Elektromotorrad Sol Motors Pocket Rocket: Ein Rohr auf Rädern

Die Pocket Rocket ist mit zwei Leistungen für die Führerscheinklassen AM und A1 ab 6000 Euro erhältlich. Ein Elektrobike, auf dem man jederzeit auffällt.

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Sol Motors Pocket Rocket

(Bild: Sol Motors)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Ingo Gach
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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Eine Menge Elektromotorrad-Start-ups scheiterten, andere halten sich mühsam über Wasser. Die Konkurrenz ist hoch und die Entwickler müssen sich etwas einfallen lassen, wenn ihr Produkt aus der Menge herausstechen soll. Mit der Pocket Rocket hat Sol Motors aus Böblingen das sicher geschafft. Sie besteht vor allem aus einem dicken Aluminiumrohr, das gleich zwei Aufgaben erfüllt: zum einen dient es als solider Rahmenoberzug und zum anderen bietet es Raum für die Batterie. Darunter ist ein V-förmiges, dünneres Rohr angeschweißt, an dem hinten Schwinge und Federbeine ansetzen und unten die Fußrasten. Oben noch einen Lenker befestigt, einen Solo-Sattel draufgepackt und unten zwei 16-Zoll-Räder montiert – fertig ist das ungewöhnliche Elektro-Motorrad. Wer Aufsehen erregen will, sitzt auf der Pocket Rocket genau richtig.

Hinter Sol Motors steht der Produktdesigner Manuel Messmer. Es hat einige Jahre länger gedauert als erhofft, doch seit Ende 2024 ist die Pocket Rocket bestellbar. Messmer fährt selbst Motorrad, fand aber, dass Verbrennungsmotoren in der Stadt nicht mehr dem Zeitgeist entsprechen. Unter den Elektro-Motorrädern hatte er aber nie eines entdeckt, das ihn gereizt hätte, deshalb wurde er 2018 selbst aktiv. Ein befreundeter Schlosser half beim Entwerfen des Rahmens, zwei Ingenieure, die früher für Porsche tätig waren, entwickelten die Motorsteuerung. Der Deckel des hinteren Rohrs für das Rücklicht stammt aus Messmers eigenem 3D-Drucker. Den Rest der Komponenten besorgte er vom freien Markt, wie Bremsen und Federung.

Sol Motors Pocket Rocket I (7 Bilder)

Die Pocket Rocket von Sol Motors fällt mit ungewöhnlichem Aussehen auf. (Bild:

Sol Motors

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Die Batterie steckt aus ästhetischen Gründen im Rohr, dort verschwinden zudem nicht nur alle hässlichen Kabel, das LEV (Light Electric Vehicle) wirkt auch noch wesentlich luftiger. Der Rahmen kommt von einer Firma, die sich mit fetten Rohren auskennt, einem österreichischen Auspuffhersteller. Während der Entwicklungsphase wechselte Messmer die LG-Batterie von 18650er-Zellen auf 21700er. Mehr Reichweite ist immer überzeugend. Die 2,5-kWh-Batterie kann direkt am Bike geladen werden, ist aber auch entnehmbar, um sie zu Hause an die Steckdose zu hängen. Sie wiegt allerdings 16,7 kg, eine gewisse Fitness ist beim Schleppen in höhere Stockwerke daher Grundvoraussetzung. Der Ladevorgang soll rund vier Stunden in Anspruch nehmen, mit einem Schnelllader verkürzt sich die Wartezeit auf zwei Stunden.

Elektro-Leichtkrafträder

Sol Motors bietet sein Elektrogefährt in zwei Leistungsklassen an. Die Pocket Rocket bringt es auf 4 kW und fährt maximal 45 km/h, darf also bereits mit dem Führerscheinklasse AM ab 15 Jahren gefahren werden. Dabei entwickelt sie 120 Nm Drehmoment, was schon eine gute Beschleunigung beim Ampelstart garantieren dürfte. Die Pocket Rocket S leistet sogar 6 kW und erreicht laut Hersteller 85 km/h, darf also mit Klasse A1 oder B196 gefahren werden. Sie schafft 160 Nm. Während die etwas schwächere Pocket Rocket es bis auf 108 km Reichweite bringen soll, sind es bei der Pocket Rocket S nur noch 68 km, noch ausreichend für ein Stadtmobil.

Sol Motors Pocket Rocket II (6 Bilder)

Der LED-Scheinwerfer sitzt vorn im Rohr. (Bild:

Sol Motors

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Der Fahrer hockt in 840 mm Höhe auf einem Solo-Sitzkissen und bewegt ein 87 kg schweres, oder besser gesagt leichtes, LEV. Der Lenker ist relativ hoch gekröpft, was die Sitzposition aufrecht hält. Auf einem kleinen Instrument werden die wichtigsten Informationen geliefert.

Vorn in das Rohr ist ein LED-Scheinwerfer integriert, das LED-Rücklicht ist gleichzeitig Batteriefachdeckel. Die Gabel arbeitet auf 60 mm Federweg, fast das Minimum auf guten Straßen, hinten sind es sogar nur 50 mm. Bei den Reifen wählte Sol Motors die Dimensionen 100/90R16 und 110/90R16, als Hersteller Heidenau. Eine hydraulische CBS-Bremse verzögert mittels einer 220 mm großen Bremsscheibe vorn und 200 mm hinten.

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Die Pocket Rocket gibt es ab 5990 Euro, die Pocket Rocket S ab 6990 Euro. Beide können online geordert werden. Standardmäßig wird der Rahmen in Schwarz ausgeliefert, wer eine der neun anderen Lackierungen haben möchte, zahlt 190 Euro Extra, für andersfarbig lackierte Kotflügel werden 60 Euro Aufpreis fällig, den Sol-Schriftzug in nicht-schwarz 30  Euro.