnte am Streben nach einem günstigen Einstiegspreis zur Markteinführung liegen. Der Leapmotor C10 kostet mindestens 36.400 Euro, in Top-Ausstattung "Design" sind es 1500 Euro mehr und man bekommt ähnlich wie beim Kleinwagen T03 viel Ausstattung fürs Geld. Zum Vergleich: Für das Model Y schreibt Tesla mindestens 44.990 Euro in die Liste, bietet allerdings deutlich schnellerer Ladung und eine gut ausgebaute eigene Lade-Infrastruktur.
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(fpi)