Der Comprex-Komplex

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Heute nur mit Elektronenhirn

Die Swissauto Wenko AG hat sich in der Folge auf einen Wettlauf mit immer strengeren Abgaswerten eingelassen und hat seither den Lader vom Comprex- zum Hyprex-Lader weiterentwickelt, der auch in Ottomotoren mit ihrem wesentlich schwerer zu beherrschenden Kennfeld eingesetzt werden kann. Heute kann man durch einen um 20 Grad verdrehbaren Deckel die Lage der Kanäle und somit gewissermaßen seine Steuerzeiten an die Bedürfnisse des Motors bei verschiedenen Betriebsbedingungen anpassen. Auch hat man den in seiner Übersetzung starren Riemenantrieb von der Kurbelwelle durch einen in der Drehzahl völlig unabhängig regelbaren Elektromotor ersetzt, um die optimale Rotordrehzahl für alle Betriebszustände einstellen zu können. Klar, dass so eine komplexe Steuerung nur mehr von einem leistungsfähigen Elektronenhirn beherrscht werden kann. Immerhin erreicht man damit unter anderem einen schnelleren Ladedruckaufbau bei Kaltstart, schnelleren Warmlauf und eine geringere Abgasrückführmenge.

„Enorme Vorteile, keine unüberwindlichen Probleme“

Doch wollte es laut der britischen Zeitschrift Engine Technology International noch vor Kurzem den Mannen bei AMG um Friedrich Eichler nicht gelingen, den Lader so abzustimmen, dass der Motor seine Abgasgrenzen eingehalten hätte. Zu lesen war in der ETI vom April 2011: „Immer, wenn die Temperatur im Katalysator unter 600 Grad fiel, stiegen die Emissionen unzulässig an.“ Denkbar ist dies etwa durch eine zu starke Abkühlung der Abgase im Lader bei Teillast. Dazu kam, dass ihnen der Lader regelrecht um die Ohren geflogen sein soll, sobald sich Auspuff- und Frischgas im Auspuff gemischt haben. Und so soll noch ziemlich kurz vor der Serienreife des neuen A 45 AMG doch wieder eine der bewährten Abgasturbinen eingebaut worden sein. Aufgeben wollen laut Engine Technology International die Entwickler bei AMG den Hyprex-Lader dennoch nicht, weil sie „überzeugt sind, dass die Probleme nicht unüberwindlich sind, die Vorteile aber enorm“. (fpi)