Elektroauto: Fahrbericht Kleinwagen Hyundai Inster Long Range mit viel Platz
In Südkorea ist der Hyundai Casper einer der begehrtesten Kleinwagen. Jetzt kommt er als lässiger Hyundai Inster auch nach Europa.

(Bild: Hyundai)
- Stefan Grundhoff
In Südkorea ist der Hyundai Casper mit seinem coolen 80er-Jahre-Design einer der begehrtesten Kleinwagen. Jetzt kommt dessen Elektroversion mit dem Namen Hyundai Inster nach Europa. Sein rundlich-knuffiges Design mit einem 80er-Jahre-Retro-Einschlag und SUV-Anklängen macht ihn zu einem Hingucker. Doch will er mit seinem extrovertierten Äußeren und netten Ideen nicht nur Teil der asiatischen Popkultur sein. Einer wie er wird in Europa schon lange sehnlich erwartet, zudem ist er ein gut gemachtes Auto mit sehr lebensnahen, intelligenten Details.
Das Auto basiert auf dem Südkorea inzwischen sehr erfolgreichen Casper und bietet mit dem Elektroantrieb einen Längenzuwachs von knapp 25 Zentimetern auf 3,83 Meter. 15-Zoll-Felgen sind Serie, Räder mit 17 Zoll Durchmesser sind das aufpreispflichtige Maximum. Groß für so ein kompaktes Auto. Der verlängerte Radstand schafft Platz für ein bis zu 49 kWh großes Akkupaket, mehr Lebensraum im Fond und einen höheren Fahrkomfort.
GroĂźraumkleinwagen
Die vorderen Sitze haben einen guten Eindruck hinterlassen, für eine dahingehend aussagekräftigere Langstrecke war auf der ersten Probefahrt keine Zeit. Hinten können trotz der äußeren Dimensionen sogar Erwachsene mit einer Größe von bis zu 1,90 Metern sitzen – eigene Türen inklusive. Jede Menge Platz vorn wie hinten, übersichtliche 10,25-Zoll-Displays und eine einfache Bedienung über Direktwahltasten machen einen sehr erwachsenen Eindruck.
Hyundai Inster II (9 Bilder)

Hyundai
)Die Ergonomie passt, sie ist fast in jeder Hinsicht intuitiv, einiges ist neu. Wie die größeren Modelle öffnet sich der Inster mit dem Smartphone und so wird er auch wieder abgesperrt. Die Pixel-Rückleuchten finden sich angedeutet in vier Quadrat-Dioden im Lenkrad wieder und bei Warnmeldungen blinkt die Ambiente-Beleuchtung. Dass die kreisrunden Scheinwerfer in der Basisvariante noch mit Glühlampen bestückt sind, überrascht in diesem modernen Umfeld etwas.
Komfortabel gefedert
Die Fahrstufe legt man mit einem Hebelchen hinterm Lenkrad wie bei Mercedes ein, eine gute, da platzsparende Idee. Beim Losfahren fehlt der von vielen Elektroautos gewohnte Punch, dennoch gehen die 147 Nm Drehmoment überzeugend zur Sache. Im Stadtverkehr überzeugt der Inster mit einem überraschend komfortablen Fahrwerk und einer direkten, wenn auch leicht entkoppelt wirkenden Lenkung, die wohl wegen des Frontantriebs so abgestimmt sein dürfte. Im Vergleich zu vielen modernen Autos eher große Fensterflächen erlauben einen guten Rundumblick, außer in Richtung der breiten C-Säulen.
Überall gibt es Ablagen und praktische Haken, dazu Komfortdetails wie klimatisierte Sitze oder ein optionales Panoramadach für Licht und Luft. Alle vier Sitze lassen sich bei Bedarf umklappen und so ist ein auch ein kurzes Campingvergnügen oder eine kurze Büro-Einlage auf dem Parkplatz oder beim nächsten Ladestopp drin. Das Ladevolumen lässt sich durch die umklapp- und um 16 Zentimeter verschiebbare Rückbank von 238 auf 351 Liter erweitern. Werden die Lehnen der zweiten Reihe flachgelegt, stehen bis zu 1059 Liter zur Verfügung.
Hyundai Inster I (12 Bilder)

Hyundai
)"Long Range" ist relativ
Die Einsteigerversion bietet eine Kombination aus kleinem Akkupaket mit 42 kWh und einem 71 kW leistenden Elektromotor an der Vorderachse, die stärkere Variante hat 85 kW, 147 Nm und eine 49 kWh fassende Batterie. In letzterer Version läuft das Mini-E-Mobil auf der Autobahn immerhin 150 km/h, was wir in Korea freilich nicht ausprobieren konnten.
Umfeldbeobachtung
Das Batteriepaket kann ein Schnelllader von 10 auf 80 Prozent in günstigstenfalls rund einer halben Stunde bringen – leider ist das Ladetempo auf 85 kW begrenzt, ein dreiphasiges AC-Ladegerät mit 11 kW Leistung ist Serie. Mit einem Normverbrauch von 15,3 kWh auf 100 Kilometern ermöglicht das große Akkupaket Reichweiten bis 370 Kilometer. "Long Range" ist relativ, aber für das urbane Umfeld und die statistisch erfasste übliche Nutzung eines Autos vollauf genug. Der Inster bietet eine Vehicle-to-Load-Funktion innen wie außen für externe Geräte für bis zu 16 A bei 230 Volt und ermöglicht so auch das Laden von E-Bikes, den Betrieb von Elektrowerkzeug oder Campingausrüstung.
Ein Billigangebot ist der neue Hyundai Inster nicht und will es auch nicht sein. Doch der Basispreis von unter 23.000 Euro ist schon eine Ansage, die meisten europäischen Wettbewerber können von einem vergleichbaren elektrischen Einstiegsmodell nur träumen. Die deutlich teureren elektrischen Konkurrenzmodelle Mini Cooper E (28.150 Euro) oder Opel Corsa E (29.900 Euro) bieten weniger Platz, allenfalls der Citroën ë-C3 (ab 23.300 Euro) und der jüngst spürbar preisreduzierte Fiat 500 Elektro (24.990 Euro) können in diesem Umfeld mitspielen.
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(fpi)