Motorrad-Neuzulassungen 2025, Teil eins: Der Kater nach dem Rekordjahr
Angesichts der Zulassungszahlen bis Ende November 2025 hat es den Motorrad-Markt hart erwischt. Wie sind die erfolgreichsten fĂĽnf Marken ĂĽbers Jahr gekommen?
Die teure BMW R 12 S (Test) ist komfortabel und kräftig.
(Bild: Ingo Gach / heise Medien)
- Ingo Gach
Für die Motorradindustrie in Deutschland ist es 2025 nicht optimal gelaufen, jedenfalls gemessen am Rekordjahr 2024. Zum 1. Januar 2025 trat die Emissionsnorm Euro5+ für Motorradneuzulassungen verbindlich in Kraft, was in den letzten beiden Monaten des Vorjahrs einen Run auf die Euro-5-Modelle ausgelöst hatte. Die Händler waren gezwungen, ihre noch vorhandenen Euro5-Modelle im Preis drastisch zu reduzieren oder sie als Tageszulassungen anzubieten. Darauf hatten viele Käufer spekuliert und schlugen im November und Dezember zahlreich zu – ausgerechnet in den Monaten, zu denen normalerweise kaum noch Motorräder neu zugelassen werden. Die Bilanz an Neuzulassungen 2024 fiel deshalb für die Hersteller extrem gut aus.
Einige Marken hat es sehr hart erwischt
Obwohl sie gewusst hatten, dass 2025 schwierig werden würde, hat es einige Marken hart erwischt. Ausweislich der vorliegenden Zahlen bis einschließlich Ende November 2025 wird sich bis Jahresende nicht mehr viel ändern. Gab es im Vorjahreszeitraum noch 134.516 Neuzulassungen, so waren es 2025 nur 95.190 – ein Minus von 29,2 Prozent. Bei den Leichtkrafträdern bis 125 cm3 Hubraum fiel die Bilanz sogar noch düsterer aus: Minus 35,8 Prozent. Von 32.784 Neuzulassungen im November 2024 ging es abwärts auf 21.035 im selben Zeitraum 2025.
Für die Händler sind das alarmierende Zahlen, denn auch wenn sie 2024 viele Motorräder verkauft hatten, blieb aufgrund des Preisdrucks oft wenig Gewinn hängen. Dieses Jahr ging der Umsatz bei einigen Marken drastisch zurück, als Folge könnte sich das ohnehin schon gebeutelte Händlernetz zukünftig noch weiter ausdünnen.
Sportmotorräder setzen Trend
Auffallend viele vollverkleidete Sportmotorräder sind unter den Neuzulassungen 2025, hier zeichnet sich ein deutlicher Trend ab. Auf Platz 4 und damit meistverkaufte Honda ist mit 2058 Neuzulassungen die Honda CBR 650 RR, ein preisgünstiger Mittelklasse-Sportler. Auf Rang 10 folgt mit der Kawasaki Ninja 650 ein weiterer Low-Budget-Sportler. Platz 16 belegt die schicke Aprilia RS 660, das meistverkaufte Modell des italienischen Herstellers.
Selbst das teure Superbike BMW S 1000 RR kommt auf über tausend Neuzulassungen. Im Rückwärtsgang befinden sich hingegen die Reiseenduros. Abgesehen vom ewigen Nr.1-Bestseller BMW R 1300 GS, schafft es keine Enduro unter die Top 10, die bislang gut nachgefragten Reiseenduros wie Honda Africa Twin und Honda Transalp oder die Yamaha 700 Ténéré sind stark rückläufig.
Indische und chinesische Bikes in den Top 50
Bemerkenswert in der Zulassungsstatistik 2025 ist, dass es zum ersten Mal Motorräder chinesischer und indischer Hersteller unter die Top 50 in Deutschland geschafft haben. Auf Platz 37 liegt mit der Voge DS 900 X eine bestechend günstige Reiseenduro aus China, die bis Ende November auf 647 Neuzulassungen kam. Auf Rang 48 schlägt sich die indische Einzylinder-Enduro Royal Enfield Himalayan 450 mit 581 Neuzulassungen wacker, auch sie profitiert von ihrem sehr niedrigen Einstiegspreis.
Ein Vorbote auf sicher noch viel mehr Modelle aus den beiden asiatischen Ländern. Mit ihrer aggressiven Preisgestaltung, breit aufgestellter Modellpalette und ständig wachsender Qualität werden Modelle aus China und Indien auch hierzulande für Kunden attraktiv. Die Produktion großer Hersteller wie BMW und KTM halfen den asiatischen Partnerfirmen beim Aufbau eigener Kapazitäten. CF Moto wurde vom Partner zum Konkurrenten von KTM.
Platz eins: BMW bleibt vorn
BMW bleibt weiter Spitzenreiter bei den Neuzulassungen in Deutschland mit einem Marktanteil von 21,6 Prozent bis Ende November. Insgesamt konnte die bayerische Marke 20.559 neu zugelassene Motorräder vermelden, wobei bei ihr traditionell ein hoher Anteil auf juristische Personen – sprich: Händler oder BMW selber – angemeldet wird. Dennoch ist ein Minus von 22,5 Prozent zum Vorjahr auch für BMW keine gute Nachricht. Unangefochtener Bestseller bleibt die Boxer-Reiseenduro R 1300 GS mit 7795 Neuzulassungen bis Ende November, das ist sogar mehr als im gesamten Jahr 2024.
