Galileo könnte vier Milliarden Euro Steuern verschlingen
Ein Scheitern der Verhandlungen über das Galileo-Projekt zwischen der Europäischen Union und den acht beteiligten Unternehmen wird immer wahrscheinlicher.
Ein Scheitern der Verhandlungen über das Galileo-Projekt zwischen der Europäischen Union und den acht beteiligten Unternehmen wird immer wahrscheinlicher. Ohne öffentliche Hilfe scheint eine Realisierung des Satellitennavigationssystems kaum mehr möglich. EU-Transportkommisar Jacques Barrot sprach von 2 bis 3 Milliarden Euro Investitionskosten. Einer dpa-Meldung zufolge könnten gar Kosten von bis zu 4 Milliarden Euro auf die EU-Bürger zukommen. Gleichzeitig soll die EU in Form der Weltraumagentur Esa jetzt den Bau und die Stationierung der 30 Satelliten übernehmen.
ESNIS, das Galileo-Generalunternehmen, spricht sich allerdings gegen eine stärkere Einflussnahme der europäischen Weltraumagentur Esa aus. "Sollte die Struktur verändert werden, drohen weitere erhebliche Verzögerungen", prophezeit ESNIS-Chef Jürgen Ackermann. Dadurch gerate auch der geplante Starttermin des Systems ins Wanken, der momentan für das Jahr 2011 angesetzt ist.
Im Hinblick auf diese Schwierigkeiten müssen die Politiker nun abwägen, ob das prestigeträchtige Navigationssystem überhaupt noch konkurrenzfähig und wirtschaftlich tragbar ist. Während die Europäische Union noch über den Start debattiert, ist die USA bereits mitten im Erweiterungsprozess ihres seit Langem einsatzfähigen GPS-Systems; Russland setzt sein marodes GLONASS-System wieder in Vollbetrieb, und China will mit COMPASS ebenfalls in den Club der Navi-System-Eigner kommen.
Der Markterfolg des ausschließlich auf zivile Zwecke ausgerichteten Galileo-Systems sei nun mehr als gefährdet, meinte der Präsident des Raumfahrtkonzerns EADS Rolf von Hohenau hierzu. Wenn das Projekt nicht technisch konkurrenzfähig sei, müsse die Notbremse für Galileo gezogen werden, forderte von Hohenau.
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(Dennis Schirrmacher) / (dal)