Licht und Schatten: Kontrast, Helligkeit und Farbe optimieren

Seite 9: Weniger ist mehr

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Die Kamerahersteller überbieten sich mit immer höheren Auflösungen, allerdings sind Bilder in voller Detailzeichnung nicht immer gewünscht. Das Gehirn selektiert beim Sehen und blendet störende Details aus. Um die Aufmerksamkeit auf ein Motiv wie die Person in einem Porträt zu lenken, empfiehlt es sich, mit weit geöffneter Blende zu fotografieren, damit der Hintergrund in Unschärfe verschwimmt. Leider erlauben digitale Kompaktkameras mit ihren kleinen Sensoren diese Art der Gestaltung per Tiefenunschärfe nur begrenzt.

Es gibt aber andere Möglichkeiten, den Informationsgehalt eines Bildes einzuschränken und damit den Blick des Betrachters auf Wesentliches zu konzentrieren. Dabei ist Abstraktion kein Notbehelf, in Form des Schwarzweißfotos ist sie sogar sehr geläufig. Der Verzicht auf Farbe hebt die grafischen Strukturen eines Bildes deutlicher hervor. Die Konvertierung in Graustufen ist jedoch keineswegs trivial.

Je nach Farbinterpretation kann ein Schwarzweißbild unterschiedlich wirken (rechts einzelne Farbauszüge, links unten das Ergebnis der Standard-Graustufenumsetzung).

Die Graustufenumsetzung sollte man nicht der Digitalkamera überlassen, auch wenn sie so einen Modus besitzt. Man verschenkt damit fast alle kreativen Eingriffsmöglichkeiten. Profis benutzen für Aufnahmen auf Schwarzweißfilm seit jeher Farbfilter, um beispielsweise Wolken vor blauem Himmel kontrastreicher abzubilden. Das Gleiche gelingt heute einfacher mit nahezu jeder Bildbearbeitung. Einzige Voraussetzung: Das Foto muss als RGB-Farbbild vorliegen.

Ein Blick in die einzelnen Farbkanäle zeigt, wie stark die Wirkung eines Graustufenbilds von der Farbinterpretation abhängt. Die einfache Graustufenumsetzung (Bild/Anpassen/Graustufen) gewichtet die Farben nach ihrer empfundenen Helligkeit, ist aber für die Bildwirkung selten die beste Lösung.

Viele Fotos wirken als Schwarzweißbild interessanter. Die beiden Graustufenumsetzungen mit dem Kanalmixer zeigen wie unterschiedlich das Ergebniss ausfallen kann.

Wer die Farbinterpretation selbst steuern möchte, öffnet den Kanalmixer, wählt „monochrom“ und mischt das Bild nach Belieben aus den einzelnen Farbkanälen. Die Summe aller Werte sollte 100 Prozent betragen, da man sonst Tonwerte abschneidet (Clipping). Das SimpelFilter-Plugin GrayMixer berechnet diese Summe selbstständig und schützt auf Wunsch einzelne Kanäle. Das Plug-in Virtual Photographer bietet darüber hinaus voreingestellte Korncharakteristiken sowie Tönungen für Schwarzweißfilme. Auch hier gilt, dass PhotoPlus 10 sie nur auf die Hintergrundebene anwendet.

Das Plug-in Virtual-Photographer tönt Graustufenbilder, ergänzt Körnung und gibt ihnen damit einen interessanten Charakter.

Auch Schwarzweißfotos können durchaus ein wenig Farbe vertragen. Die sogenannte Tönung ist eine klassische Dunkelkammertechnik zum chemischen Einfärben von Schwarzweißbildern. Mit digitaler Technik stehen nicht nur ein paar ausgewählte, sondern alle möglichen Farben zur Verfügung. Bilder wirken dadurch oft verblüffend edel. Virtual Photographer stellt klassische Farben zur Verfügung, erlaubt dem Nutzer aber auch eigene Farbkreationen. Letztlich kann die richtige Menge Körnung dem Gesamteindruck den letzten Schliff verpassen und einem allzu glatten Digitalfoto im Druck oder bei der Belichtung professionellen Charakter verleihen.

Literatur

[1] Uwe Steinmüller, Lichtkunst, High-Dynamic-Range-Komposition für die künstlerische Fotografie, c't 13/07, S.144

[2] André Kramer, High Dynamic Ranger, HDR-Programme erzeugen Fotos in nie gekanntem Detailreichtum, c't 13/07, S. 150 (tho)