Vorstellung Enduro BMW F 450 GS: Die kleine GS
BMW hat auf der Eicma die F 450 GS vorgestellt. Die 450er soll Führerschein-A2-Besitzer ansprechen, benötigt fürs Gelände jedoch teure Nachrüstungen.
Das Bild zeigt die BMW F 450 GS aus der Vorserie, der gegenüber allerdings nur wenige Details geändert wurden.
(Bild: BMW)
- Ingo Gach
BMW will mit der F 450 GS neue Kunden mit Führerschein A2 ansprechen. Nachdem die einzylindrige BMW G310 nie den erhofften Verkaufserfolg verbuchen konnte, haben die Bayern in Zusammenarbeit mit dem indischen Hersteller TVS ein Zweizylindermotorrad entwickelt. Gebaut wird die F 450 GS, wie schon die G 310, in Indien, was die Produktionskosten deutlich senkt. Der Prototyp der F 450 GS stand schon vor einem Jahr auf der großen Motorradmesse Eicma in Mailand, doch erst dieses Jahr hat BMW an gleicher Stelle das Serienmodell vorgestellt. Grundlegende Änderungen hat sie in den zwölf Monaten nicht erfahren. Allerdings wurde noch an einigen Details gefeilt.
Optisch erwachsen
Optisch ist die F 450 GS an die große Boxer-Enduro R 1300 GS (Test) angelehnt. Obwohl sie einen Kotflügel über dem Vorderrad hat, zeigt sie ebenfalls den "Schnabel" als Verlängerung der Frontverkleidung, hinter der das Cockpit mit 6,5-Zoll-TFT-Display liegt. Der Scheinwerfer des Prototyps zeigte noch die x-förmig angeordneten vier LED-Leuchten, wie sie die großen Boxer-Modelle haben. Doch zur Serienfertigung entschied sich BMW für zwei übereinander angeordnete Scheinwerfer, deren Ecken von vier kleinen LED-Spots flankiert werden. Die seitlichen Kühlerverkleidungen sind genauso wie die Form des Tanks mit einer steilen "Abbruchkante" hinter dem Tankdeckel der R 1300 GS nachempfunden.
BMW F 450 GS (4 Bilder)

BMW
)Teure Drahtspeichenfelgen
Selbst die Gussfelgen mit dem Fünfspeichen-Design sehen denen der 1300er verblüffend ähnlich. Womit wir schon zum ersten Kritikpunkt kommen: Gussfelgen haben nichts an einer Geländemaschine zu suchen, die Bruchgefahr durch die Beanspruchung offroad ist zu hoch. Es gibt für die F 450 GS zwar auch Drahtspeichenfelgen, aber die kosten 1082 Euro Aufpreis, und da sind Enduroreifen noch nicht inbegriffen. Doch selbst die optionale Vorderradfelge weist nur 19 Zoll Durchmesser auf, obwohl 21 Zoll im Gelände besser fahren.
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Hoher Lenker
Der Lenker ist sehr hoch gekröpft, um dem Piloten auch das Fahren im Stehen zu ermöglichen, ohne sich zu weit nach unten bücken zu müssen. Hingegen ist der zweigeteilte Sitz mit der ausgeprägten Stufe zum Soziusabteil für die rasche Gewichtsverlagerung im Gelände hinderlich. Dennoch ist die Sitzhöhe mit 845 mm nicht gerade niedrig. Auch der Auspuffendtopf ist jetzt deutlich tiefer montiert als am Prototyp. Hier sind Kratzer und Dellen beim Sturz im Gelände vorprogrammiert.
Mit 48 PS das A2-Limit ausgeschöpft
Der flüssigkeitsgekühlte Reihenzweizylindermotor mit 420 cm3 Hubraum und 135 Grad Hubzapfenversatz der Kurbelwelle ist eine Neuentwicklung. Er leistet 48 PS bei 8750/min, schöpft also das Leistungslimit der A2-Klasse voll aus. Als maximales Drehmoment gibt BMW 43 Nm bei 6750/min an. Der Hersteller veröffentlicht sogar ein Leistungsdiagramm des neuen Motors. Es zeigt eine ziemlich lineare Leistungsentfaltung, jedoch mit einem kleinen Einbruch zwischen 7000 und 7500/min. Das Sechsganggetriebe mit einer Kupplung im Ölbad entspricht dem gewohnten Standard.
BMW F 450 GS Details (7 Bilder)

BMW
)Ohne Motorschutz in Grundausstattung
Ein Stahlrohrrahmen nimmt den Motor als tragendes Element auf, vor ihm verlaufen die beiden Krümmer. In der Basisausstattung ist kein Motorschutz montiert. Dabei ist der dringend notwendig, um Beschädigungen durch Aufsetzen zu verhindern. Die sinnvollen Handprotektoren fehlen in Grundausstattung ebenfalls. Einen Motorschutz gibt es für 163 Euro Aufpreis, Motorschutzbügel kosten 332 Euro, Handprotektoren 106 Euro.
Das Hinterrad wird von einer Aluschwinge geführt, die Federelemente stammen von KYB. Die Upside-down-Gabel misst 43 mm im Durchmesser und ist in der Druckstufe einstellbar. Das direkt angelenkte Federbein ist neben der Vorspannung auch in der Zugstufe variabel. Beide Federelemente weisen 180 mm Federweg auf, was für eine Enduro gerade noch so in Ordnung geht. Bei den Bremsen griff BMW am Vorderrad zu einem Vierkolbenbremssattel mit 310 mm großen Bremsscheibe, hinten verzögert ein Einkolbensattel mit 240 mm Scheibe.
Leergewicht 178 kg
Die Fahrwerksgeometrie scheint eher in Richtung Stabilität als auf Handlichkeit ausgelegt zu sein: 1465 mm Radstand, 115 mm Nachlauf und 61,9 Grad Lenkkopfwinkel. Als Leergewicht gibt BMW 178 kg an, was für eine kleine Enduro nicht wirklich leicht ist. Doch auch die F 450 GS ist ein Opfer der EU-Vorgabe, dass ein Motorrad der Führerscheinklasse A2 mindestens fünf Kilogramm pro Kilowatt wiegen muss. Bei 35 kW (48 PS) bedeutet das ein Mindestgewicht von 175 kg. 14 Liter Tankvolumen bei einem angegebenen Verbrauch von 3,8 Liter auf 100 km führt zu einer theoretischen Reichweite von 368 km.
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7220 Euro lesen sich zunächst günstig
BMW verlangt für die F 450 GS 7220 Euro. Doch fehlen der nackten Basisausstattung für Geländeausflüge mindestens Kreuzspeichenfelgen und ein Motorschutz. Beide Extras heben den Preis auf 8465 Euro. Wie bei BMW üblich, gibt es Pakete, in denen einige Zusatzausstattungen zusammengepackt sind. Das Paket "GS Trophy" für 770 Euro umfasst nicht nur die schicke weiß-blau-rote Lackierung, sondern auch eine Fliehkraftkupplung, Quickshifter, Handschutz, Motorschutz, Sportfederung und "Fahrmodi Pro", mit dem das ABS hinten und die Wheelie-Kontrolle ausgeschaltet werden können. Außerdem sind das ABS, die Schlupfregelung und Motorkennlinie einstellbar.
Das andere Paket für 450 Euro nennt sich "Sport" und bietet neben der roten Lackierung auch Fahrmodi Pro, Sportfederung, Quickshifter und Handschutz. Wer die Top-Version GS Trophy und zusätzlich die Kreuzspeichenfelgen ordert, kommt auf stattliche 9072 Euro für eine 450er mit 48 PS.