Stoiber verlangt von der EU ein Konzept für Galileo
Der bayerische Ministerpräsident fordert, dass die EU Tempo macht, um ihren "Technologievorsprung" gegenüber den USA, Russland und China zu wahren.
Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) hat zur Rettung des Satelliten-Navigationssystems Galileo ein tragfähiges Konzept der EU verlangt. Es sei das wichtigste Hochtechnologieprojekt Europas, sagte Stoiber heute bei der Eröffnung des Innovationstags Navigation 2007 im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen bei München. Er begrüßte die Ankündigung der EU, am kommenden Mittwoch einen Vorschlag für die Zukunft von Galileo vorzulegen.
Denn nach den gescheiterten Verhandlungen mit der Raumfahrtindustrie soll die EU das Prestigeobjekt mit Steuergeldern in Milliardenhöhe vor dem Absturz retten. Das Konsortium um den Luftfahrtgiganten EADS hatte am vergangenen Donnerstag ein Ultimatum zur Erfüllung wichtiger Auflagen verstreichen lassen. Verkehrskommissar Jacques Barrot will nun am Mittwoch Vorschläge für den Bau des Navigationssystems vorlegen. Am wahrscheinlichsten sei der Aufbau durch den Staat und der spätere Betrieb durch die Privatwirtschaft, hieß es.
"Europa muss jetzt Tempo machen und Handlungsfähigkeit auf einem der wachstumsstärksten Zukunftsfelder beweisen", sagte Stoiber laut Mitteilung. "Sonst verspielen wir unseren Technologievorsprung gegenüber den USA, Russland und China und damit unsere Pole-Position für Zukunftschancen und Arbeitsplätze bei der Satellitennavigation." Weiter sagte Stoiber: "Galileo muss kommen und ich bin sicher: Galileo wird kommen." Der Ausbau des Raumfahrtstandortes Bayern gehöre weiter zu den zentralen Prioritäten der bayerischen Wirtschaftspolitik. Mehr als 30 Prozent der bundesweit Beschäftigten der Raumfahrt seien in Bayern tätig.
In Oberpfaffenhofen wird derzeit ein Kontrollzentrum für das Navigationssystem gebaut. Beim Innovationstag Navigation 2007 können sich Besucher über Satellitennavigation informieren und das DLR erkunden.
Mit Galileo will Europa nach den Plänen ab 2011 die Vormachtstellung der US-Variante GPS (Global Positioning System) brechen. Galileo soll genauer und zuverlässiger arbeiten und im Gegensatz zum militärisch genutzten GPS vor allem zivilen Zwecken dienen. Dazu sollen 30 Satelliten genaue Ortungsdaten liefern. Obwohl das Projekt ursprünglich schon 2008 starten sollte, zieht bisher nur ein einziger Testsatellit seine Kreise.
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(dpa) / (ad)