Triumph Speed Triple 1200 RS: Nackt geboren

Triumphs Kult-Bike Speed Triple hat jetzt etwas mehr Leistung, ein serienmäßig semi-aktives Fahrwerk, leichtere Räder, einen Lenkungsdämpfer und mehr Assistenz.

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Triumph Speed Triple 1200 RS

(Bild: Triumph)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Ingo Gach
Inhaltsverzeichnis

Vor 31 Jahren erblickte ein Motorrad das Licht der Welt, das nicht nur für die die Marke Triumph einschneidende Bedeutung bekommen sollte: die Speed Triple 900 mit Dreizylindermotor. Eigentlich war sie nur als verkleidungslose Variante des Sportlers Daytona 900 gedacht, doch es sollte ganz anders kommen. Der eigentliche Grundstein zum Kultstatus wurde 1997 gelegt, als Triumph den radikalen Schritt wagte, mit der Speed Triple T 509 den ersten serienmäßigen Streetfighter mit zwei runden Doppelscheinwerfern, breiter Lenkstange und einem knappen Heck zu präsentieren. Dazu gesellte sich ein auffälliger Rahmen aus zwei übereinanderliegenden Rundrohren, fettem Hinterreifen, mächtiger Einarmschwinge und großen Bremsscheiben vorn.

Die Speed Triple trat einen Trend los, dem viele Hersteller nacheiferten, doch die Triumph blieb das Original. So verwundert es nicht, dass die englische Marke bei der Vorstellung der jüngsten Speed-Triple-Generation eisern an den eigenen Vorgaben von einst festhält. Die Speed Triple 1200 RS hat sich optisch kaum zur Vorgängerin verändert, lediglich der voluminöse, nach unten schmal zulaufende Endschalldämpfer, das neue Speichendesign der Aluminium-Felgen und die geänderte Soziussitz-Abdeckung fallen Kennern sofort auf.

Bei genauerem Hinsehen wird ersichtlich, dass die RS nun serienmäßig über ein semi-aktives Fahrwerk verfügt, das bisher ausschließlich der Speed Triple 1200 RR mit Halbschalenverkleidung zur Verfügung stand, die für 2025 aber aus dem Programm fiel.

Triumph Speed Triple 1200 RS I (7 Bilder)

Triumph präsentiert eine neue Generation der Speed Triple 1200 RS. (Bild:

Triumph

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Wer ein bisschen sucht, wird schließlich auf einen Lenkungsdämpfer unterhalb der Scheinwerfer stoßen, ebenfalls ein Novum am 2025er-Jahrgang. Dass der Lenker um 18 mm in der Breite wuchs und nun minimal höher positioniert ist, wird wohl niemand mit bloßem Auge erkennen, bestenfalls während der Fahrt spüren.

Der ausschlaggebende Grund für das Update der "Speedy" war die seit Jahresbeginn geltende Abgasnorm Euro 5+. Die Ingenieure entlockten dem Dreizylindermotor 183 PS (134,6 kW) bei 10.750/min und damit drei Pferdestärken mehr als bisher – bei identischem Hubraum von 1160 cm3. Auch beim Drehmoment tat sich was, auch hier stiegen die Angaben um drei Zähler auf 128 Nm, die jetzt zudem früher bei 8750/min anliegen.

Erreicht wurde das auch durch eine neue Auspuffanlage mit besserem Gasdurchsatz. Die kräftige Leistungsentfaltung des Dreizylinders war bislang schon so überwältigend, dass sich die Mehrleistung vermutlich nicht wirklich bemerkbar macht und eher zur Beruhigung der Kunden dient, dass sie mit der Euro 5+ nicht schlechter gestellt werden.

Doch wie so oft kommt es auf die inneren Werte an und davon hat die Speed Triple 1200 RS einige zu bieten. Triumph weist stolz auf das neue, semi-aktive Öhlins-Smart-EC3-Fahrwerk hin. Die sogenannte "Spool-Valve"-Technologie erlaubt noch schnellere Reaktionszeiten des Systems auf die jeweiligen Fahrzustände. Das "Objective Active Based Tuning Interface" von Öhlins ermöglicht eine noch umfassendere Einstellung des Fahrwerks auf dem fünf Zoll großen TFT-Display durch den Fahrer. Als Standard-Modi sind Rain, Road, Sport und Track hinterlegt, im Modus Rider kann der Pilot seine Präferenzen individuell gestalten. Die Feinheit der Einstellmöglichkeiten sind mannigfaltig, so können unter anderem das Verhalten der Front, des Hecks, bei Bremsvorgängen und in Kurven vorgewählt werden. Es kann sogar das eigene Körpergewicht eingegeben werden, was das semi-elektronische Fahrwerk in seinen Reaktionen berücksichtigt.

Die Speed Triple 1200 RS hat einiges Neues bei den elektronischen Assistenzsystemen zu bieten, so lässt sich etwa die Wheelie-Kontrolle in vier Stufen regulieren, der Fahrer kann dadurch bestimmen, wie hoch das Vorderrad über dem Asphalt schwebt. Die Sechs-Achsen-IMU regelt über den "Brake Slide Assist" zudem, wie weit das Hinterrad in Kurven ausbrechen darf oder die "Engine Brake Control", wie viel Einfluss das Motorbremsmoment auf die Kraftübertragung zum Hinterrad nimmt. Auch das Kurven-ABS ist in mehreren Stufen einstellbar.

Triumph Speed Triple 1200 RS II (8 Bilder)

Radial montierte Stylema-Vierkolben-Bremszangen von Brembo verzögern die Speed Triple 1200 RS. (Bild:

Triumph

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Triumph vertraut serienmäßig weiterhin auf Pirelli Diablo Supercorsa SP V3, vorn in der Dimension 120/70R17, hinten in 190/55ZR17. Die Verzögerung übernehmen an der Front radial montierte Stylema-Vierkolben-Bremszangen von Brembo an 320 mm großen Bremsscheiben, hinten eine Zweikolben-Bremszange mit einer 220 mm großen Bremsscheibe.

Die Fahrwerksabmessungen unterliegen keiner Veränderung, der Radstand bleibt bei 1445 mm, der Nachlauf bei 105 mm, der Lenkkopfwinkel bei 66,1 Grad und der Fahrer hockt weiter in 830 mm Höhe. Wenn Triumph von verbessertem Fahrverhalten spricht, ist das neben dem semi-aktiven Fahrwerk auch auf die leichteren Aluminium-Räder zurückzuführen. Das Leergewicht der Triumph stieg um ein Kilogramm auf 199, eine leichte Lithium-Ionen-Batterie half, dass es nicht mehr wurde.

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Die Speed Triple 1200 RS kommt standardmäßig in "Jet Black", die beiden Zweifarben-Lackierungen "Granite and Diablo Red" und "Granite and Performance Yellow" kosten Aufpreis. Dazu wird viel Zubehör angeboten, interessant dürfte für viele Kunden der neu ins Angebot gerückte Akrapovic-Endschalldämpfer werden. Die Triumph Speed Triple 1200 RS bleibt mit 19.995 Euro Listenpreis haarscharf unter der 20-Mille-Marke und steht ab April bei den Händlern.