CES: Selbstfahrender Audi auf dem Weg nach Vegas

Das wird ein Meilenstein für selbstfahrende Autos: Ein Audi fährt knapp 900 Kilometer aus dem Silicon Valley nach Las Vegas zur Technik-Messe CES. Dort stehen Roboterwagen diesmal im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.

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CES: Selbstfahrender Audi A7 legt knapp 900 Kilometer nach Las Vegas zurück

Der Audi fährt selbst: Aus dem Silicon Valley geht's über fast 900 Kilometer nach Las Vegas.

(Bild: Audi)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • dpa
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Audi will zur Technik-Messe CES mit einer fast 900 Kilometer langen Tour beweisen, dass selbstfahrende Autos bereit für die Straße sind. Ein mit 20 Sensoren ausgerüstetes Fahrzeug des Modells A7 mit dem Spitznamen "Jack" fährt in zwei Tagen die Strecke vom Entwicklungslabor im kalifornischen Silicon Valley zur Messestadt Las Vegas. Bis Sonntagabend Ortszeit legte der Wagen mit US-Journalisten an Bord rund die Hälfte des Weges zurück und kam bis zur kalifornischen Stadt Bakersfield, wie der Leiter von Audis Elektronik-Entwicklung, Ricky Hudi, in Las Vegas sagte.

Vom vernetzten zum autonomen Auto

So ganz alleine kann der Audi die Strecke noch nicht bewältigen, der Hersteller selbst spricht von "pilotiertem Fahren": Der A7 kann den Fahrer auf dem Highway bis zu einer Geschwindigkeit von 70 mph (rund 110 km/h) entlasten. "Jack" kann dabei Spurwechsel und Überholvorgänge durchführen sowie selbsttätig beschleunigen und bremsen, wie der Hersteller erläutert. Vor dem Ausscheren nach links oder – wie in den USA erlaubt – nach rechts gleicht er sein Tempo an die Geschwindigkeit der Autos im Umfeld an. Bevor das System an seine Grenzen stößt, etwa in Stadtgebieten, fordert es den Fahrer aus Sicherheitsgründen auf, das Auto wieder zu übernehmen.

In dem Testauto kommen laut Audi Sensoren zum Einsatz, die bereits in Serie gefertigt werden oder zumindest "seriennah" sind. Radarsensoren überwachen die Bereiche vor und hinter dem Auto, zwei weitere nach links und rechts gerichtete Sensoren ergänzen die 360‑Grad-Rundumsicht. Im Grill und in der Heckschürze sitzen Laserscanner, die Informationen über statische und bewegte Objekte liefern. Eine hochauflösende 3D-Videokamera blickt nach vorne, vier kleine Kameras an der Front und am Heck beobachten die nahe Umgebung. Für die generelle Orientierung sorgen Navigationsdaten.

Die Volkswagen-Tochter hatte bereits auf der vergangenen CES Anfang 2014 einen automatisierten Audi durch Las Vegas fahren lassen und ließ vor wenigen Monaten einen autonomen Sportwagen mit 240 Kilometern pro Stunde über eine Formel-1-Strecke flitzen. Die jetzige Fernfahrt ist jedoch ein Meilenstein für die Entwicklung selbstfahrender Autos. Auch die anderen großen Hersteller wie Daimler oder Nissan sowie der Internet-Riese Google arbeiten an Roboterwagen, die nach Branchenschätzungen bis 2020 oder "nicht vor 2030" regulär auf die Straße kommen könnten.

Selbstfahrende und vernetzte Autos stehen dieses Mal noch stärker im Fokus der Elektronik-Show, vor allem deutsche Autohersteller drängen sich in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Der Grafik-Spezialist Nvidia bot zum Auftakt der Messe einen Blick hinter die Kulissen. Die US-Firma, die unter anderem eng mit Audi zusammenarbeitet, zeigte einen Computer, der besonders schnell und präzise Objekte in seiner Umgebung erkennen soll. Das System "Nvidia Drive" unterscheide zum Beispiel zwischen Fußgängern und Radfahrern und könne auch einzelne Automodelle auseinander halten, sagte Nvidia-Chef Jen-Hsun Huang. "Das Auto der Zukunft wird von Software bestimmt", betonte er.

Der Autocomputer ist dafür mit reichlich Rechenleistung ausgestattet und kann gleichzeitig Bilder von bis zu zwölf Kameras verarbeiten. Die Erkennung der Umwelt gilt als eine Schlüssel-Funktion, damit selbstfahrende Autos den Weg in den Alltag finden können. Nvidia spricht von "neuralen Netzen", die sich bei der Auswertung der Bildinformationen an der Funktionsweise des menschlichen Gehirns orientierten. Was ein Auto dazulernt, wird auch an andere übertragen. Nvidia demonstrierte auch, wie mit nur vier Kameras, die ein komplettes Panorama-Bild liefern, das automatische Einparken in einem Parkhaus funktionieren kann.

Roboter-Autos mischen sich in den Verkehr (9 Bilder)

Hochautomatisiert über die Autobahn: Mit 120 km/h schwimmt der BMW-Testwagen im Verkehr mit, überholt langsamere Fahrzeuge und lässt andere an der Auffahrt einfädeln.

Nicht alles dreht sich aber in Las Vegas um selbstfahrende Autos. So zeigte die Opel-Mutter General Motors am Sonntag statt eines Roboterwagens die nächste Generation des Elektromobils Chevrolet Volt, zunächst aber ohne nähere Details. Der französische Elektronik-Anbieter Parrot präsentierte einen Bordcomputer im Autoradio, der auch aktuelle Autos smart machen soll. Das Gerät mit dem Namen RNB6 kann Apps von iPhones und Android-Smartphones auf seinen Bildschirm bringen. Außerdem kann daran eine Cockpit-Kamera angeschlossen werden, die Daten für Fahrassistenz-Systeme liefern soll. Parrot müsse mit dem Konzept allerdings gegen eine harte Konkurrenz von klassischen Autozulieferern antreten, räumte Parrot-Gründer Henri Seydoux ein.

Update 13:30 Uhr: Technische Details des Fahrzeugs und der Funktionsweise ergänzt. (vbr)