(Bild:Â BMW)
Doch bereits der Drop zum zweitbesten Modell im BMW-Ranking, der F 900 R mit 1406 Neuzulassungen, macht klar, wie abhängig BMW bei seiner Marktführerschaft von seiner großen Boxer-Enduro ist. Doch auch die beiden Reihenzweizylinder-Reiseenduros F 800 GS mit 1264 Stück und BMW F 900 GS (Test) mit 1152 Stück trugen zum Erfolg von BMW bei. Zwei weitere BMW-Modelle sind bemerkenswert: Die S 1000 RR ist mit 1004 Neuzulassungen das mit Abstand meistverkaufte Superbike – eine Klasse, in der die Konkurrenz kaum noch Motorräder losgeschlagen bekommt. Von der ganz neuen BMW R 12 G/S wurden 743 Stück zugelassen. Sie sollte eigentlich die alten G/S-Tugenden wieder hochhalten: mehr Geländetauglichkeit und weniger Gewicht unter Verwendung des bewährten 1200er-Boxers. Zwar gelangte sie erst im Sommer in den Handel, aber so ganz begeistert scheinen die BMW-Kunden über die neue G/S (noch) nicht zu sein und greifen lieber weiterhin zur R 1300 GS.
Auffällig ist zudem, dass unter den Top 50 keine andere Boxer-BMW zu finden ist, weder das neue Naked Bike R 1300 R, noch der Sporttourer R 1300 RS schafften den Sprung, allerdings kamen auch sie erst im Sommer auf den Markt.
Platz zwei: Honda konnte sich gut halten
Für Honda war es in Anbetracht der Umstände ein gutes Jahr, obwohl die Marke ein leichtes Minus von 4,7 Prozent hinnehmen musste. Honda erzielte 19.133 Neuzulassungen bis November und ist, anders als andere Hersteller, mit vielen Modellen in den Top 50 vertreten. Mit einem Anteil von 20,1 Prozent rückt Honda dicht an den jahrelangen Marktführer BMW heran, was den japanischen Hersteller besonders freuen wird. Das lag vor allem an seinen Hornet-Modellen – die neue CB 1000 Hornet, befeuert von einem leicht gedrosselten Superbike-Vierzylinder, kam auf 2048 Neuzulassungen.
Das zu günstigen 9700 Euro angebotene Naked Bike traf offensichtlich einen Nerv bei den Käufern. Knapp dahinter kam die CB 750 Hornet mit 1972 Stück, die sich bereits im letzten Jahr hervorragend verkaufte, ebenfalls beflügelt von einem günstigen Preis. Der Bestseller im Honda-Programm ist aber ausgerechnet ein vollverkleidetes Sportmotorrad: die CBR 650 R kam auf 2058 Neuzulassungen. Das wohlgeformte 95-PS- Mittelklasse-Bike gab es schon für 10.000 Euro.
(Bild:Â Ingo Gach)
Selbst der hochdrehende Supersportler CBR 600 RR für über 12.000 Euro kommt auf 911 Neuzulassungen. Die beiden Modelle sind der schlagende Beweis, dass Sportmotorräder wieder im Kommen sind, während die Reiseenduros langsam an Beliebtheit einbüßen: So wurden von der CRF 1100 Africa Twin 1196 Stück neu zugelassen – im Jahr davor waren es rund 400 mehr. Die Zahl der neu zugelassenen XL 750 Transalp (Test) hat sich auf 1206 sogar mehr als halbiert. Die beliebteste Kategorie in Deutschland bleiben aber weiterhin die Naked Bikes wie die beiden Hornet-Modelle, aber auch die CB 650 R mit 1238 Neuzulassungen belegen. Dass man auch mit vermeintlichen Nischenmodellen erfolgreich sein kann, zeigten der kleine Cruiser CMX 500 Rebel (982 Neuzulassungen) und das Retro-Bike GB 350 S (Test) (808 Stück) in der Einsteigerklasse. Beide zeichneten sich durch sehr günstige Preise aus, die 350er gab es schon für 3900 Euro.
Platz drei: Kawasaki mit moderatem RĂĽckgang
Kawasaki muss – wie alle Hersteller – einen Rückgang bei den Neuzulassungen ausweisen, der aber mit Minus 5,4 Prozent noch moderat ausfällt. 14.005 Stück bis Ende November sind exakt 800 weniger als im Vorjahreszeitraum, was einem Marktanteil von 14,7 Prozent entspricht. Das hat die giftgrüne Marke vor allem zwei Modellen zu verdanken: Die Z 900 bleibt der unangefochtene Bestseller im Kawasaki-Programm. Mit 4486 Neuzulassungen rangiert sie auf dem 2. Platz in Deutschland. Die Kombination aus kräftigem Reihenvierzylinder, aggressivem Design und günstigem Preis (die Z 900 startete 2025 bei 9845 Euro) erwies sich weiterhin als erfolgreiches Konzept.
