Licht und Schatten: Kontrast, Helligkeit und Farbe optimieren

Seite 2: Richtig belichten

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Die Belichtungsautomatik moderner Kameras ist auf Standardsituationen ausgelegt. Bei kontrastschwachen Motiven steuert sie die Belichtung so, dass der Sensor eine mittlere Lichtmenge erhält, die nach der Digitalisierung einem Tonwert von 128 entspricht. Man kann dies mit der Aufnahme einer gleichförmig hellen Fläche überprüfen, etwa des weißen Monitorbilds: Das Foto zeigt nicht weiß, sondern grau; das von der Kamera angezeigte Histogramm besteht aus einer schmalen Spitze, die genau in der Mitte liegt. Wenn eine helle Schneelandschaft auf dem Foto trüb und grau wird, dann hat genau diese Mittelmaßautomatik zugeschlagen. Insbesondere tritt dieser Fehler bei der Standardmethode „Matrixmessung“ auf, die mehrere Messfelder einbezieht. Viele Kameras berücksichtigen die in der Bildmitte liegenden Felder stärker. Das Verfahren bringt aber höchstens bei Porträts bessere Ergebnisse, im Schnee hilft es nicht weiter.

Oft genügt schon eine geringe Verschiebung des Bildausschnitts, um dem Belichtungsmesser der Kamera andere Messwerte zu liefern, die die Belichtung drastisch ändern.

Da die Kamera stets mit dem Ziel „Grau“ misst, kann man eine graue Fläche vor die Linse halten, die vom gleichen Licht wie das Motiv beleuchtet wird. Dies garantiert eine exakte Belichtung. Profis nutzen standardisierte Graukarten mit 18 Prozent Reflexionsvermögen, was optisch einem mittleren Grau entspricht. In der Praxis genügt eine grüne Rasenfläche.

Noch einfacher stellt man eine feste Belichtungskorrektur von +2,0 bis +2,5 EV ein und wählt mit der Spot-Messmethode die hellste Stelle im Motiv. Damit erhält man eine optimale Belichtung des gesamten Bildes und vor allem korrekt aufgenommene Lichter. Mit Korrekturwerten von +2,0 bis +2,3 sind Überbelichtungen praktisch ausgeschlossen, bei +2,5 werden die hellsten Bildstellen schon reinweiß. Lichtquellen selbst sollte man nicht direkt messen; es sei denn, es geht darum, deren Innenleben abzubilden, wobei dann sicher der Rest des Bildes in Dunkelheit versinkt.

Physikalischer Hintergrund dieser Methode ist der feste Abstand zwischen mittlerer und höchster Helligkeit im Motiv. Unabhängig von der absoluten Helligkeit beträgt dieser Abstand stets 2,47 Belichtungsstufen. Daher funktioniert die Methode bei Mondlicht ebenso wie im gleißenden Mittagslicht. Zudem ist man nicht wie bei der Graukartenmethode darauf angewiesen, dass am Kamerastandort die gleichen Lichtverhältnisse wie beim Motiv herrschen. Mit etwas Erfahrung erkennt man sehr schnell die hellsten Motivbereiche.

Kontrastarme Motive, zum Beispiel Nebelbilder, nimmt die Kamera mit dieser Messmethode ungewohnt hell auf. Dies ist jedoch kein Nachteil, denn dadurch wächst der sogenannte Rauschabstand. Die Helligkeit lässt sich später immer noch per Bildbearbeitung verringern. Eventuell verrauschte Tiefen, die bei spärlicher Belichtung im Bild verbleiben müssten, werden dabei abgeschnitten.

Eine erhöhte ISO-Empfindlichkeit hilft zwar gegen Verwacklung durch zu lange Belichtungszeit, verstärkt aber auch das Rauschen. Einen zu dunklen Vordergrund, etwa bei Gegenlichtaufnahmen, hellt man deshalb besser mit Hilfe des Aufhellblitzes auf. Dieser sollte recht schwach eingestellt sein, damit das Motiv nicht an Räumlichkeit verliert. Die später vorgestellte Methode zur Schattenaufhellung ähnelt in ihrer Wirkung dem Aufhellblitz, weshalb englischsprachige Programme sie oft mit dem gleichen Wort „fill light“ bezeichnen.