Licht und Schatten: Kontrast, Helligkeit und Farbe optimieren

Ausgewogene Kontraste spielen für ein gelungenes Foto eine herausragende Rolle. Trotz ausgeklügelter Belichtungsmesser moderner Digitalkameras bleibt selten der manuelle Eingriff erspart. Es reicht allerdings nicht, einfach am Kontrastregler zu ziehen.

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Lesezeit: 25 Min.
Von
  • Ralph Altmann
Inhaltsverzeichnis

Wer an einem wolkenverhangenen Tag aus einem hell erleuchteten Raum ins Freie tritt, merkt kaum, dass die Helligkeit plötzlich auf das Zehnfache und mehr ansteigt, denn das menschliche Auge passt sich sehr rasch an unterschiedlichste Lichtverhältnisse an. Es funktioniert in einer lichtdurchfluteten Schneelandschaft bei mehr als 100.000 Lux und vermag selbst in einer sternklaren, mondlosen Nacht bei 0,001 Lux noch etwas zu erkennen.

Der Kontrastumfang ist die Ursache dafür, dass uns trübes Tageslicht manchmal dunkler vorkommt als ein erleuchtetes Büro, obwohl es umgekehrt ist. An einem trüben, vielleicht sogar nebligen Tag sind die Helligkeitsunterschiede zwischen den dunkelsten und den hellsten Details recht gering. In einem Raum mit künstlichem Licht gibt es dagegen meist auch tiefe Schatten und damit mehr Kontrast. Schon die alten flämischen Meister haben gewusst, dass sie mit dunklen Hintergründen mehr gefühltes Licht in ihre Gemälde bringen. Helle Hautflächen und gemalte Kerzenflammen scheinen in diesen Bildern regelrecht von selbst zu leuchten.

Moderne Kameras adaptieren dank ausgeklügelter Belichtungsmesser äußerst schnell Blende und Belichtungszeit an unterschiedliche Helligkeit. Der von einem Sensor erfassbare Kontrastumfang umfasst allerdings in der Regel maximal neun Blendenstufen. In dem Fall geht von der hellsten Stelle des Motivs 29 = 512 Mal so viel Licht aus wie von der dunkelsten. Eine Szene im Sonnenlicht übertrifft diese Bandbreite allerdings bereits deutlich. Die Folge: Je nach der konkreten Belichtungseinstellung werden entweder die Schatten unterbelichtet und damit schwarz oder helle Bildstellen wie der Himmel überbelichtet und damit zu einer konturlosen weißen Fläche.

Beim Filmnegativ verläuft der Übergang zu Über- oder Unterbelichtung weich, deshalb lassen sich aus falsch belichteten Negativen oft noch Details herauskitzeln. Vergleichbares erlaubt das Digitalfoto höchstens in unterbelichteten Bereichen, und dies auch nur zum Preis sichtbaren Rauschens. Die Schlussfolgerung: Unterbelichtung mag schlecht sein, Überbelichtung ist hingegen absolut verboten. Wie man Überbelichtungen vermeidet, steht im folgenden Kapitel.

Das von Kompaktkameras verwendete JPEG-Format speichert pro RGB-Farbkanal 256 Helligkeitsabstufungen. Die Mischung ergibt die berühmte „True-Color“-Zahl von 256 × 256 × 256 = 16,7 Millionen Farben. Der Kontrast zwischen dem kleinsten und dem größten Helligkeitswert beträgt aber lediglich 1:255, also etwa acht Blendenstufen.

Dem Ausgangsfoto mangelt es an Mitteltönen. Der automatische Kontrastausgleich von PhotoPlus hebt die Schatten zu weit an.

Diese Dynamikkompression ist durchaus gewollt, denn für die Darstellung auf einem guten Monitor reichen 256 Helligkeitsstufen. Je nach Farb- und Papierqualität weisen Drucke sogar noch geringere Kontrastumfänge auf. Es kommt nur darauf an, dass die feinen Helligkeitsunterschiede im Motiv (die Detailzeichnung) erhalten bleiben – und zwar sowohl in den dunklen als auch in den hellen Bildbereichen. Leider kommt es dabei oft vor, dass bildwichtige Details an das untere oder obere Ende des Dynamikumfangs rutschen und die Mitteltöne weitgehend leer bleiben. Im Histogramm zeigt sich dies in zwei Bergen mit einem tiefen Tal dazwischen.

Ein solcher fehlerhafter Kontrast lässt sich aber manuell ausgleichen. Viele Programme, darunter auch PhotoPlus, besitzen eine Automatik, die den Kontrast in den überwiegenden Helligkeitsbereichen verstärkt. Im oben abgebildeten Foto von der Parkanlage betrifft dies vor allem die Schatten. Jede Kontrastverstärkung in einem Helligkeitsbereich bewirkt aber eine Kontrastverringerung in anderen Bereichen. Eine andere, besser steuerbare Methode muss her.