(Bild:Â Kawasaki)
Nur einen Platz dahinter liegt die zweizylindrige Z 650, eine verkleinerte Ausgabe der Z 900, mit 2195 Neuzulassungen – bei nur 7345 Euro zögerten die Käufer nicht. Auch Kawasaki stellte fest, dass vollverkleidete Sportmotorräder wieder beliebt sind, denn die Ninja 650 landete mit 1267 Neuzulassungen als drittbest verkaufte Kawasaki auf Gesamtrang 10 in Deutschland. Selbst der kräftige Supersportler ZX-6R (Test) für 12.595 Euro kam auf immerhin 660 Neuzulassungen. Auch bei Kawasaki verkauften sich kleine Cruiser ordentlich, dank günstiger Preise und niedriger Sitzhöhe bei Einsteigern beliebt: Die Eliminator 500 mit 705[ Neuzulassungen und die Vulcan S mit 650er-Motor und 653 Anmeldungen. Als völliger Flop erwies sich hingegen Kawasakis Versuch, mit den Elektromotorrädern Ninja e-1 und  e-1 und den Hybridmodellen Z7 und Ninja Z7 in Deutschland Fuß zu fassen, alle vier Modelle zusammengenommen kamen auf nur 67 Neuzulassungen.
Platz vier: Yamaha schafft trotz kräftiger Verluste noch Platz vier
Yamaha ist zurzeit wohl nicht zum Feiern zumute, die Umsätze in Deutschland sind heftig eingebrochen, nur 6919 Neuzulassungen bis Ende November bedeuten ein Minus von 36,2 Prozent. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 10.847 Stück. Damit hatte der zweitgrößte Motorradhersteller der Welt zu Beginn des Jahres wohl nicht gerechnet, als er gleich drei seiner bisherigen Bestseller überarbeitet hat.
(Bild:Â Yamaha)
Am beliebtesten im Programm bleibt das Naked Bike MT-07 mit 1985 Neuzulassungen bis einschließlich November, aber 2024 lag sie Ende des Jahres noch bei 2512 Stück. Dabei hatte Yamaha ihr für 2025 neben einer neuen Optik endlich eine Upside-down-Gabel, Ride-by-Wire, mehr Assistenz und noch einige weitere Features mitgegeben. Sie behauptet zwar weiterhin den 6. Platz in Deutschland, scheint aber an Beliebtheit eingebüßt zu haben.
Als konstanter erwies sich die im Design und mit elektronischen Assistenzsystemen aufgepeppte größere MT-09, das Dreizylinder-Naked-Bike kam bis Ende November auf 1769 Neuzulassungen und hat bis Ende Dezember noch die Chance auf die 1866 Stück des letzten Jahres aufzuholen. Einen gewaltigen Absturz im Verkauf erlebte die 700 Ténéré mit nur 1039 Neuzulassungen, letztes Jahr waren es mehr als doppelt so viele. Dabei trat auch sie optisch, ergonomisch und technisch überarbeitet an. Ganz bitter für Yamaha: Unter die Top 50 der Neuzulassungen in Deutschland schaffte es sonst nur noch der Sporttourer Tracer 9 mit 641 Stück.
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Platz fĂĽnf: Triumph arbeitet sich hoch, mit Verlust
Triumph kann auf 2025 mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurückblicken. Ein Minus von 10,3 Prozent bis Ende November in Deutschland bedeutet 6014 Neuzulassungen statt der 6707 im Vorjahreszeitraum. Mit großer Freude dürfte Triumph aber der 5. Platz im Marken-Ranking in Deutschland erfüllen, letztes Jahr lag die Traditionsmarke noch auf Platz 7.
(Bild:Â Triumph)
Offensichtlich hat Triumph einiges richtig gemacht, wohingegen andere Hersteller in der Gunst der Käufer deutlich verloren haben. Das Modell der Engländer mit den meisten Neu-Anmeldungen ist die Bonneville T120 mit 613 Stück. Das Retro-Bike begeistert immer noch viele Fans, die auf den nostalgischen Look gepaart mit moderner Technik und kräftigem Drehmoment abfahren. Knapp dahinter kommt die Tiger 900 ins Ziel, die Reiseenduro bringt es in den Versionen GT mit Gussfelgen und Rally mit Kreuzspeichenfelgen auf zusammen 606 Neuzulassungen.
Das Mittelklasse-Modell Trident 660 (Test) verkauft sich weiterhin ordentlich dank eines günstigen Preises, 571 Erstanmeldungen gehen auf ihr Konto. Direkt dahinter rangiert die neue Tiger Sport 800 mit ihrem exzellenten Dreizylinder, das schicke Crossover-Bike kam auf 553 Neuzulassungen. Nicht mehr unter die Top 50 schaffte es die hübsche Scrambler 400 X, letztes Jahr wurden noch 1025 Stück neu angemeldet, dieses Jahr hat sich die Zahl fast halbiert.
(fpi)