Elektroauto Nio EL6 im Test: Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Nio versucht mit dem E-SUV EL6 im Nobelsegment einen Fuß in die Tür zu bekommen. Dafür muss das feine Auto allerdings noch ein paar Schwächen ablegen.

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Nio EL6

(Bild: Pillau)

Lesezeit: 13 Min.
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Es wird zunehmend voller im Segment der rund 4,8 m langen E-SUVs, die sich mit Preisen ab 70.000 Euro aufwärts an eine ausgesprochen zahlungskräftige und -bereite Klientel wenden. Unter anderem zählen dazu BMW iX3, dessen Nachfolger noch in diesem Jahr zu erwarten ist, Audi Q6 e-tron, Porsche Macan, Genesis GV70 Electrified und der Mercedes EQE. Der globale Bestseller Tesla Model Y passt von der Größe ebenfalls grob in dieses Raster, bleibt finanziell aber in einem etwas weniger schwer erreichbaren Rahmen. Der chinesische Hersteller Nio hat nicht den Anspruch, mit besonders günstigen Angeboten sich seinen Platz zu erobern. Das E-SUV EL6 soll auf andere Weise überzeugen als mit niedrigen Preisen. Im Test zeigt sich, dass die Grundlagen da sind, im Detail aber noch Luft für Feinschliff bleibt.

Der EL6 bringt in Summe seiner beiden E-Motoren 360 kW mit. Noch vor wenigen Jahren wäre es verhältnismäßig einfach gewesen, sich mit derart viel Leistung von der Konkurrenz abzusetzen. Doch in Zeiten, in denen einerseits das Wettrüsten in dieser Hinsicht bedenkliche Ausmaße annimmt, dies andererseits aber nicht zwangsläufig zu einem höheren Durchschnittsverbrauch führt, haben viele Hersteller das Rezept “mit reichlich Leistung glänzen” für sich entdeckt. Aufseiten des Antriebs ist das vergleichsweise simpel, einen E-Motor mit üppiger Kraft zu installieren, ist schließlich keine große Kunst. Im Nio EL6 arbeitet hinten ein Synchronmotor mit 210 kW, vorn ein Asynchronmotor mit 150 kW. 700 Nm stehen praktisch jederzeit abrufbar bereit.

Trotz eines Leergewichts von mehr als 2,3 Tonnen ist der Fahreindruck dementsprechend. Das volle Potenzial lässt sich auf öffentlichen Straßen praktisch nie nutzen. Das schwere Auto legt bei Bedarf spontan mit einer Leichtigkeit derart nachdrücklich los, die fast jeden Sportwagen strahlend dastehen ließe. Selbst kräftige Kombis aus der Liga eines BMW 330d, die nun wirklich komplett frei vom Verdacht sind, zäh zu beschleunigen, verblassen im direkten Vergleich. Autos wie der EL6 sind in der Lage, jederzeit augenblicklich rasant an Tempo zuzulegen, was einen leicht vergessen lässt, welche Kräfte mobilisiert werden müssen, um so einen massigen Brocken derart behände bewegen zu können. Wer es als Fahrer darauf anlegt, wird schneller das aktuelle Tempolimit erreichen als die meisten anderen Autofahrer. Schluss ist bei 200 km/h, und die sind fix erreicht.

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