Toyota Corolla Cross im ersten Fahrbericht: Angehobenes Erfolgsrezept

Toyota ist mit dem Corolla global seit Jahrzehnten erfolgreich. Nun wird das Sortiment mit einem SUV erweitert. Ein erster Fahrbericht aus dem Corolla Cross.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 32 Kommentare lesen
Toyota Corolla Cross

(Bild: Toyota)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Jürgen Wolff
Inhaltsverzeichnis

Es gibt in der automobilen Landschaft nur wenige Modellreihen, die auf eine ähnlich lange Geschichte zurückblicken können: Seit 1966 gibt es den Corolla, der stets den technischen Vorgaben seiner Zeit folgte – selten vorneweg, stets aber rechtzeitig dabei. In Europa wird er seit ein paar Jahren vor allem als Hybrid gekauft, was wenig verwunderlich ist, denn mit diesem Antrieb sind sehr geringe Verbrauchswerte möglich – auf der Straße, nicht nur im Labor. Nun nutzt Toyota die Zugkraft des Namens und hofft auf ähnliche Erfolge mit einem Corolla-SUV. Wir konnten bereits eine Probefahrt unternehmen.

Toyota hat den Versuch unterlassen, sich über eine wilde Gestaltung von der Konkurrenz absetzen zu wollen. Der Corolla Cross ist branchenüblich geformt, wer kompakte SUVs und ihren Look mag, wird sich daran wohl kaum stoßen. Mit einer Länge von 4,46 m ist er ein paar Zentimeter kürzer als ein VW Tiguan (Test). Das Platzangebot im Innenraum ist ähnlich großzügig, knapp wird es eigentlich nur dann, wenn zwei sehr große Menschen hintereinander sitzen wollen oder müssen. Das Raumangebot wirkt deutlich geräumiger als im Corolla-Fünftürer, der nur unwesentlich weniger Verkehrsfläche beansprucht. Enttäuschend ist das mit 433 Litern recht knappe Kofferraumvolumen.

Auch im Innenraum verzichtet Toyota auf eine polarisierende Form. Positiv fällt das moderne Infotainmentsystem auf, hier hat die Marke gegenüber allen Testwagen, die wir in der Redaktion hatten, einen großen Fortschritt vollzogen. Toyota-typisch ist die solide Verarbeitung und ein gewisser Pragmatismus bei der Wahl der Materialien. Die Verantwortlichen hatten sichtbar nicht den Anspruch, in dieser Hinsicht eine Führungsrolle zu übernehmen.

Bis hierher ist der Corolla auch als SUV ein im besten Wortsinn durchschnittliches Auto, das vielleicht nicht aufregend ist, mit seinen grundsätzlichen Qualitäten aber durchaus überzeugen kann. Mit diesem Konzept ist der Konzern seit Jahrzehnten erfolgreich, und es spricht einiges dafür, dass die Rechnung auch im SUV-Format aufgehen wird. Zumal die Japaner mit ihrem Hybridantrieb ein überzeugendes Argument hinzulegt haben.

Toyota Corolla Cross (7 Bilder)

Sachlich gestaltetes Cockpit. Danke, Toyota, für das runde Lenkrad.

Wie im flachen Corolla gibt es beim Antrieb zwei Ausführungen, bezogen auf den Verbrennungsmotor. Der 1,8-Liter-Vierzylinder wird im Verbund mit dem E-Motor 103 kW leisten und soll ab dem zweiten Quartal 2023 angeboten werden. Zum Start des Verkaufs im November dieses Jahres kann der Kunde nur einen Zweiliter-Vierzylinder kaufen, den es mit Front- und Allradantrieb geben wird. Die Systemleistung liegt hier bei 147 kW.

Kupplung, Anlasser, Lichtmaschine oder Turbolader sind diesem Konzept überflüssig: Die Antriebskomponenten sind um einen Planetenradsatz herum angeordnet, die zur Last passende Übersetzung kann dadurch über eine der E-Maschinen stufenlos vorgegeben werden. Toyotas Ziel ist es, den Verbrennungsmotor möglichst nah am Bereich seiner idealen Last zu betreiben, um den realen Verbrauch zu senken. Testwagen haben in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, wie erfolgreich die Japaner damit sind. Es darf damit gerechnet werden, dass das auch hier so ist. Toyota nennt im WLTP 5,1 (Frontantrieb) bis 5,4 L/100 km (Allrad).

Toyota Corolla Cross (6 Bilder)

Den Corolla gibts jetzt auch im Hochformat – für Toyota lohnt sich wegen des Trends zum SUV sogar eine andere Karosserie.

Der Antrieb fordert allerdings, dass der Fahrer sich auf das Konzept einlässt. Wer nur "digital" fahren kann, außer Vollgas und Bremse keine Zwischentöne zu nutzen vermag, wird hier kaum glücklich. Eine allzu forsche Gangweise liegt dem Antrieb nicht, wobei es ihm nicht an Temperament fehlt. Zwischenspurts führen zu einer spontan hochschnellenden Drehzahl, was darüber hinwegtäuscht, dass die Beschleunigung ebenso gleichzeitig einsetzt und nicht geringer ist, als wäre es ein konventioneller Antrieb. Wer es nur etwas ruhiger angehen lässt, ist kaum langsamer, erlebt aber einen Motor, der sich angenehm zurückhält. Der Corolla Cross bleibt dann ein bemerkenswert leises Auto.

Als Allradler kommt eine elektrifizierte Hinterachse hinzu, die Toyota nur bei Bedarf aktiviert. Der E-Motor dort leistet 30 kW und bietet 84 Nm. Der Aufpreis von 2000 Euro will gut überlegt sein, denn der Corolla Cross wird damit weder dynamischer noch kommt er abseits befestigter Straßen damit wesentlich weiter. Limitierender Faktor dort sind die Reifen, weniger die Verteilung von Antriebskräften.

Angenehm fällt dabei der hervorragende Federungskomfort auf. Das SUV gleitet ohne Poltern oder unsanfte Stöße selbst über schlechtere Straßen. Geschickt abgestimmt wirkt auch die Lenkung, die einen guten Kompromiss zwischen Leichtgängigkeit und fühlbarer Rückmeldung bietet. Auch in diesem Bereich ist ein Fortschritt gegenüber dem, was bei Toyota vor ein paar Jahren noch üblich war, deutlich wahrzunehmen.

Zum Start im November gibt es zwei Ausstattungslinien, die beide bereits umfangreich ausstaffiert sind. Einen Corolla Cross mit weniger Leistung und geringerem Ausstattungsumfang soll im Laufe des nächsten Jahres folgen. Bis dahin liegt der Einstiegspreis bei 38.600 Euro, und das erscheint angesichts des Gebotenen fair kalkuliert. Auch das hat über die vielen Jahre zum Erfolg des Corolla beigetragen.

(mfz)