1900 Menschen verlieren ihren Job bei BenQ Mobile

Rund 1900 der 3000 Beschäftigten verlieren ihre Jobs. Die harten Einschnitte seien erforderlich, um das Mobilfunkgeschäft über den 1. Januar 2007 hinaus zu erhalten, sagte Insolvenzverwalter Martin Prager.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 123 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.

Beim insolventen Handy-Hersteller BenQ Mobile verlieren rund 1900 der 3000 Beschäftigten ihre Jobs. Die harten Einschnitte seien erforderlich, um das Mobilfunkgeschäft über den 1. Januar 2007 hinaus zu erhalten, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Martin Prager am heutigen Donnerstag in München. Mit dem Unternehmensumbau hoffe man, die übrigen rund 1150 Arbeitsplätze halten zu können. "Nach drei Wochen intensiver Prüfung ist klar, dass dies die einzige Chance ist, das Unternehmen als Ganzes zu erhalten," betonte Prager.

BenQ Mobile sei von seinen Altlasten, dem erforderlichen Restrukturierungsaufwand und seiner komplexen Konzernstruktur erdrückt worden. Die Übernahme weltweiter Aufgaben für BenQ Mobile habe die Kosten in Deutschland zusätzlich hochgetrieben, was zu einem Verlust von 850 Millionen Euro im ersten Geschäftsjahr geführt habe. Die nun notwendigen Einschnitte seien hart, aber man werde die überlebenswichtigen Funktionen für das neue Unternehmen erhalten können. Prager erklärte weiter, dass alle anderen Optionen auf eine Zerschlagung des Unternehmens und den Verkauf von Einzelteilen hinausgelaufen wären. Mit dem neuen Geschäftsmodell wolle man sich auf die Entwicklung und das Design von Mobiltelefonen für Auftraggeber mit eigener Marke konzentrieren, sagte Prager. Die komplette Wertschöpfung des Unternehmens müsse neu strukturiert werden.

Die betroffenen Mitarbeiter, die laut Prager bereits jetzt nicht mehr beschäftigt werden könnten, sollen nach Angaben eines Unternehmenssprechers in Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen gehen. Ihre Arbeitsverträge blieben erhalten, es handele sich also weder um Entlassungen noch um Kündigungen oder Freistellungen. Die Mitarbeiter würden aber von ihrer Anwesenheitspflicht entbunden. Betroffen von den Einschnitten seien vor allem Funktionen in der Verwaltung, in Marketing und Vertrieb sowie in der Fertigung, wo die Mitarbeiterzahl jeweils um rund drei Viertel reduziert werde. In der Zentrale in München verlieren demnach etwa 850 von ursprünglich 1300 Beschäftigten ihre Jobs. Am Standort im nordrhein-westfälischen Kamp-Lintfort sollen knapp 1100 der 1800 Stellen wegfallen. Hier organisieren die Mitarbeiter ihren Protest rund um ein Soli-Zelt.

Die IG Metall sieht nun den früheren Besitzer Siemens noch stärker in der Pflicht. "Ein Weltunternehmen wie Siemens darf sich nicht aus jeglicher Verantwortung für die Menschen stehlen können", sagte Bayerns IG-Metall-Chef Werner Neugebauer in München. Laut Forderung der IG Metall müssen alle Beschäftigten, die ihren Job bei BenQ Mobile verlieren, für ein Jahr in einer Qualifizierungs- und Vermittlungseinheit aufgefangen werden. Das Geld dafür solle Siemens stellen.

Siemens hatte einen 35-Millionen-Euro-Härtefonds angekündigt. Nordrhein-Westfalens IG-Metall-Chef Detlef Wetzel forderte dagegen vom Siemens-Vorstand ein 200-Millionen-Euro-Nothilfeprogramm. "Es kann nicht um Almosen zur Begleitung in die Arbeitslosigkeit gehen." IG-Metall-Vize Berthold Huber forderte zudem Aufklärung über die Zukunft der Betriebsrenten bei BenQ Mobile. "Auch hier steht Siemens in der Verantwortung."

Siehe dazu auch: