SAP-Chef: Keine langfristige Schwäche der IT-Industrie
Man solle sich darauf einstellen, dass 2009 schwierig werde: "Ich glaube, dass es uns erst im Jahr 2010 gelingen wird, wieder aus dem Tal herauszukommen", meinte Henning Kagermann, der die Banken für das blinde Vertrauen in IT-Automatismen kritisierte.
SAP-Chef Henning Kagermann rechnet nicht mit einer langfristigen Schwäche der IT-Industrie. Die eingeleiteten Sparmaßnahmen von SAP seien keine Frage einer dauerhaft fehlenden Nachfrage, sondern eine Folge der aktuellen Unsicherheit, sagte Kagermann dem Handelsblatt. Allerdings könne derzeit niemand sagen, wann und wie stark das Wachstum zurückkehre. "Wir sollten uns darauf einstellen, dass 2009 ein schwieriges Jahr werden wird. Ich glaube, dass es uns erst im Jahr 2010 gelingen wird, wieder aus dem Tal herauszukommen." SAP könne jedoch auch in diesem Umfeld noch große Aufträge gewinnen.
Kagermann betonte, er halte das Rettungspaket der Bundesregierung für die Banken für richtig. "Jetzt wünsche ich mir aber ein etwas ehrgeizigeres Paket zum Ankurbeln der Wirtschaft", betonte der SAP-Chef gegenüber dem Handelsblatt. Die Finanzkrise und die dadurch ausgelöste Rezession werde tiefgreifende Veränderungen bringen: "Wir alle hoffen, dass es danach normal weitergeht. Aber ich glaube nicht, dass es dieses Mal reichen wird, ein bisschen zu sparen. Ich bin mir nicht sicher, ob die Welt danach wieder so aussehen wird wie vorher." Den Banken warf er vor, allzu sehr auf die Automatismen ihrer IT-Systeme vertraut zu haben: "Das war in der Tat ein Fehler im System". Er sei davon überzeugt, "dass wir bei komplexen Systemen mehr Instabilitäten haben. Insofern sorgt Vernetzung für Instabilität. Die Krisen werden häufiger, sie werden unvorhersehbarer und sie werden kräftiger werden."
Kagermann stellte für Anfang des Jahres neue Geschäftsprognosen für das Unternehmen in Aussicht, ließ die Form des Ausblicks jedoch offen. Auf die Frage, ob SAP zu einer Quartalsprognose zurückkehre, sagte der Manager, dies sei eine Möglichkeit.
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(jk)